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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Einmal wäre er beinahe gestolpert, und einer seiner Begleiter musste ihn stützen. Nur in den Momenten, in denen er aus dem Fenster blickte – wohlgefällig, wie es Je-Ron-Tia schien – und seine Gefährten auf dieses oder jenes aufmerksam machte, strahlte er die Erhabenheit aus, die einem Träger des Zepters angemessen war.
    Sie beschrieben einen weiten Bogen um die seidene Sternenstraße, umzirkelten den Zwingturm und setzten sanft auf einem der für Shuttles reservierten Landeplätze des Raumhafens auf.
    Einen kurzen Moment, während sie das Shuttle verließen, blieb Je-Ron-Tia gerührt von der Schönheit seiner Heimatwelt stehen, die er so lange nicht gesehen hatte. Der Himmel war ebenso klar und blau, wie er ihn in Erinnerung hatte, sein Körper endlich auch ohne künstliche Hilfsmittel wieder so leicht, wie er ihn kannte. Er holte tief Luft und genoss das warme Sonnenlicht auf seinen Gliedern. Manchmal vergaß man – auch und gerade als Ursprungsforscher –, was für eine Hölle Khebur doch war und was für eine Großtat Vidaarm vor achthundert Jahren vollbracht hatte, als er auf dem inneren Planeten des Systems gelandet war. Die hohe Schwerkraft, die Stürme und die ewige kalte Nacht der Heiligen Zone, die sich auf der sonnenabgewandten Seite Kheburs befand ... Je-Ron-Tia hatte seit Monaten kein natürliches Licht mehr gesehen.
    Die meisten Reisenden begaben sich ohne Umschweife in die an ihre Bedürfnisse angepassten Unterkünfte am Raumhafen. Nicht aber die Gruppe der sieben Fremden. Sie verließen den Hafenbereich und betraten eine der breiten Straßen in Richtung der Innenstadt.
    Je-Ron-Tia hielt sich auf einem der belebteren Freiwege, die in dieselbe Richtung führten, und lauf-kletterte beschwingt von Wegknoten zu Wegknoten. Es tat gut, sich endlich wieder so unbeschwert bewegen zu können, unerkannt in der Menge.
    Vielleicht, dachte er, war noch nicht alles zu spät. Hier war er zu Hause, und vielleicht konnte er, wenn alles ausgestanden war, noch einmal von vorne anfangen. Eines Tages würde er Ji-Jin-Ila alles erzählen, und sie würde verstehen.
    Tief unter ihm suchten sich die Fremden ihren Weg durch die Straßenschluchten.
    Je-Ron-Tia folgte ihnen unbemerkt.

7.
    Perry Rhodan
     
    Sie erreichten einen sanften, von verwirrenden Skulpturen und Pflanzungen überzogenen Hügel, den Rhodan nach kurzem Zögern als den Park einordnete, von dem aus sie sich orientieren wollten. Das Areal lag halb unter einem großen Sonnensegel, das von straff gespannten Strängen aus Spinnenseide gehalten wurde. Die palmenähnlichen Bäume waren für die Terraner kaum von diesen Strängen zu unterscheiden, denn sie waren weiß und glatt und wuchsen kerzengerade in den verschiedensten Winkeln aus dem Boden. Erst hoch über ihren Köpfen sprossen lange Wedel wie kleine Sonnensegel aus den Stämmen. Die Wedel waren nicht grün, sondern fast schwarz – eine sehr effiziente Art von Chlorophyll, wenn es denn welches war. Wahrscheinlich nahmen sie den Großteil ihrer Energie ohnehin im ultravioletten Spektrum auf. Das Licht der bläulich weißen Sonne erinnerte Rhodan an die Erlebnisse im Wega-System, wenngleich diese Sonne deutlich kleiner am Himmel stand. Es war angenehm warm, eine leichte Brise wehte durch den Park, und ein paar große, käferartige Insekten brummten lautstark durch die Luft.
    »Sie haben nicht übertrieben«, sagte Rhodan zu Crest. »Es ist eine erstaunliche Welt.« Er warf einen Blick in die Runde. Sie waren alle etwas außer Atem. Zwar war die Schwerkraft Trebolas kaum größer als die des Mars, aber die Luft war dünn, und Crest hatte sie seit einer guten Stunde durch die Stadt geführt. »Lassen Sie uns eine kurze Pause machen.«
    Ishy Matsu nickte ihm dankbar zu und nahm auf einem lang gestreckten, wie geschmolzen wirkenden Block im Schatten Platz. Dabei handelte es sich wahrscheinlich nicht um eine Parkbank, sondern um ein weiteres der abstrakten Kunstwerke, die überall in der Stadt verteilt standen wie die Puzzlestücke eines großen Rätsels. Die wenigen Trebolaner in der Nähe schienen sich jedoch nicht daran zu stören.
    Goratschin setzte sich neben Matsu und reichte ihr etwas Wasser. »Geht es dir wieder besser?« Er deutete in Richtung eines großen Trebolaners, der gemächlich am Fuß des Hügels entlangstolzierte. »So schlimm sind sie doch gar nicht, oder?«
    »Es geht schon wieder.«
    Goratschin legte den Kopf schief. »Geschöpfe aus Licht und Schatten. So nannte mein Großvater sie

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