PR NEO 0040 – Planet der Seelenfälscher
tatsächlich für das Große Imperium arbeiteten? Dafür sprach auch, dass sie Bakkro Cherz vor einer Stunde in der Nähe des Speichers gesehen hatte. Wenn sie es richtig deutete, hatte er einen scheidenden Ara aus der Geshur Bellasut ausgehorcht. Zufall?
Arga wusste nicht, was sie von der Sache halten sollte. Es war nicht sinnvoll, dass sich Spitzel des Imperiums einer riskanten Operation unterzogen, nur um zu prüfen, ob die Enderin sie ausüben würde. Da konnte man auch von einem Turm springen, um zu sehen, ob man wirklich daran starb. Andererseits war Geguls Einwand nicht von der Hand zu weisen: Wie waren sie an die Aufzeichnungen von Malrathurs gescheitertem Einsatz gekommen, wenn nicht über denjenigen, der auch den Schmuggler ans Imperium verraten hatte?
Nun, morgen würde sie herausfinden, was hinter der Sache steckte. Wenn sie den dreien in die Köpfe schaute – und danach noch fähig war, jemandem davon zu erzählen. Sie gestand es sich nicht gerne ein, aber sie fürchtete sich vor dem Eingriff. Alles in ihr sträubte sich dagegen. Nur zu gut wusste sie, was geschehen konnte. Doch Geguls Anweisung war eindeutig. Sie musste gehorchen.
Und wenn sie versuchte, es ihnen auszureden? Wenn sie ihnen die Gefahren klarmachte, denen sie sich aussetzten? Einen Versuch war es wert. Sie beschloss, den dreien etwas mitzuteilen, worüber sie aus gutem Grund bisher kaum gesprochen hatte.
»Das Hypertron bekämpft zelluläre Erkrankungen mit Bestrahlungen auf fünfdimensionaler Basis. Es regt die Energieproduktion in den Körperzellen an, was auf viele heilbare Krankheiten positiv wirkt.« Sie machte eine kurze Pause. »In Himmelstor erleichtert es zumindest das Sterben. Wie auch immer: Die gängige Behandlung verändert die Individualsignatur durch den Eingriff in den Energiehaushalt, allerdings nur kurzfristig. Nach wenigen Minuten normalisiert sich die Signatur. Streng genommen ist auch diese Bestrahlung illegal, jedoch toleriert sie das Große Imperium wegen der therapeutischen Wirkung.«
Sie wollte sich von Garr Sepron und seinem Patienten im Hypertron abwenden, um die Pseudoscheidenden in den Untersuchungsraum nebenan zu führen, da erklang aus dem Strahlungsgerät ein durchdringendes Wimmern. Also blieb sie stehen. Schließlich sollten die Erpresser merken, worauf sie sich einließen.
Der Purrer neben Bakkro Cherz gab ein leises Grollen von sich. Erkannte er in der Behandlung eine Bedrohung für seinen Herrn? Damit läge er richtig.
»Ich dachte, das Verfahren dient zur Schmerztherapie?«, fragte der Arkonide Sherk da Rebuzal. »Es klingt für mich nicht so, als sei der Patient schmerzfrei.«
»In Himmelstor nennen wir sie Scheidende . Aber Sie haben recht, die Bestrahlung ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Immerhin greift sie in den Energiehaushalt der Zellen ein, was nur bei nicht narkotisierten Körpern möglich ist. Die meisten Todgeweihten, die sonst jeden einzelnen Augenblick ihres restlichen Lebens unter Schmerzen leiden würden, nehmen diese Qual aber gerne in Kauf, wenn sie dadurch anschließend Linderung erfahren. Für jeden anderen ist es ... nun ja, unangenehm. Sehr unangenehm.« Sie hoffte, die drei Manipulationswilligen verstanden, was sie ihnen damit sagen wollte. »Folgen Sie mir bitte nach nebenan zu einigen Untersuchungen.«
Sie verließ den Behandlungsraum und führte die vier in einen großen runden Saal, der bis auf eine ringförmige Kontrollkonsole im Zentrum keinerlei Einrichtungsgegenstände aufwies. Akustikfelder strahlten ein dezentes Rauschen ab, das die Scheidenden beruhigen sollte. Da der komplett in Weiß gehaltene Untersuchungssaal auf die meisten Lebewesen sehr kühl und in seiner Leere bedrohlich wirkte, war dies häufig auch nötig.
»Ihnen ist vielleicht das Prallfeld um das Hypertron aufgefallen«, sagte Arga auf ihrem Weg zur Konsole. »Es soll dafür sorgen, dass ein Außenstehender während einer Behandlung nicht in die Nähe des Energieflusses gerät. Denn eine kontrollierte Bestrahlung ist nur in der Röhre möglich. Die es umgebende Streustrahlung hingegen ...«
Der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken. Die Erinnerung schmerzte zu sehr. Sie trat in den Konsolenring, ließ die Finger über die Holotastatur gleiten und hoffte, dass ihre Begleiter nichts von ihrem Unbehagen merkten. In der Wand des Saals glitten drei Luken auf, und Pritschen fuhren hervor, die sich innerhalb von Sekunden zu gut ausgerüsteten Untersuchungsliegen entfalteten. Eine Batterie von
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