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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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der Luft. Deshalb bringen die Taucher die roten Gewichtsmanschetten an. Um euch genau auszutarieren, damit ihr weder sinkt noch steigt, nehmen sie die weißen Manschetten zu Hilfe, in denen sich Luftpolster befinden. Sobald ihr austariert seid, werdet ihr in jeder Position verharren können – genau wie unter Schwerelosigkeit. Übrigens: Bei uns Ferronen war es eine Frau gewesen, die dieses Prinzip als Erste erkannt und uns hinterlassen hat. Bei uns heißt es deshalb das Ilsan-Prinzip.«
    Die beiden Taucher lösten die Seile, mit denen die beiden Kadetten ins Wasser gelassen worden waren. Dann schwammen sie mit ihnen zu einem kranähnlichen Gerüst.
    »Erste Übung«, gab Rinkhel durch. »An dem Gerüst befinden sich verschiedene Bügel, an denen ihr eure Füße verkeilen könnt, um einen stabilen Halt zu finden.«
    Die Taucher drehten Sid um hundertachtzig Grad, sodass sein Kopf nach unten hing. Dann drückten sie ihn sanft mit dem Rücken gegen das Gerüst. Nachdem er mit den Händen die Streben des Gerüsts ergriffen hatte, ließen sie ihn los.
    Mit den Füßen angelte er blind nach den erwähnten Bügeln. Erfolglos. Sobald er meinte, einen Fuß verkeilt zu haben, stieß der andere ins Leere.
    »Die Suche nach den Halterungen gehört zum Pflichtprogramm«, erklärte Rinkhel. »Wie ihr aus der Geschichte von Eugene Cernan gelernt habt, raubt euch jede Bewegung und jede Arbeit ohne Haltepunkte unendlich viel Kraft. Wenn ihr euch nicht verankert, könnt ihr beispielsweise auch kein Schott von außen öffnen. Dann dreht sich nicht das Handrad, sondern ihr euch.«
    Sid nahm einen erneuten Anlauf. Plötzlich fühlte er, wie der linke Fuß einrastete. Als er aber den rechten Fuß ebenfalls unter den Bügel zwängen wollte, kamen beide wieder frei.
    »Cabrónes«, murmelte er.
    Schon merkte Sid, wie ihn die ungewöhnlichen Bewegungen anstrengten. Sein Herz schlug schneller. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    »Kadett Hollander«, erklang Wrinkles Stimme. »Du solltest deinem Kameraden helfen. Aber achte darauf, dass du selbst nicht den Halt verlierst!«
    »Ich schaffe es selbst«, protestierte Sid.
    »Nur ruhig, de Vivar. Das gegenseitige Helfen gehört zur Übungsanlage.«
    Sid sah, wie die Taucher Hollander neben ihn bugsierten und ihm halfen, mit den Händen Halt zu finden.
    »Ich bin hier, El Cid«, sagte der Kalifornier. Es sollte beruhigend klingen, aber an seiner Stimme erkannte Sid, dass die Bewegungen Hollander genauso anstrengten wie ihn.
    »Kommst du zu meinen Füßen? Ich finde den zweiten Bügel nicht!«
    Ein leises Stöhnen drang aus den Lautsprechern. »Es reicht nicht ganz, meine Arme sind zu kurz.«
    »Und wenn du dich an mir entlanghangelst?«
    »Okay, ich versuch's.«
    Hollander ergriff Sids Arm und zog sich zu ihm hinüber. Die Bewegung geriet zu abrupt, und der Amerikaner verlor den Halt. Blitzschnell griff Sid zu und hielt ihn mit der linken Hand fest, bevor Hollander davongleiten konnte. Mit der rechten klammerte er sich ans Gerüst.
    »Langsame, fließende Bewegungen«, sagte Rinkhel. »Denkt daran, dass ihr euch in der Schwerelosigkeit nicht nur in zwei, sondern in drei Dimensionen zurechtfinden müsst. Nehmt euch Zeit zur Orientierung, bevor ihr eine Bewegung macht. Es geht nicht darum, Arbeiten möglichst schnell zu erledigen. Wer schnell sein will, muss zuerst die Langsamkeit entdecken.«
    Hollander schien sich den Ratschlag des Ferronen zu Herzen zu nehmen. Mit langsamen, genauen Bewegungen ergriff er Sids Arme und zog sich dann langsam hinauf.
    »In Ordnung«, hörte Sid eine Minute später. »Ich bin bei deinen Beinen angelangt, ich werde nun deine Füße in den Bügeln einrasten lassen.«
    »Denk daran, dass du zuerst Halt finden musst, bevor du de Vivars Füße befestigst«, erinnerte Rinkhel.
    Sid spürte, wie Hollander seine Füße ergriff.
    »Du musst ein wenig zu mir hochkommen, Ruy«, sagte der Kalifornier leise.
    Sid schob die Hände ein paar Fingerbreit nach oben und zog sich dann hoch.
    »Langsam!«, sagte Hollander. »Ja, so ist gut.«
    Sid spürte, wie der Amerikaner nacheinander seine Füße ergriff und sie sanft unter einem Widerstand hindurchschob.
    »Sehr gut!«, lobte der Ferrone über Funk. »Ihr habt schnell gelernt und vorbildlich zusammengearbeitet. Nun führen wir die Übung erneut durch – mit vertauschten Rollen.«
    Die Taucher lösten die beiden vom Gerüst und platzierten zuerst Hollander. Wie zuvor Sid scheiterte er ebenfalls daran, ohne fremde Hilfe Halt zu

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