Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
Vom Netzwerk:
es kam Manoli vor, als hätte das Wort etwas leiser geklungen, ganz so, als wäre sich die Mikropositronik nicht ganz sicher.
    Zitternd griff der Unglückliche nach dem auf seinem Schreibtisch aufgestellten Display, das Manoli für einen Bilderrahmen gehalten hatte, und stand auf.
    »Ich warte!«, zischte der Vorgesetzte und packte den anderen an der Schulter. »Sie gehen voraus.«
    Unter den gesenkten Blicken der restlichen Mannschaft verließen die beiden das Büro.
    Manoli wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, ehe er geduckt an der Wand entlangschlich.
    Wenn sich jetzt nur bloß keiner umdreht! , dachte er, doch die Topsider waren in der Angst vor ihrem Vorgesetzten so in ihre Aktivitäten vertieft, dass sie ihn nicht bemerkten. Einmal nur hörte er das Züngeln des Echsenwesens vor ihm, aber bevor der Topsider seinen Kopf aus dem Rund der Hologramme drehen konnte, war Manoli bereits zwei Arbeitsplätze weiter in Deckung gegangen.
    Er musste vorsichtiger sein! Obwohl ihn die Geruchswahrnehmung der Topsider nicht mehr verblüffte, konnte sie ihm gefährlich werden. Das hatte er auf diesem Planeten schon zu oft erlebt. Außerdem befürchtete er, dass ihm gegen diese geschärften Sinne nicht einmal die Tarnfunktion eines arkonidischen Kampfanzugs geholfen hätte. Sicherheitshalber robbte er die letzten Meter und erreichte unbehelligt die Außenwand des Turms mit ihrem Panoramafenster.
    In der Ecke des Raumes, wo das Glas in der Wand verschwand, fand er einen Hebel, der den nächsten Schritt in die Freiheit bedeutete. Aber ...
    Seine Hände zitterten. Wenn er den Öffnungsmechanismus betätigte, würden die Topsider auf ihn aufmerksam werden. Und sie würden sich fragen, was ein Arkonide auf der Galerie ihres Büroturms zu suchen hatte. Binnen Minuten würde es hier nur so von Sicherheitsleuten wimmeln. Das heißt, sie durften ihn nicht sehen.
    Er hob den Kopf und warf noch einmal einen Blick in den Raum, aber die Topsider arbeiteten konzentriert. Zögernd hob er den Arm.
    Drei – zwei – eins – los!
    Kaum dass er den Hebel berührt hatte, fuhr ein Teil der Glaswand zur Seite. Eine Windbö fauchte Manoli entgegen. Ein Satz, und er stand draußen auf der Galerie, ein zweiter, ein dritter. Die Glastür glitt zu, aber da hockte er längst mit dem Rücken zur Wand im Sichtschatten einer Stahlstrebe.
    »Mann, was für ein Tag!«, hörte Manoli gedämpft durch das Glas einen der Männer im Raum, aus dem er geflohen war. »Erst Rach-Pesp und jetzt die Frischlufttür. Ist der Sensor schon wieder defekt?«
    »Wahrscheinlich«, sagte eine zweite Stimme.
    »Kümmere dich um deine Videoüberwachung!«, keifte ein Dritter. »Wir müssen die Kaltblütigen finden, sonst wird Megh-Takarr ungemütlich.«
    Dann war Ruhe. Nur der Wind blies heftig wie vor einem Gewitter und trug von den Häuserschluchten der Stadt die seltsamsten Botschaften herauf. Wie New York in jedem Stadtteil anders roch, so besaß auch Kerh-Onf seine speziellen Gerüche. Das Regierungsviertel Sendschai-Karth unterschied sich darin vom verruchten Stadtteil Khir-Teyal wie der Duft der vornehmen Parfüms der Upper Eastside von den Pferdeäpfeln des Central Parks.
    Er hatte kaum die Muße, den Moloch von Stadt, den Kerh-Onf darstellte, zu bestaunen. Trotzdem ließ er seinen Blick von den schlanken Wohntürmen mit ihren aufgespießten Kugeln zu den Schiffen schweifen, die vom Raumhafen am Rand der Ebene in den Weltraum starteten. In seiner Jugend hatte er die phantastischen Bilder von Chris Foss und Stephan Martiniere bewundert, aber die Wirklichkeit dieser Megalopolis stellte alles in den Schatten.
    Manoli gab den Topsidern noch zwei Minuten, dann sollten sie den Vorfall mit der Glastür vergessen haben und sie nicht mehr beachten. Vorsichtig spähte er hinein. Und wirklich, alle hatten sich hinter ihren Holos verschanzt.
    Dann los!
    Er sprintete an der Panoramawand vorbei zu einem abgetrennten Bereich der Galerie, wo die Öffnung des Rettungsschlauches im Metallgitter der Galerie verankert war. Einfache Piktogramme mit Strichtopsidern erklärten, wie das Ding zu benutzen war: am Griff festhalten, hineinklettern, loslassen; mit breiten Beinen oder dem Stützschwanz die Rutschgeschwindigkeit drosseln.
    Manoli sah sich ein letztes Mal um, aber noch immer war kein Verfolger zu sehen. Auch auf der Plattform Hunderte Meter unter ihm, wo der orangefarbene Schlauch in einem Bogen endete, war niemand. Trotzdem konnte er nicht abschätzen, ob Megh-Takarrs Häscher

Weitere Kostenlose Bücher