PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums
Gonozal!«
15.
Atlan da Gonozal
VEAST'ARK
Wir wurden abgeführt. Das halbe Dutzend Soldaten nahm Eric Manoli und mich in die Mitte und dirigierte uns aus dem Raum. Das Letzte, was ich wahrnahm, war Sergh da Teffron, der einen Roboter herbeorderte und ihm den Zellaktivator gab. Dann schloss sich die Tür hinter uns.
Die Hand des Regenten ist ein misstrauischer Mann, bemerkte mein Gedankenbruder.
Und ein gieriger!, ergänzte ich. Er wird nicht widerstehen können. Er wird den Aktivator anlegen.
»Hier entlang!«, befahl einer der Soldaten, zeigte mit der Mündung des Strahlers in Richtung des Schiffsinneren.
Du hast Glück! Sie stoßen euch nicht gleich ohne Schutzanzug ins Vakuum ...
Manoli, der neben mir ging, taumelte. Ich packte seinen Oberarm, schob die andere Hand unter seine Achsel und stützte ihn.
»Keine Angst!«, sagte ich leise, aber nicht so leise, als dass die Soldaten es nicht verstanden hätten. Es hätte sie nur unnötig provoziert, sie vielleicht zu einer Handlung hingerissen, die nicht im Sinn da Teffrons war. Und das durfte nicht sein. Die Zeit arbeitete für uns.
»Ihr Wort in Gottes Ohr.« Manoli atmete tief. Er straffte sich. »Es geht schon wieder. Danke!«
Ich ließ ihn los, bereit, sofort wieder nach ihm zu fassen. Es war nicht nötig. Der Arzt hatte sich wieder gefangen.
Wir gelangten zur mittleren Kugelschale, durchquerten den weiten Raum des Transitionstriebwerks. Hier wurde die geballte Energie der Fusionsreaktoren entfesselt, um das Schiff aus dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Gefüge zu reißen und es in Nullzeit an einen anderen Punkt zu versetzen.
Die Lamellen der Strukturfeldkonverter muteten mich an wie weiße Klippen, deren Anfang und Ende im Dunst verschwanden. Ein Knistern lag in der Luft, eine Andeutung von Ozon. Ich atmete tief ein. Für mich war es der Duft der Sterne.
Ich musterte die Soldaten. Es waren drei Männer und drei Frauen. Sie trugen Uniformen der arkonidischen Flotte, deren Insignien mir unbekannt waren. Seit meinem jüngsten Erwachen hatte ich noch nicht das Herrschaftsgebiet des Imperiums betreten. Es war nicht schwergefallen, nicht zuletzt dank der Bemühungen des Despotats, mir ein Bild von der aktuellen Lage zu verschaffen. Doch die Details des Alltags waren zu vielfältig, als dass ich sie mir aus der Ferne hätte aneignen können.
Ich schätzte die Soldaten auf Ende zwanzig, Anfang dreißig. Das beste Alter, wie ich in den Methankriegen gelernt hatte. Die Leistungsfähigkeit und die Begeisterungsfähigkeit der Jugend waren noch nicht aufgebraucht, aber eine gewisse überlebenswichtige Besonnenheit war eingekehrt. Die jungen Heißsporne, die Arkon mir zu Hunderten geschickt hatte, hatten weder Sternenteufel noch Methans gefürchtet, aber sie verglühten in der Regel rasch – und rissen andere mit.
Ich hatte zu viele von ihnen in den Tod gehen sehen. Nur wenige hatten lange genug überlebt, um Erfahrungen zu sammeln, die sie weitergeben konnten, und noch weniger hatten es wie mein Lehrmeister Tarts auf ein ansehnliches Alter gebracht.
So sentimental?, flüsterte mein Gedankenbruder. Du wirst alt und weich.
Die Flotte ist mein Leben, das weißt du.
Sie war dein Leben, korrigierte der Extrasinn in seiner üblichen Unerbittlichkeit meinen Lapsus. Du dienst jetzt anderen Herren. Und außerdem liegt diese Zeit zehntausend Jahre zurück. Deine Kameraden sind längst tot und vergessen, deine stolze TOSOMA liegt auf dem Grund des irdischen Atlantik!
Ich schwieg. Widerspruch wäre zwecklos gewesen. Mein Gedankenbruder behielt – wie so oft – recht. Aber war es ein Wunder, dass ich Vergleiche anstellte? Die Topsider glaubten, dass die Arkoniden im Niedergang waren. Deshalb hatte der Despot es wagen können, das Imperium herauszufordern. Das böse Wort von der Dekadenz hatte auf Topsid die Runde gemacht. Es hieß, die Arkoniden wären nur noch an den Scheinwelten ihrer Fiktivspiele interessiert.
Der Einsatz der Naats spricht dafür, bemerkte die Stimme in meinem Kopf. Zumindest dafür, dass man sich nicht mehr selbst die Finger schmutzig machen will. Das Imperium hält nur durch gezielte Härte zusammen, deshalb greift der Regent auf die Naats zurück.
Die Logik der Schlussfolgerung war makellos. Doch mochte diese Verweichlichung real sein, sie traf nicht auf diese Soldaten zu. Sie waren drahtig und durchtrainiert, in ihren Gesichtern las ich die Entschlossenheit derjenigen, die an die Richtigkeit der Sache glaubten, der sie dienten.
Alles
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