PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats
des zweitgrößten Mondes dieser unnatürlichen Ansammlung. Die Drohnen lieferten genügend Details vom Weltraum vor ihnen bis hin zum Zentrum des Feindes, woraus die Schiffspositronik die schematischen Darstellungen des Taktikdisplays errechnete. Farbige Linien zeigten die Bewegungsvektoren der beiden Kreuzer relativ zu Rayold I und seinem gigantischen Schutzschirm – und genauso jene der Feinde. Und eine Linie war nicht dort, wo sie sein sollte.
Novaal stöhnte auf. Durch Brimees' Gier, sein Opfer unbedingt zu vernichten, flog die VESAH einen Kurs viel zu nahe am Schutzschirm von Rayold I, während die AL'EOLD taktisch weitaus günstiger in großer Entfernung an dem größten Gesteinsbrocken vorbeiflog. Die beiden Kreuzer hatten zwar zwei Topsiderschiffe vernichtet, aber die restlichen gegnerischen Einheiten waren unter dem Mond durchgetaucht, hatten ihn an seiner schmalsten Stelle einmal umrundet und schossen nun von hinten auf die VESAH und AL'EOLD zu.
»Achtung, Feind hinter Ihnen!«, rief Novaal. »Sie sind auf sich allein gestellt. Wir sind zu weit entfernt, wir können Ihnen nicht helfen.«
»Verstanden«, antworteten Brimees und Jordiin wie aus einem Mund. Mit grimmigem Gesicht wandten sie sich an die Positroniken, um die Waffen neu auszurichten.
Aber die VESAH war viel zu nahe an den Verteidigungsanlagen des Mondes. Die Bordkanonen der topsidischen Kampfschiffe unterstützten die überschweren Impulskanonen von Rayold I und deckten den Kreuzer mit zusätzlichen Salven ein.
Brimees ließ die VESAH Ausweichmanöver fliegen, aber die Korpuskelwellen folgten jeder Bewegung. Für den Schweren Kreuzer gab es kein Entrinnen. Wie eine reife Frucht, die ein Wahnsinniger mit Sprengstoff präpariert hatte, platzte das Schiff. Explosionen zerfetzten es in einzelne Sektionen, die vom Zentrum der Detonation radial weggeschleudert wurden.
Mit einem schrillen Pfeifton übersteuerten die Ortungsanlagen der KEAT'ARK, und Novaal wusste, dass im Moment sämtliche Orter des Systems von den freigesetzten Energien geblendet wurden. Der Schutzschirm des Flaggschiffes flackerte vor Überlastung, genauso wie die Schirme aller Schiffe im Umkreis – topsidische ebenso wie arkonidische, wie er an seinem Taktikdisplay feststellen konnte.
Und noch ein Schutzschirm flackerte, weil ihn die Explosion der VESAH geschwächt hatte: jener um Rayold I.
Der Moment war gekommen! Novaal gab den Befehl für die gesamte Flotte ...
Sosehr Novaal die Soldaten bedauerte, die mit der VESAH gestorben waren, sie waren die Eintrittskarte in das Spiel, das Rayold I hieß. Er musste nur den nächsten Spielzug machen.
Noch während die Ortungsanlagen quasi blind waren, ließ er die Schiffe in jener Formation antreten, die er Dutzende Male in Gedanken durchgespielt hatte. Auf die Simulation durch die Schiffspositronik hatte er verzichtet, denn sie hätte kein gutes Haar an seiner Planung gelassen – so wie jetzt.
»Empfehle Angriffsplan Orbanaschol«, sagte die Positronik.
Aber er dachte gar nicht daran, den Standardangriffspfeil zu fliegen.
»Überrangkode Novaal«, sagte er deshalb nur.
Wenigstens gab die Positronik nun Ruhe, sodass er seinen Plan weiter umsetzen konnte. Dazu bildeten die ITAK'TYLAM, die vier verbliebenen Schweren Kreuzer und die allerletzte seiner Korvetten, die KEAT'ARK IV, ein unregelmäßiges, dicht gepacktes Sechseck, bei dem sich die Schutzschirme der Schiffe fast berührten. Die Versorgungsfrachter hatten vom Feind aus gesehen hinter den Kampfschiffen Aufstellung genommen. Im Mittelpunkt des Sechsecks, um etwa fünfhundert Meter Richtung Rayold I versetzt, flog die KEAT'ARK auf die feindliche Bastion zu.
Der Verband setzte sich langsam in Bewegung, denn sie konnten nur die Hälfte des Sublichtantriebs einsetzen. Dafür zeigten die Waffentürme beider Polkuppeln Richtung Feind. Wenn die kleine Flotte erst einmal den Horizont von Rayold II überflogen hatte, konnte die topsidische Ortung sie sehen, aber Novaal hoffte, dass es dann für die Verteidiger zu spät war.
Der Korridor nach Rayold I führte zwischen zernarbten Gesteinsbrocken hindurch, und Novaal glaubte mehr als einmal, dass die Schutzschirme einen der Monde streifen würden. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen kamen die Topsider.
Die Feinde warfen ihnen zwei Pulks zu je fünf Kampfraumschiffen entgegen, die von der Ortung herangezoomt wurden. Aus dieser Perspektive erkannte Novaal nur die 48 Meter durchmessenden Kommandokugeln. Die Schiffe
Weitere Kostenlose Bücher