PR NEO 0042 – Welt aus Seide
waren sie Zweibeiner gewesen, so wie die Arkoniden?
Und die Erscheinung sprach.
»Wer immer meine Worte hören mag ...«
Je-Ron-Tia hatte Schwierigkeiten, ihrem schnellen, aufgeregten Wortschwall zu folgen. Doch wenn er geglaubt hatte, dass dieser Moment nur für ihn von fundamentaler Bedeutsamkeit war, so hatte er sich getäuscht: Der Weißseidene griff sich an die Brust und riss die Augen weit auf. Je-Ron-Tia glaubte Angst in dieser Geste zu erkennen.
Und mit wachsender Gewissheit erkannte er, dass die Fremde tatsächlich eine Arkonidin war. Selbstverständlich war sie das, schalt er sich – sie sprach schließlich auch Arkonidisch. Ganz sicher aber waren die Goldenen keine Arkoniden gewesen. Ihnen ähnlich vielleicht – aber sicher nicht identisch. Doch wie konnte es sein, dass dieses Artefakt ...?
Er brauchte Antworten. Und zwar sofort.
Die Erscheinung verblasste.
»Nein!«, rief der Fremde. Seine Augen waren feucht, und er schien auf einmal nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. »Thora!«
Ohne nachzudenken, trat Je-Ron-Tia auf ihn zu und schlug ihm das Artefakt über den Kopf. Der Fremde verlor das Bewusstsein und sank in seine Greifarme. Kurzerhand spann Je-Ron-Tia einen Strang Fesselseide um ihn. Dann packte er ihn mit seinen Stützarmen, schulterte ihn und floh durch den hinteren Ausgang.
9.
Quetain Oktor
Sergh da Teffrons Hologramm schwebte geisterhaft vor ihm im Raum. Mit einer raschen Geste seiner Hand hatte der Fürsorger die Scheiben des Büros verdunkelt, damit das blasse Bild besser zu erkennen war. Dabei war er sich ziemlich sicher, dass mit seinem Projektor ebenso wie mit dem des Sektorenkommandos alles in Ordnung war und die schlechte Übertragungsqualität genau den Sinn hatte, ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten.
Quetain Oktor fragte sich, was man von ihm wollte. Es konnte kein Zufall sein, dass das Imperium ausgerechnet jetzt wieder seiner gedachte. Und die Hand des Regenten persönlich ...
Sergh da Teffrons Konterfei ließ prüfend den Blick durch den Raum schweifen. Da Teffron war kahl und ungewöhnlich klein für einen Arkoniden, doch wirkte er dadurch nicht weniger gefährlich – im Gegenteil. Er trug die strenge schneeweiße Uniform und das schillernde Cape, die ihn als obersten Befehlshaber des Militärs auswiesen. Die stechenden Augen in seinem hageren Gesicht richteten sich auf ihn.
Quetain Oktor salutierte. Kaprisi hatte eine altmodische Demutsstellung angenommen, die seltsam absurd wirkte. Sie senkte den Kopf wie eine Adlige bei Hofe, nicht wie ein Roboter.
»Quetain Oktor«, sagte die Hand des Regenten. Es klang mehr wie eine Feststellung als eine Begrüßung. »Rühren Sie sich!«
»Es ist mir eine Ehre, Edler«, sagte der Halbarkonide. »Wie kann ich dem Imperium dienen?«
Sergh da Teffron lachte ein trockenes Lachen. »Ein Freund großer Worte, wie? Sie können mir dienen, Oktor. Dann werde ich entscheiden, ob das Imperium weitere Verwendung für Sie hat.«
»Ich wollte nicht anmaßend scheinen«, murmelte Oktor erschrocken. Da geht sie hin, meine Beförderung, dachte er.
»Wie ist die Lage auf Trebola II?«
»Ruhig«, sagte Oktor. »Wie immer«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.
»Ihren Berichten nach zu urteilen ist das noch eine Untertreibung«, stellte Sergh da Teffron fest.
Die Hand des Regenten liest meine Berichte ...? Er war sich nicht sicher, ob ihn das freute oder ängstigte.
Da Teffron nickte jemand im Hintergrund zu, und einen kurzen Moment trat ein schwarzhäutiger, untersetzter Mann in den Erfassungsbereich der Holokamera. Er war klein, noch kleiner als da Teffron, und ebenso wie Oktor ein Mischling. Oktor kannte ihn aus Aufzeichnungen: Stiqs Bahroff, der Gehilfe da Teffrons. Sein Anblick rührte Quetain Oktor eigenartig an.
Verbindungen von Arkoniden mit Angehören anderer Kulturen waren selten, kamen gelegentlich aber vor. Insbesondere den Eingeborenen des Planeten Targelon war man in der Vergangenheit mit fast abergläubischer Scheu und Ekel begegnet. Dieselbe Abneigung schlug auch den wenigen Halbarkoniden wie Bahroff und Oktor entgegen. Ihre dunkle Haut und der rötliche Flaum auf ihren Köpfen, der sich bei näherer Betrachtung als feines Gefieder entpuppte, kündeten unübersehbar davon, dass wieder ein Arkonide den Reizen der exotischen Fremden erlegen war.
In früherer Zeit wäre ihnen und ihren Brüdern und Schwestern jeglicher Aufstieg innerhalb der arkonidischen Gesellschaft verwehrt geblieben. Man musste der
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