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PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats

Titel: PR NEO 0034 – Die Ehre der Naats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
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geschieht?«
    »Nein, deswegen suche ich ja den Berater«, antwortete Manoli. »Vielleicht sind es wieder die Kaltblütigen.«
    »Jaja, die Kaltblütigen«, sagte der Topsider.
    Manoli hörte einen lang gezogenen Zischlaut. Der Translator übersetzte nicht, aber er konnte sich auch so denken, dass es so etwas wie ein Seufzen war.
    »Viel Spaß«, murmelte er und huschte durch die Schiebetür, kaum dass der Spalt breit genug war. An der Tür zum Gang lauschte er und schob sie eine Handbreit auf. Noch war kein Verfolger zu sehen, aber das konnte sich rasch ändern.
    Manoli lief los und musterte die angrenzenden Türen. Wofür das U-Symbol stand, wusste er nun, aber das hell erleuchtete »O« auf einer der nächsten erregte seine Aufmerksamkeit. Dabei konnte er nur hoffen, dass es nicht das topsidische Äquivalent einer Toilette war. Im Bordell von Bismall-Kehn hatten diese Räume keine Aufschrift gehabt, aber er erinnerte sich mit Schrecken an die handtellergroßen Löcher im Boden, deren Zweck von aufdringlichen Duftstoffen beschönigt wurde.
    Er drückte den Türknopf nach unten und behielt ihn in der Hand, bereit für einen schnellen Rückzug, falls es sich doch um die Toilette handelte. Er hatte Glück oder wiederum nicht. Er war nicht in einem Sanitärraum gelandet, sondern in einem Großraumbüro, in dem auf den ersten Blick anscheinend nur weibliche Topsider arbeiteten.
    Die Arbeitsplätze standen im rechten Winkel zu einem riesigen Panoramafenster, das etwa fünfzig Meter von Manolis Standort an der Tür entfernt einen Ausblick auf die blauen Bergrücken des Omzrak-Gebirges bot.
    Manoli duckte sich hinter ein Gestell mit einem Wasserspender. Die Vorsorge war unbegründet, denn die meisten Topsiderinnen waren in ihre Arbeit versunken. Eine starrte wie in Trance auf den Bilderrahmen neben sich; die übrigen saßen vor Holodisplays, die ihren Kopf zu drei Vierteln umgaben. Erst kam es ihm unhandlich vor, aber er ertappte sich zum x-ten Mal dabei, dass er zu sehr in irdischen Maßstäben verhaftet war. Die Augen der Echsen lagen ziemlich weit seitlich am Kopf, sodass ihr Gesichtsfeld einen weit größeren Bereich abdeckte als bei Menschen oder Arkoniden. Damit war es nur zu verständlich, dass ihre Anzeigen so angeordnet waren, denn sonst hätten sie nur die Hälfte der Informationen untergebracht. Fasziniert beobachtete er die Frauen bei der Arbeit, wie ihre Krallen über die Tischfläche huschten und so Aktionen auf den Holos auslösten.
    Die Anlagen liefen, als hätte es keine Explosionen gegeben. Es schien fast, als hätten sich die Topsider inzwischen an die Anschläge gewöhnt.
    »Hier spricht Sayal-Bekr vom Amt für Terrorismusbekämpfung«, säuselte die Topsiderin vor ihm in ihr Headset.
    Manoli horchte auf. Terrorismusbekämpfung?
    »Ja, genau.« Wieder sprach die Frau, aber Manoli konnte nur undeutlich hören, was ihr Gesprächspartner antwortete.
    »Wir gehen davon aus«, sagte die Frau, »dass Sie zu jener Gruppe von Bürgern aus Kerh-Onf gehören, die vom staatlichen Meinungsforschungsinstitut in den nächsten Tagen befragt werden.«
    »Und was wollen Sie von mir?« Entweder hatte die Topsiderin die Lautstärke hinaufgeregelt, oder der Angerufene war unwillkürlich etwas lauter geworden.
    »Ich?«, flötete die Frau. »Oh, wir möchten nur sichergehen, dass Sie die richtigen Worte finden, wenn Sie vor der Kamera Ihre Meinung zum edlen Megh-Takarr abgeben sollen.«
    »Oh«, machte auch der Topsider am anderen Ende der Funkverbindung.
    »Wir haben Sie im Fokus«, sagte sie weiter. »Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt?«
    »J-ja«, konnte der Mann gerade noch stammeln, ehe die Topsiderin die Verbindung unterbrach.
    Stumm schüttelte Manoli den Kopf.
    Sein Ziel lag jenseits des Panoramafensters, aber dafür musste er an der Wand entlang quer durch den Raum. Er wollte sich schon hinter dem Wasserspender vorbeidrücken, als er in dem Behälter eine Bewegung sah. Was da am oberen Teil des Gestells eingespannt war, enthielt nicht Wasser, sondern war halb voll mit bleichen Engerlingen gefüllt, deren fingerkuppengroße Leiber sich in der kugelförmigen Flasche wanden. Da musste er ja richtiggehend froh sein, dass Bismall-Kehn ihm nur die für Arkoniden genießbaren Speisen aufgetischt hatte. Er bezweifelte, dass er auch nur eine einzige dieser sich krümmenden Insektenlarven hinuntergebracht hätte.
    Er verspürte einen dumpfen Druck im Magen, aber er hätte nicht sagen können, ob er von dem Anblick

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