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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Geschichte, morgen schon Legende und übermorgen vergessen.
    »Maphan...?«
    Er blinzelte und massierte sich die Augen. In seinen Schläfen dröhnte das Blut. Er hatte den Eindruck, aus einer endlos langen Ohnmacht zu erwachen.
    »Es geht mir gut«, log er. Dass es wenig überzeugend klang, sah er dem Ersten Offizier an.
    Auf jeden Fall hatte er seine Entscheidung getroffen. »Wir fliegen nach Drorah! Ma-Techten Jehan Hattusk, bis auf Widerruf übertrage ich dir das Kommando über die UMBERIA und die LEMMAK.«
    Der Erste Offizier nickte knapp.
    »Noch etwas«, fügte er hinzu. »Ich benötige eine Hyperkom-verbindung in meine Kabine: Admiral Mechtan von Taklir, chiffriert und gerafft. Höchste Priorität.«
    Ein Lächeln huschte über Hattusks bis eben noch verhärtetes Gesicht. Darauf hatte er ebenso gehofft wie jeder Offizier in der Zentrale. Seine Welt war wieder in Ordnung.
    Niemand fragte nach Achab ta Mentec. Auch nicht nach Levian Paronn, das schon gar nicht. Sie schwiegen den Lemurer tot. Das war wohl die beste Möglichkeit, sich mit etwas auseinanderzusetzen, was keiner wahrhaben wollte.
    Als Paronn sich aus dem Kommandantensessel erhob und zum Schott ging, folgten ihm nur noch wenige Blicke. Er wandte sich nicht einmal um, als er auf den Hauptkorridor hinaustrat. Die UMBERIA war nur eine flüchtige Episode in seinem Leben. Vielleicht nicht mehr lange, dann würde sie der Vergangenheit angehören. Für immer.
    Levian Paronn war wieder zuversichtlich.
    Ohne Zuversicht ließ sich die Zeit nicht ertragen.
    Der Admiral war nicht erreichbar. Weder über das Flottenhauptquartier auf Drorah noch über seine private Kennung, und das war äußerst ungewöhnlich. Paronn hatte bislang nie länger als nur wenige Minuten auf ein Gespräch mit dem Takhan warten müssen.
    »Die Auskünfte bleiben lapidar«, meldete der Funker. »Es hat den Anschein, als verschweige bewusst jeder den Aufenthalt des Admirals.«
    »Dranbleiben!«, befahl Levian. »Sobald Takhan Mechtan von Taklir aufgefunden ist, will ich informiert werden. Unter allen Umständen.« Mit einer hastigen Handbewegung unterbrach er die Bordsprechverbindung.
    Die Bildwand seiner geräumigen Kabinenflucht zeigte das Abbild der Sterne, wie es im Panoramaholo der Zentrale zu sehen war. Für kurze Zeit ließ Levian sich von der Wiedergabe ablenken. Irgendwo da draußen, zwischen der gleißenden Helligkeit von Milliarden Sonnen und den ausgefransten Schatten der Staubwolken, lauerten die Bestien. Er konnte sie förmlich riechen. Sie waren da, sammelten sich und würden losschlagen, gleichgültig, ob schon in wenigen Tagen oder erst in einem Monat.
    Paronn ballte die Fäuste. Er begann eine unruhige Wanderung, fühlte sich eingesperrt wie ein Raubtier in einem viel zu engen Käfig.
    Seine Ungeduld wuchs. Eine Ewigkeit lang hatte er gewartet und einsam unter Fremden gelebt, jetzt konnte er nicht mehr. Er musste das Schicksal zwingen. Damals, im Großen Tamanium, hatte es zur täglichen Routine gehört, die Waffen zu überprüfen. Immer und an jedem Ort hatten die Bestien überraschend zuschlagen können. Dann war die eigene Waffe wenigstens gut genug dafür gewesen, sich selbst das Leben zu nehmen - besser allemal, als von den Bestien verschleppt, verhört und gefoltert zu werden.
    An Bord der ACHATI UMA hatte er sich zum ersten Mal wirklich frei gefühlt, als hätte sich ein Schatten von ihm gelöst. Die Waffe war unwichtig geworden, nicht mehr als das verstaubende Relikt der Nacht des Krieges. Auch auf Drorah hatte sie ihm nicht mehr als ein Statussymbol bedeutet, unerlässlich für einen Flottenoffizier, doch benutzt hatte er sie nie.
    Und nun? Sorgfältig löste er das Energiemagazin und ersetzte es durch ein volles. Er überprüfte den Kühlmantel auf Schäden, die eine Leistungsreduzierung befürchten ließen, und justierte die Abstrahlmündung neu.
    Gewann die Waffe endlich Gewalt über ihn? Jäh hielt er inne, sein Kopf ruckte hoch. »Du hast mich gezwungen, das zu tun«, sagte er ins Leere, und es klang wie der Versuch einer Entschuldigung. »Erst hast du mir mein Diarium geraubt, dessen Inhalt alles hätte zunichtemachen können, dann wolltest du mir sogar meinen Willen nehmen. Du weißt gar nicht, was du damit angerichtet hast, Boryk.«
    Wahrscheinlich hatte der Klon den Strahltreffer nicht überlebt. Es war seine eigene Schuld gewesen.
    Heftig stieß Paronn die Waffe in das Halfter zurück. »Nicht nur du musstest sterben, Boryk«, murmelte er. »Nicht nur

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