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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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ging ein neuerlicher Ruck durch die Space-Jet. Ein anderes Bild zeigte, dass der vierarmige Koloss sich tiefer unter dem Rumpf aufrichtete, sich mehrmals ruckartig in die Höhe warf und dabei Schwingungen auslöste, die das Beiboot erzittern ließen. Warnanzeigen verrieten, dass die Außenhülle eingedrückt wurde.
    Augenblicke später fuhr die Bestie herum und sprang mit aller Kraft gegen eins der hydraulischen Landebeine. Das Splittern war selbst ohne akustische Verstärkung bis in die Zentrale zu hören.
    Einem zweiten, noch heftigeren Ruck folgte ein unheilvolles Kreischen. Catchpole fluchte erbärmlich. Er schaffte es nicht, die Jet zu stabilisieren. Ganz langsam neigte sie sich zur Seite.
    »Die Automatik zuschalten!«, rief Sharita.
    »Wie?«
    »Was ist los bei euch?«, erklang es von der PALENQUE. »Wo steckt die Bestie?«
    »Unter uns«, bemerkte Sharita trocken.
    Harriett Hewes schien nicht zu verstehen. »Was soll das heißen, unter uns?«.
    »Wie ich's sage. Das Biest versucht, an Bord zu kommen.«
    Das Dröhnen erklang jetzt aus dem Bereich der Bodenschleuse.
    Selbst die Waffen der Jet konnten die Bestie da nicht erreichen.
    Sharita stand inzwischen neben dem Pilotensessel und zog das Holodisplay zu sich heran. In rascher Folge entstanden geometrische Figuren, dann zeigte sich ein stilisiertes Abbild der Space-Jet.
    Das schrille Geräusch reißenden Stahls hallte durch das Schiff. »Das Biest schafft es noch, an Bord zu kommen.« Catchpole hatte den Pilotensessel für Sharita geräumt und stand nun vor dem Waffenarsenal. Er entnahm dem Fundus einen armlangen, dickläufigen Werfer für Fusionsgranaten und ein komplettes zweites Munitionsmagazin. »Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.« Wie eine Verwünschung stieß er den Satz hervor. »Ich nehme das Monstrum mit in die Hölle. Das bin ich schon Teodoro schuldig.«
    Sharita reagierte nicht darauf. Sie sah, dass er die Munitionszuführung überprüfte, sich hastig bekreuzigte und noch einmal in ihre Richtung schaute.
    »Ich verstehe jetzt, wie den alten Lemurern zumute gewesen sein muss. Aber sie hatten Millionen dieser Bestien gegen sich.«
    Das Wimmern zu schnell auf Volllast geschalteter Speicherbänke erklang. Unter dem Zentraleschott blieb Catchpole noch einmal stehen.
    »Ich schalte um auf Paralysemodus«, meldete Harriett Hewes schon zum zweiten Mal. »Damit sollten wir das Biest wenigstens vorübergehend außer Gefecht setzen können.«
    Sharita hatte auf den ersten Ruf nicht reagiert. Auch jetzt zögerte sie und konzentrierte sich nur auf den Startvorgang. Jahrelang hatte die Crew auf ein solches Beiboot gewartet, und endlich hatte Hayden Norwell das unmöglich Scheinende erreicht und sogar ein Schiff erhalten, das moderner als die PALENQUE war. Ohne entsprechende Hypnoschulungen würde wohl außer Pearl Laneaux jeder an Bord Anlaufschwierigkeiten haben.
    »Keine Paralyse!«, stieß Sharita kurzatmig hervor, während die Space-Jet abhob. »Willst du Crest und mich ebenfalls außer Gefecht setzen?«
    Die Partikelströme rissen den Boden auf und ließen ein Feuerwerk nach allen Seiten davon sprühen. Aber es war nur für Sekunden zu sehen, dann hatte die Jet schon deutlich an Höhe gewonnen.
    Catchpole kam in die Zentrale zurück. Er musste auf halbem Weg umgekehrt sein. »Die Bestie ist noch da«, stieß er ungläubig hervor. »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Klammert sich irgendwo fest«, erwiderte Sharita. »Wenigstens haben wir keinen Druckabfall.«
    Zwanzig Kilometer Höhe inzwischen. Die Space-Jet entfernte sich vom Landeplatz der PALENQUE. Die Verbindung über Helmfunk zum Mutterschiff war bereits bis auf unverständliche Störgeräusche zusammengebrochen.
    »Wir müssen sie loswerden!«, drängte Catchpole.
    Sharita schwieg dazu. Fünfzig Kilometer Höhe. Sie zwang die noch immer namenlose Space-Jet in den horizontalen Flug. Den Schutzschirm hatte sie nicht aufgebaut, obwohl der Bordrechner sie darauf aufmerksam machte. Inzwischen zog die Space-Jet einen fahlen Schweif ionisierter Gase hinter sich her.
    Stundenlang konnte ein Haluter ohne Schutzanzug im Vakuum des Weltraums überleben. Sharita ging davon aus, dass das ebenso auf die Bestien als Vorfahren der Haluter zutraf. Auch wenn die Geräusche aus dem Bereich der Bodenschleuse leiser geworden waren, die Bestie war nach wie vor da - eine aberwitzige Leistung, vor allem, wenn Sharita die Verwundungen des schwarzhäutigen Riesen bedachte. Hartnäckiger konnte auch ein Kampfroboter nicht

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