PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher

einem Systemcheck auffordern, hielt aber im letzten Moment inne. Stattdessen startete sie die Analyse mit einer Reihe manueller Eingaben. Die Erpresser brauchten von ihrer Überraschung nichts mitzubekommen. Eine Sekunde später lag das Ergebnis vor: System intakt, Diagnoseliege arbeitet einwandfrei.
    Wer war dieser Fremde, dass seine Signatur so erheblich von allen abwich, die sie bisher gesehen hatte? Sie musste Gegul informieren. Und ihre Geshur. Vielleicht konnten sie sich diese Unmöglichkeit erklären.
    »Risiken welcher Art?«, wiederholte Bakkro Cherz.
    Auch wenn sie ihn erst seit Kurzem kannte, glaubte sie die Beunruhigung in seiner Stimme zu hören. Sie hoffte, dass ihm aus diesem Grund ihre eigene Verunsicherung entging.
    »Im schlimmsten Fall der Tod.«
     
    Perry Rhodan hatte befürchtet, dass sie das sagen würde. Er sah, wie sich Chabalh erhob und unruhig neben der Liege auf und ab ging. »Und im nicht so schlimmen Fall?«
    Er hob den Kopf leicht von der kühlen Fläche und schaute zu Arga Tasla, die im Zentrum der ringförmigen Konsole stand. Vor ihr schwebten drei Holografien, die ein Chaos aus Hunderten sich schneidender Linien zeigten. Es kostete die Ara erkennbare Mühe, den Blick davon zu lösen und zu ihm zu sehen.
    »Die häufigste Nebenwirkung besteht in Erinnerungslücken«, antwortete sie.
    »Wie häufig tritt sie auf?«
    Arga Tasla lächelte. »Immer. Die Behandlung wird definitiv Inhalte aus Ihrem Gedächtnis löschen. Oder besser: aus Ihrem Gehirn. Das lässt sich nicht vermeiden. Mit Glück passiert das nur mit unwichtigen, längst verschüttet gegangenen Dingen, die Sie ohnehin schon vergessen haben. Mit Pech können Sie sich danach nicht mehr erinnern, wie man atmet. Oder wer Sie sind und was Sie bisher als gut und was als böse ansahen. Die Folgen sind abhängig davon, was Sie vergessen, und dementsprechend vielfältig. Vielleicht merken Sie gar nichts. Vielleicht sind Sie gelähmt, weil Sie nicht mehr wissen, wie man sich bewegt. Oder Ihr Charakter verändert sich.« Sie machte eine kurze Pause. »Darf ich ehrlich sein?«
    »Natürlich.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde das Risiko nicht eingehen.«
    Nur stehen Sie nicht an meiner Stelle. Sie versuchen nicht zu verhindern, dass unzählige Leben dem Regenten des Großen Imperiums zum Opfer fallen.
    Im nächsten Augenblick erkannte Rhodan seinen Irrtum, denn Arga Tasla tat genau das Gleiche wie er. Nur wollte sie nicht einen Planeten, sondern ihre Geshur vor dem Regenten bewahren. Nein, er gefiel sich nicht in der Rolle des Erpressers. Aber um die Erde zu retten, blieb ihm keine andere Wahl. Und deshalb mussten sie auch die Manipulation über sich ergehen lassen, egal wie hoch die Risiken ausfielen. Die Verbrecher, die dem Imperium die VEAST'ARK gestohlen hatten, mussten sterben, um als neue Personen überhaupt eine Chance zu haben, nach Arkon zu gelangen.
    Wie viele Daten lagen im Speicher eines menschlichen oder arkonidischen Gehirns? Wie viele davon umfassten Unwichtigkeiten, wie die Farbe des Kleids von Mary Sedwick aus der Parallelklasse bei der Feier zu ihrem achten Geburtstag oder den Namen des Pudels der alten Miss Fortsworth im Nachbarhaus? Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich lebenswichtige oder wesensbildende Erinnerungen zu verlieren?
    »Ich weiß Ihre Sorge zu würdigen«, sagte Rhodan. »Aber es gibt kein Zurück.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Enderin Tasla«, meldete sich eine körperlose Stimme.
    »Ja?«, fragte die Ara in ein Pad an ihrem Handgelenk.
    »Ein Scheidender ist eingetroffen.«
    »Na und?«
    »Klinikleiter Gegul hat angeordnet, dass Sie die Aufnahmegespräche der nächsten Zeit führen sollen.«
    »Ach ja, richtig.«
    »Bitte finden Sie sich im Aufnahmebereich ein.«
    »Wenn es sein muss.« Sie ließ die Hologramme über der Konsole erlöschen. »Ich muss Sie kurz allein lassen«, wandte sie sich an Rhodan, Belinkhar und Crest. »Die Messung läuft so lange weiter. Bleiben Sie liegen, bis ich Sie abholen komme. Verlassen Sie nicht den Sensorenbereich Ihrer Untersuchungseinheit, sonst müssten wir eine zweite Messung vornehmen. Den eigentlichen Eingriff nehme ich morgen vor. Ach ja, Cherz, sorgen Sie dafür, dass der Purrer die Aufzeichnung Ihrer Signatur nicht ruiniert.«
     
    Die Zähne der Bestie, die aus dem abgestürzten Gleiter gesprungen war, legten sich um Goratschins Hals. Jeden Augenblick erwartete er den tödlichen Biss, doch der blieb aus. Offenbar wollte ihn das pelzige Wesen nicht töten,