Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Grollen drang aus seiner Kehle.
    Die Kommandantin fuhr herum und riss Franty mit sich, der sich nur auf die eine Hand konzentrierte und völlig vergaß, dass diese biologischen Kampfmaschinen vier Arme hatten. Sie reagierte keine Sekunde zu früh, denn fast gleichzeitig pendelte der rechte Handlungsarm zur Seite. Obwohl der Schlag eher einer Muskelkontraktion zuzuschreiben war als einer bewussten Regung, hätte er ihnen beiden die Beine zerschmettert.
    »Er lebt!« Franty wurde blass.
    »Und er wacht auf!« Sharita wich zurück, ließ den massigen Körper dabei aber keine Sekunde aus den Augen. Ringsum wucherte das Gras, es stand inzwischen schon kniehoch und begann, den Körper des Haluters einzuhüllen.
    Eine zweite, schon weitaus heftigere Armbewegung ließ entwurzelte Pflanzen und Gesteinsbrocken davonspritzen.
    »Das ist nicht Tolot!« Die Kommandantin hatte ihren schweren Kombilader gezogen und justierte die Waffe mit wenigen schnellen Griffen. »Wenn er ganz zu sich kommt, sollten wir...«
    »Was ist los bei euch?«, erklang Alemaheyu Kossas Stimme im Helmempfang.
    Die Bestie ruckte hoch. Ihr Oberkörper spannte sich, dann stieß sie ein wahrhaft ohrenbetäubendes Brüllen aus.
    »Scheiße«, fluchte Catchpole. »Das ist wirklich nie im Leben To-lot!«
    Die Bestie starrte sie an. Alle drei gleichzeitig. Ein Stück weit pendelten ihre Augen vor dem Schädel, dann ließ sie sich schwer zur Seite fallen und brachte dabei den Mauerrest zum Einsturz. Noch schien sie ihre Bewegungen nicht unter Kontrolle zu haben.
    »Lauft!«, stieß Sharita hervor. »Lauft um euer Leben!«
    Sie hetzte ebenfalls los, obwohl sie wusste, dass es eigentlich aussichtslos war. Das Pflanzendickicht reichte ihr schon bis fast zur Hüfte, und der Widerstand machte sich deutlich bemerkbar.
    »Nicht zur PALENQUE!«, rief sie, als Franty vor ihr die Richtung wechselte. »Das ist zu weit!«
    Der Prospektor wandte sich ihr zu, doch die Bewegung ließ ihn straucheln. Ein paar Sekunden lang verschwand er im Grün, dann tauchte er wieder auf und riss den Strahler hoch ...
    »Zur Space-Jet!«, befahl Sharita. »Schnell!«
    Mit gut zwanzig Metern Vorsprung hastete Catchpole durch das Gras und blickte nur flüchtig über die Schulter zurück. Er hatte ebenfalls erkannt, dass die Jet ihre einzige Rettung war, sobald der Koloss angriff. Nicht nur, weil der Diskus neuester Bauart über einen Paratronschutzschirm verfügte, sondern vor allem wegen seiner Bewaffnung.
    Mehr als einen halben Kilometer mussten sie überwinden.
    Die Bestie wälzte sich herum und stemmte sich auf den Brustarmen hoch. Sekundenlang verharrte sie, dann schien sie sich zusammenzukrümmen und stieß sich ab. Geröllbrocken spritzten durch die Luft. Franty schlug Haken wie ein Hase, als er das Monstrum auf sich zukommen sah, und feuerte.
    Sharita schoss gleichzeitig. Sie hatte ihren Kombilader auf Nadlerwirkung umgeschaltet. Eine kaum sichtbare Rauchspur hinter sich herziehend, jagte die Salve winziger Explosivgeschosse der Bestie entgegen. Zwanzig kleine Detonationen, von denen jede ausgereicht hätte, einen wütenden Elefantenbullen zu stoppen, verschmolzen miteinander zu einem brodelnden Glutball.
    Franty war stehen geblieben und feuerte mit scharf gebündeltem Thermostrahl.
    »Lauf!«, rief die Kommandantin. »Nicht warten!« Sie hastete ebenfalls weiter und sah, dass die Bestie in die Knie gebrochen war und mit zuckenden Bewegungen um sich schlug.
    Einige Sekunden Zeitgewinn brachte das, nicht mehr. Sharita zündete die zweite Hälfte des Nadlermagazins, doch die Mehrzahl der Explosionen verpuffte wirkungslos, weil die Bestie erneut vorwärtsschnellte. Allerdings schien sie angeschlagen zu sein, sonst hätte sie Franty kaum um mehrere Meter verfehlt. Mit gewaltigen Sätzen jagte der Koloss an dem Prospektor vorbei, der endlich begriff, dass er diesen Gegner mit seinem Handstrahler nicht aufhalten konnte.
    Hinter ihm warf sich die Bestie erneut herum.
    Catchpole hatte schon mehr als die halbe Distanz zur Space-Jet hinter sich gebracht, aber Franty konnte es kaum noch schaffen, zumal das Pflanzendickicht mittlerweile auch ihm bis zur Leibesmitte reichte. Die Bewegungen, mit denen er sich durch das wogende Grün arbeitete, wirkten grotesk, während der vierarmige Verfolger einfach voranstürmte.
    Ein greller Blitz überschüttete das Gelände mit zuckendem Feuerschein. Kein Einschlag war zu hören, nur das Fauchen der schockartig erhitzten Luft, und als Sharita sich im Laufen

Weitere Kostenlose Bücher