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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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blickte. »Mir ist nur ein wenig heiß.«
    »Nur ruhig bleiben«, sagte Krikaljow. »Wir gehen langsam auf zwei Komma fünf g zu.«
    Plötzlich verschwamm die Linse vor Sids Augen, wurde grau, dann verschwanden die Farben gänzlich, alles verwandelte sich in verwirrende graue Muster.
    Sid spürte, wie es unter seiner Schädeldecke prickelte. Er kannte die Signale. Hatte alles darüber gelernt und dabei gehofft, dass es ihn nie erwischen würde.
    »Grey-out«, murmelte er. »Ich habe einen Grey-out.«
    »Abbruch!«, sagte Krikaljow.
    Das Ziehen im Bauch veränderte sich. Das laute Surren der Zentrifuge verlor ein wenig von seiner Intensität. Die Farben und Formen kamen zurück. Nur sein Herz schlug heftig und laut.
    »Cabrón!«, rief Sid wütend. »Ich habe versagt!«
    »Nur ruhig, es ist nichts passiert«, hörte er den Wissenschaftler sagen.
    Du hast leicht reden, dachte Sid. Bei ihm ging es nicht um seine Reputation als Kadett der Weltraumakademie.
    Sid atmete tief ein und aus.
    Zu einem sogenannten Grey-out kam es, wenn das Gehirn nicht mehr genügend durchblutet wurde, weil das Blut von der Beschleunigung in die Beine gedrückt wurde. Dann wechselte das Gehirn in den Überlebensmodus und schaltete alle unwichtigen Bereiche aus – unter anderem den Sehsinn.
    »Es ist wirklich nichts geschehen«, wiederholte Krikaljow. »Bei dreißig Prozent aller Kadetten stellt sich beim ersten Versuch in der Zentrifuge bei drei g der Grey-out ein. Beim nächsten Mal wirst du einen Spezialanzug erhalten, der verhindert, dass sich zu viel Blut in den Beinen ansammelt. Dann wirst du sofort einen positiven Trainingseffekt verspüren.«
    »Danke, Doktor!«, sagte Sid.
    Aber die Worte des Wissenschaftlers konnten ihn nicht darüber hinwegtrösten, dass er nun derjenige von ihrer Gruppe war, der beim ersten Beschleunigungstraining am schlechtesten abgeschnitten hatte.
    Ein letztes Mal wurde er kurz in den Sitz gedrückt, dann erstarb das Surren der Zentrifuge. Die Kapsel drehte sich, und die Tür wurde von außen geöffnet.
    Dr. Tonya Polyakowa beugte sich herein, öffnete die Gurte und die Manschetten an den Armen und Beinen. Die ukrainische Ärztin lächelte ihn freundlich an. »Steh vorsichtig auf, dann werde ich dich von den Saugnäpfen befreien.«
    Sid lächelte scheu zurück. Er hatte noch nie eine schönere Ärztin gesehen. Sie besaß intensive grünblaue Augen, volle Lippen und ein perfekt symmetrisches Gesicht. Sogar die leicht abstehenden Ohren verliehen ihrem Aussehen einen zusätzlich attraktiven Reiz.
    »Ich habe versagt«, murmelte er, weil ihm gerade nichts anderes einfiel.
    »Armer kleiner Raumfahrer«, sagte sie und blinzelte schalkhaft. »Nicht jeder wird als neuer Juri Gagarin geboren.«
    Sid erhob sich vorsichtig und trat aus der Kapsel. »Außer Juri«, gab er zurück.
    Die Ärztin blickte ihn kurz verwirrt an, dann lachte sie freundlich. Ganz offensichtlich hatte sie nicht verstanden, wen er meinte.
    Sid seufzte. »Juri ist mein Freund«, erklärte er und hob sein schweißnasses Unterhemd. »Er hat den Test mit den besten Werten abgeschlossen.«
    »Ach, du meinst den jungen Saripov«, sagte Polyakowa, während sie die Saugnäpfe von seinem Körper entfernte. »Er und ein paar andere deiner Freunde warten im Vorraum auf dich. So, fertig. Du kannst gehen.«
    »Danke!«, sagte Sid und trottete mit gesenktem Kopf hinaus.
    Tatsächlich warteten im Vorraum alle fünf Freunde. Hammadi kam als Erster auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. »Danke!«, sagte der Ägypter. »Danke, dass ich diesmal nicht der Schlechteste war.«
    Sid löste sich von ihm. »Beim nächsten Mal schlage ich dich, du wirst schon sehen!«, sagte er mit gespieltem Ärger.
    »Sei nicht enttäuscht, Ruy«, sagte Dahlin. »Ich war auch nahe am Grey-out, haben die Ärzte gesagt. Das kommt vor. Beim nächsten Mal werden wir beide besser abschneiden.«
    Sid seufzte. »Das hoffe ich«, sagte er.
    »Wir haben zwei Stunden bis zum Abendessen«, sagte Brubaker. »Wollen wir bereits jetzt in die Messe gehen? Sie zeigen einen Film über die neuesten Abenteuer von Perry Rhodan.«
    »Ich mag nicht«, sagte Sid.
    Seit er in Baikonur war, hatte er es vermieden, zu viel über Terrania und die neuesten Entwicklungen um Rhodan und die Mutanten zu erfahren. Er wollte nicht wissen, was er gerade in diesem Augenblick verpasste.
    Und je mehr er an Terrania dachte, desto größer wurden auch seine Schuldgefühle darüber, dass er alle Brücken hinter sich abgebrochen

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