Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

PR Lemuria 06 - Die längste Nacht

Titel: PR Lemuria 06 - Die längste Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Strahler im Anschlag, starrte Norwell in die Tiefe. Hin und wieder zeigte sich eine schemenhaft schlängelnde Bewegung. »Da unten sind etliche dieser Biester«, gestand er widerwillig ein. »Sie scheinen aus den abgerissenen Armen zu wachsen. Wir sollten sie erledigen!«
    »Vergiss sie!«, sagte Rhodan.
    »Aber... sie werden uns folgen!«
    »Wissen wir, was hinter der nächsten Ecke lauert? Das Leben auf dieser Welt erweckt den Anschein, als hätte Pandora ihre Büchse geöffnet.«
    »Wer?«, fragte Norwell. »Und welche Büchse?«
    Tolot wandte sich dem Prospektor zu und brach dann in ohrenbetäubendes Gelächter aus. Immerhin hatte er noch die Geistesgegenwart, den Helmfunk abzuschalten.
    »Pandora entstammt der griechischen Mythologie«, erklärte Rhodan. »Als sie ihre Büchse öffnete, entwichen alle in ihr gefangenen Übel und breiteten sich auf der Erde aus.«
    »Ach.« Norwell warf einen letzten zweifelnden Blick in die Tiefe, bevor er Rhodan und den anderen folgte.
    In den letzten fünfundzwanzig Minuten hatte sich ihre Umgebung merklich verändert. Sie war technischer geworden. Viele kleinere Hallen waren ineinander verschachtelt, gingen teilweise nahtlos ineinander über und erweckten doch den Eindruck, dass sie jede für sich einem speziellen Zweck dienten. Augenscheinlich lagen hier die Lebenserhaltungssysteme für die Aufzuchtshallen. Gewaltige Rohrleitungen, kugelförmige Tanks mit den Ausmaßen kleiner Raumschiffe, dazu Steuerungsanlagen, die, so schien es jedenfalls, in gläserne Blöcke eingeschmolzen worden waren, damit der Zahn der Zeit nicht an ihnen nagte ...
    »Ich ahne deine Gedanken, Rhodanos«, sagte Tolot unvermittelt. »Aber schlag dir das aus dem Kopf.«
    Der Terraner nickte zögernd. Er hatte tatsächlich erwogen, die Lebenserhaltungssysteme der Station zu zerstören. Doch für ein effektives Vorgehen hätte er mehr Fusionsgranaten benötigt, als ihm zur Verfügung standen.
    Erneut hatte er seinen Notfall-Rafferimpuls abgestrahlt, aber keine Antwort empfangen.
    »Die Anlage ist zu weitläufig«, erklärte Tolot. »Ich glaube nicht, dass von hier aus alle Aufzuchttanks versorgt werden. Einige zehntausend vielleicht - aber keinesfalls die gesamte heranwachsende Invasionsarmee. Außerdem haben sich die beiden Bestien schon bewegt. Wenn wir jetzt in das System eingreifen, erreichen wir bestenfalls, dass sie eher aktiv werden.« Er hantierte kurz mit seinem Ortungsgerät. »Es gibt schwache Steuerimpulse. Sie kommen in unregelmäßigen Abständen und auf einer sehr schwer anzumessenden Frequenz. Außerhalb des Stützpunkts ist das mit Sicherheit nicht nachweisbar. Immerhin haben nicht einmal die Akonen des Schürf-trupps bemerkt, dass sie diese Welt mit ihren Erbfeinden teilten.«
    »Erst, als es für sie zu spät war«, bestätigte Rhodan bitter. »Ich frage mich, für wie viele weitere Welten das ebenfalls zutrifft. Womöglich besiedelte Planeten.«
    »Wir werden es erfahren«, versprach Tolot. Augenblicke später deutete er mit zwei ausgestreckten Armen zwischen kompakten Elementen hindurch, die wie Energiewandler an Bord von älteren Raumschiffen wirkten. »Aus dieser Richtung kommen die Steuerimpulse. Irgendeine Art von Kontrollraum liegt vor uns.«
    Sie marschierten weiter durch die dunkle und bedrückende, vor allem endlos weit ausgedehnte Welt. Die Station der Bestien mochte sich über hunderte Kilometer hinweg erstrecken, und die Bedrohung war allgegenwärtig.
    Rhodan beobachtete seine Begleiter. Keiner war eine solche Anspannung gewohnt. Vielleicht war Solina Tormas die Einzige, die ähnliche Anlagen schon gesehen hatte. Aber selbst wenn, so waren das abgesicherte, für die Forschung freigegebene Stützpunkte gewesen, in denen es außer Staub und Langeweile sowie der Gefahr, sich zu verlaufen, keine anderen Gegner gab.
    Immer wieder ließ Tolot sich auf die Brustarme nieder und eilte voraus. Es war erschreckend, wie schnell der Lichtkegel seines Scheinwerfers in dieser Umgebung verschwand. Tausende Bestien konnten ganz in der Nähe lauem, und niemand würde sie sehen.
    Hin und wieder klang eine dünne Stimme im Helmfunk auf, dann redete Boryk im Halbschlaf. Doch sein Gemurmel blieb weitgehend unverständlich. Wahres und Erträumtes, wild zusammen gemischt zu einem Traum, der ihn seine Wunden vergessen ließ. Boryk wimmerte und lachte gleichzeitig, weinte, klammerte sich an Shimon fest, der ihn wieder trug, als hätte er Angst davor, andernfalls in unergründliche Tiefen zu

Weitere Kostenlose Bücher