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PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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reagieren. Die Kommandantin fragte sich, ob alle Bestien zu derart extremen Leistungen bis hin zur völligen Selbstaufgabe fähig waren, oder nur besondere Exemplare. Hätte Icho Tolot ebenfalls eine solche Zähigkeit bewiesen?
    Ortungsanzeige.
    Die Space-Jet wurde von einer fremden Station eingepeilt.
    Instinktiv riss Sharita das Beiboot aus dem Kurs und drückte es wieder tiefer.
    Der Thermoschuss, von einem Bodenfort abgefeuert, verfehlte den Diskus nur um wenige Dutzend Meter. Angesichts der hohen Geschwindigkeit war das nicht einmal um Haaresbreite.
    Sharita reagierte ohne nachzudenken. Im Zickzackkurs jagte die Jet zurück in die tieferen Luftschichten. Der Paratronschirm hatte sich selbsttätig aufgebaut, zwei Streifschüsse ließen die düsteren Aufrisserscheinungen entstehen, von denen die auftreffenden Energien in den Hyperraum abgeleitet wurden. Die Schirmfeldbelastung
    schnellte bis fünfundneunzig Prozent empor.
    Die altbewährten Feuerleitkontrollen waren von den Konstrukteuren dieses Jet-Typs nicht verändert worden. Sharitas Schaltungen erfolgten präzise und kompromisslos; die meiste Arbeit nahm ihr ohnehin der Syntron ab.
    Zielerfassung.
    Laden des Transformgeschosses - vom Kaliber durchaus der Feuerkraft der PALENQUE vergleichbar.
    »Wir schaffen es nicht«, stöhnte Catchpole.
    Die Kommandantin schwieg. Vielleicht eine halbe Minute war seit dem ersten Feuerschlag vergangen, aber schon konnte die Space-Jet der gegnerischen Nachführung nicht mehr entkommen. Im Sekundentakt schlugen die Thermoschüsse in den Schutzschirm ein, der sich flackernd verfärbte.
    Belastungsanzeige 100 Prozent, 103 ... 106 ... Warnbereich. Den aufheulenden Rot-Alarm ignorierte Sharita. Im nächsten Moment kippte sie die Space-Jet und zog sie wieder steil in die Höhe. Im Systemholo der Transformkanone liefen die Anzeigen für Fluchtgeschwindigkeit, Kurs und Zielerfassung ineinander.
    Zusammenbruch des Schutzschirms. Der nächste Strahltreffer würde das Beiboot vernichten.
    Lautlos entstofflichte der Sprengsatz, zündete und materialisierte im selben Sekundenbruchteil exakt im Ziel. Sharita hatte das entsetzliche Empfinden, die Zeit bliebe stehen. Sie sah das Aufblitzen tief unter sich, sah einen glutenden Thermostrahl heran zucken, doch diesmal blieb die Space-Jet verschont.
    Hinter dem Diskus brach die Erde auf. Wie eine Blase wölbte sich der Boden unter der Bestienstation. Passe entstanden in der dünner werdenden Kruste, dann brach die Glut der Explosion daraus hervor und weitete sich kreisförmig aus. An den Rändern dieses Kreises stachen Flammensäulen empor, Anzeichen von Folgeexplosionen.
    Ein neues Geschoss für die Transformkanone war geladen und feuerbereit. Sharita bedeutete Catchpole, noch abzuwarten.
    Dem hoch in die Atmosphäre geschleuderten Material folgte dichter Rauch, der wie ein gewaltiger Pilz über der Station aufwuchs. Brodelnde Glut und Schwärze vermischten sich.
    Die Space-Jet wurde nicht mehr angegriffen. Sharita zog sie in einer weiten Kurve zurück.
    Das war der Moment, in dem Crest Julian Catchpole feststellte, dass sie ihren »blinden Passagier« verloren hatten.»... werden wohl nie herausfinden, ob die Bestie einfach nur abgestürzt ist oder von überschlagenden Energien des zusammenbrechenden Schutzschirms getötet wurde.«
    »Ich will es gar nicht wissen.« Die Kommandantin bedachte den Prospektor mit einem verweisenden Blick. »Was auf dieser Welt abläuft, ist für uns eine Nummer zu groß.«
    »Mindestens eine.« Catchpole nickte.
    Der Rauchpilz stand wie ein düsteres Fanal über dem Land. Sha-rita steuerte die Space-Jet nach einer weit ausgeflogenen Kurve darauf zu. »Trotzdem müssen wir uns um die Station kümmern! Die PALENQUE verlässt Gorbas-Vier nicht, bevor wir wissen, was mit unseren Leuten geschehen ist.«
    Sie sah, dass Catchpole zu einer Erwiderung ansetzte, sich im letzten Moment aber den Widerspruch verkniff.
    »Und wenn es wirklich so sein sollte, will ich wenigstens Gewissheit haben«, fuhr sie fort.
    Die Sonne stand zwar noch über dem Horizont, war mit ihren schwächer werdenden Strahlen aber machtlos gegen die frühe Nacht, die sich mit dem Rauch ausbreitete.
    Keine neue gegnerische Ortung, kein Beschuss. Sharita bremste die Space-Jet ab.
    Das Gelände unter dem Diskus war felsig gewesen, nicht gebirgig, aber doch von sanften Hügelketten geprägt. In der üppigen Vegetation klafften nun breite Brandschneisen, und die tobende Flammenhölle breitete sich aus.

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