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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Legende nach den Segen seines Erfolgs und auch seine Langlebigkeit verdankte.
    Kaprisi gab keine Antwort und widmete sich wieder ihrem Terminal.
    Quetain Oktor dachte nach.
    Angeblich – das war die Quintessenz der mehrere Bände umfassenden Überlieferung, die Vidaarms Heldentaten und Eroberungen pries – traf der spätere Erzfürst, als er vor bald einem Jahrtausend als erster Trebolaner mit knapper Not die dunkle Seite des ersten Planeten erreichte, dort auf notgelandete Fremde. Es war so gut wie nichts darüber bekannt, welcher sternenfahrenden Kultur sie angehörten. In der Überlieferung wurden sie stets nur »die Goldenen« genannt, und falls Teile der Priesterschaft mehr über sie wussten, dann gaben sie es nicht zu. Vidaarm schaffte es, Kontakt zu den Fremden herzustellen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Die Goldenen schenkten Vidaarm ihr Wissen und rüsteten sein primitives Raumfahrzeug technisch auf.
    Außerdem, so heißt es, übergaben sie ihm den Gegenstand, der später als sein Zepter bekannt werden würde.
    Quetain Oktor hielt das alles für reichlich abenteuerlich. Warum sollten Vertreter einer derart überlegenen Zivilisation wie diese Goldenen den primitiven Arachnoiden Geschenke machen?
    Die Trebolaner sollten sich glücklich schätzen, dass es keine Arkoniden waren, die sie auf ihrer Nachbarwelt getroffen hatten – dann wäre die Geschichte sicher anders ausgegangen.
    Vidaarm aber kehrte nach Trebola zurück, wo es ihm mithilfe der Technik der Goldenen gelang, die verfeindeten Netzgemeinschaften seiner Heimatwelt zu einigen. Aus Dankbarkeit stellten die Trebolaner aus ihrer Seide verschiedene von den Goldenen benötigte Ersatzteile her. Mit diesen im Gepäck flog Vidaarm abermals nach Khebur.
    Doch ob die naiven Opfergaben seiner Untertanen ihren mysteriösen Gönnern tatsächlich genützt hätten, stellte sich niemals heraus – denn als Vidaarm den Landeplatz der Goldenen im Jahr darauf zum zweiten Mal erreichte, fand er nur noch ein Trümmerfeld vor. Irgendjemand war ihm zuvorgekommen, oder die Goldenen waren nicht so schlau gewesen, wie die Trebolaner glaubten.
    All dies wäre nicht mehr als eine amüsante Fußnote in der Geschichte der imperialen Kolonien geblieben, hätte der gesegnete Vidaarm nicht in der Folge Schlacht auf Schlacht geschlagen und Feldzug auf Feldzug gewonnen. Die Trebolaner hatten sich unter seinem Zepter wie unter einem Banner geschart und waren unter Führung ihres Helden zu den Sternen aufgebrochen. Die Landestelle auf Khebur hatten sie zu einem Heiligtum erklärt und unter Bergen von Seide versteckt. Frühere Fürsorger hatten versucht, diesen Ort zu besuchen, und damit beinahe einen Krieg ausgelöst. Und achthundert Jahre später und um mehrere Sonnensysteme reicher, saß der greise Heroe wie damals schon auf seinem Thron und machte Quetain Oktor das Leben schwer.
    »Fürsorger«, sagte Kaprisi. »Das hier solltest du dir ansehen.«
    Er riss sich aus seinen Gedanken, nahm die Flasche mit Tuglan-Branntwein von der Anrichte und schlenderte zu ihr hinüber.
    Er stellte fest, dass die Projektion mittlerweile eine schlichte Halle zeigte, in der einige arkonidische Roboter älteren Typs einen Personenscanner bedienten. Kurz war Quetain Oktor verblüfft, dann erkannte er die Halle als einen der Ankunftsbereiche in der Orbitalstation wieder. Kaprisi musste die Sicherheitssysteme der Station angezapft haben.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Gleich«, sagte Kaprisi und tippte auf den Zeitindex unter dem Bild. Dieser verriet Quetain Oktor, dass es sich um eine Aufzeichnung von vor etwa einer halben Stunde handelte.
    Ein Arkonide trat ins Bild. Sein Alter war schwer zu schätzen, aber sicher war er nicht mehr jung. Er trug zivile Kleidung, und sein weißblondes Haar war vergleichsweise kurz. Und er kam aus Richtung der Schleusen.
    »Ein arkonidischer Reisender«, sagte Quetain Oktor. »Na und?« Es kamen immer wieder Reisende durch das System. Andere besuchten Angehörige in der Garnison.
    »Schau hier!«, sagte Kaprisi. »Vergrößern.«
    Kaprisi setzte die Bildgeschwindigkeit zu einer sehr langsamen Zeitlupe herab und holte das Bild näher heran.
    Und da sah er es.
    Der Arkonide trug auf seiner Brust ein Ei, das dem Zepter Vidaarms auffällig ähnelte. Im Gegensatz zum Erzfürsten trug er es an einer Kette um den Hals. Die Proportionen stimmten haargenau – selbst die Position auf seiner Brust schien dieselbe zu sein.
    »Eine deiner Bildersuchen?«, riet er. Er wusste, dass

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