PR NEO 0041 – Zu den Sternen
finden. Erst mit Sids Hilfe, der sich langsam am Körper seines Freundes in die Höhe schob, gelang ihnen gemeinsam das Kunststück.
Für die nächste Übung mussten sie ein dreidimensionales Puzzle zusammensetzen, wobei die Teile am unteren Ende des Gerüsts in transparenten Behältern schwebten, während sie das Puzzle am oberen Ende zusammensetzen mussten. Dabei durften sie jeweils nur je ein Stück mit hochnehmen. Ließ es sich nicht direkt an den bereits vorhandenen Puzzleteilen befestigen, mussten sie es wieder mit nach unten nehmen und ein neues Teil auswählen.
Die beiden Kadetten benötigten für das vierundzwanzigteilige Puzzle exakt dreißig Ab- und Aufstiege, was laut Rinkhel einen »mittelmäßigen Wert« darstellte.
Mittlerweile waren sie über zwei Stunden im Wassertank. Sid spürte, wie er langsam Mühe hatte, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Hollander funktionierte wie eine Maschine, tat alles, was Wrinkle ihnen befahl. Dabei hörte Sid aber an der Stimme des Kaliforniers, wie stark er sich zusammenreißen musste, um den Ausbilder nicht verbal anzugreifen.
»Die letzte Übung für heute«, sagte Rinkhel. »Sie nennt sich ›Nudelsalat‹: Ihr werdet von den Tauchern zu zwei Objekten gebracht, einem Energieerzeuger und einer Rettungskapsel. Eure Aufgabe ist es, zwischen den beiden Objekten ein Kabel zu verlegen. Schließt ihr das Kabel korrekt an, leuchten die Signalscheinwerfer der Rettungskapsel auf. Dabei dürft ihr meine Hilfe in Anspruch nehmen. Allerdings werde ich so tun, als würde ich die Bilder der Taucher nicht empfangen. Ihr werdet mir also erklären müssen, wie sich eure Situation präsentiert, und mir präzise Fragen stellen. Ein ›Was muss ich jetzt tun?‹ lasse ich nicht gelten. Viel lieber höre ich eine Frage: ›Wie schließe ich das Kabel an der roten oder der gelben Buchse an?‹ Habt ihr verstanden?«
»Verstanden«, sagten sie gleichzeitig.
Die Taucher brachten sie zu den beiden Modulen. Sid sah auf den ersten Blick, dass dies die happigste der drei Übungen sein würde. Am Energieerzeuger liefen bereits Dutzende von Kabeln in einem wirren Knoten zusammen.
Hollander schlug vor, dass sie die Arbeit aufteilten: Sid sollte das Kabel am Energieerzeuger anschließen, und er würde sich derweil um das Verlegen des Kabels zur Rettungskapsel kümmern.
Die beiden machten sich an die Arbeit. Wie sie es zuvor gelernt hatten, achteten sie darauf, sich nicht ruckartig zu bewegen, sondern einen steten Fluss in ihre Tätigkeiten zu bringen.
Sie stellten Wrinkle Fragen, bei denen der Ferrone meist präzisierende Rückfragen stellte, bevor er sie beantwortete.
Als Sid endlich sicher war, das Kabel korrekt angeschlossen zu haben, hangelte er sich vorsichtig zu Hollander, der mittlerweile an der Rettungskapsel angekommen war.
Gemeinsam führten sie die letzten Arbeitsschritte durch und schrien gleichzeitig erfreut auf, als die Signalscheinwerfer der Kapsel aufflammten.
»Hervorragende Arbeit, Kadetten!«, gab Rinkhel durch. »Das war die bisher beste Teamleistung aller Kadetten.«
Sid stieß einen Jubelschrei aus. Als er durch das Visier in Hollanders Gesicht sah, nickte ihm dieser nur mit ernsthafter Miene zu.
Die Taucher brachten sie an die Oberfläche und befestigten die Zugseile an ihren Anzügen. Zehn Minuten später standen sie mit zitternden Knien vor Rinkhel.
»Das war keine schlechte Leistung für den ersten Versuch. Und auch bei den Wissensfragen habt ihr befriedigend abgeschnitten.« Rinkhel griff nach seinem Lesegerät und scrollte durch ein Dokument. »Wie ich sehe, fehlt euch aber noch der Zwischentest eins in Weltraumphysik, den ihr bereits gestern hättet abschließen sollen. Ihr werdet den Test heute Abend nach dem Abendessen abschließen.«
»Aber ...«, murmelte Sid.
Rinkhel ließ eine Augenbraue hochfahren, brachte ihn damit sofort zum Schweigen. »Willst du mir jetzt erklären, dass ihr beide die gestrige Lerneinheit habt ausfallen lassen, um einen zusätzlichen Belastungstest in der Zentrifuge absolvieren zu können?«
Sid biss sich auf die Lippe. Hollander stand reglos neben ihm.
Es war ihnen nicht verboten, einzelne Schulungseinheiten vor- oder nachzuholen. Hollander hatte dabei einen erneuten Versuch vorgenommen, um in die Belastungssphären von Juri vorzustoßen, der auch bei 6 g keine nennenswerten körperlichen Belastungserscheinungen aufwies. Und Sid hatte endlich die 4 g erreichen wollen, die mit Ausnahme von Hammadi alle aus ihrer Gruppe
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