PR NEO 0042 – Welt aus Seide
ließ Rhodan und Belinkhar allein.
Die Mehandor blickte ihm nach. »Etwas treibt ihn um«, stellte sie fest.
»Mach dir keine Gedanken.« Rhodan sah zu Atlan, der am Fuße des Hügels stand und in die leere Luft zu reden schien. Offenbar sprach er mit jemandem über Funk. Chabalh zog rastlos seine Kreise, ein nervöser Wächter, immer auf dem Sprung. Rhodan glaubte, dass dem Purrer der Aufenthalt auf Trebola noch weniger behagte als Matsu, doch er sprach es nicht aus. Vielleicht war es auch das helle bläuliche Licht, das ihn reizte.
Matsu und Goratschin waren derweil mit sich selbst beschäftigt. Der Zünder hatte die zierliche Wange der Japanerin in seine große Hand genommen und gab ihr einen Kuss.
»Ich mache mir keine Gedanken«, sagte Belinkhar, die seinem Blick gefolgt war. Sie legte den Arm um Rhodans Hüfte. »Und vielleicht solltest du das auch nicht tun.« Er bemerkte es erst, als es schon passiert war, und im nächsten Moment fühlte es sich ganz natürlich für ihn an. Er erwiderte die Geste.
»Das tue ich nicht«, sagte er, und da lächelte sie.
Sie ließ ihn los, als Atlan den Hang zu ihnen heraufschritt. Wenn er gemerkt hatte, dass er gerade einen vertraulichen Moment unterbrach, so zeigte er es nicht.
»Der Kapitän der HETH-KAPERK hat mich eben gerufen«, sagte er.
»Was wollte er denn?«, fragte Belinkhar überrascht.
»Er hat eine Anfrage des arkonidischen Verwalters dieses Planeten erhalten – der Fürsorger, so nennt er sich. Er lädt uns für morgen zu einem Empfang ein. In seinem Turm.«
»Verdanken wir das auch dem Goldpaket?«, fragte Rhodan.
Belinkhar schüttelte den Kopf. »So etwas lässt sich nicht buchen.«
»Lädt er denn alle Passagiere ein?«
»Der Kapitän hat nur von uns gesprochen«, sagte Atlan.
»Eine solche Einladung kann man schwer ausschlagen«, überlegte Belinkhar.
Rhodan kniff die Lippen zusammen und sah in Richtung des Turms, von dessen Dach in stetem Fluss Kabinen an dem seidenen Strang emporstiegen und rasch an Fahrt aufnahmen, bis sie mit dem Tempo eines Hochgeschwindigkeitszugs in den Himmel schossen.
»Es gefällt Ihnen genauso wenig wie mir«, stellte Atlan fest.
»Was haben Sie dem Kapitän denn gesagt?«, fragte Rhodan.
»Dass ich gerade keine Zeit habe und mich wieder melde.«
»Damit haben Sie ihn in eine schöne Zwickmühle gebracht.«
»Das gehört zu seinem Job«, sagte Belinkhar mitleidlos.
Rhodan gab Chabalh und Crest per Funk ein kurzes Zeichen. Widerstrebend unterbrach der Derengar seine Erkundung.
»Die Politik hat uns eingeholt«, sagte Rhodan, sobald sie wieder alle zusammen waren. »Es wird Zeit, dass wir mehr über die Zustände auf Trebola in Erfahrung bringen. Vielleicht sollten wir zum Raumhafen zurück.«
»Einen fremden Planeten lernen Sie nicht vom Hotelzimmer aus kennen«, widersprach Crest.
»Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
»Den habe ich in der Tat. Nicht weit von hier gibt es eine historische Stätte, die der jüngeren Geschichte dieser Welt gewidmet ist. Vor achthundert Jahren müssen sich einige faszinierende Dinge in diesem System zugetragen haben, die selbst der arkonidischen Wissenschaft noch Rätsel aufgeben. Es scheint damit zu tun haben, was die ersten Raumfahrer dieser Welt auf ihrem Nachbarplaneten fanden. Offenbar war ihnen jemand zuvorgekommen ...«
»Wieso kommt mir das alles so schrecklich bekannt vor?« Rhodan schüttelte den Kopf. »Also gut. Führen Sie uns, Crest – vielleicht können wir uns einen kleinen Vorteil verschaffen.« Er warf einen Blick zu Chabalh, der nervös mit den Läufen scharrte. »Was ist los?«
»Nicht sicher«, sagte der Purrer auf seine wortkarge Art. »Werden beobachtet. Vielleicht verfolgt. Spinnenaugen, Spinnenbeine – alle gleich.«
Rhodan tauschte einen kurzen Blick mit den anderen. Ihr Unbehagen war ihnen deutlich anzusehen. Allein Crest schien sich keine Sorgen zu machen und drängte zum Aufbruch.
»Halt die Augen offen!«, sagte Rhodan zu Chabalh. Da hörte er auf einmal ein tiefes Grollen und drehte sich überrascht um. Goratschin hob verlegen die Schultern.
»Crest!«, rief Rhodan. »Meinen Sie, es gelingt uns, unterwegs auch etwas zu essen zu finden?«
8.
Je-Ron-Tia
Der Weißseidene führte seine Gefährten tiefer in die Stadt. Bald hatten sie die Allee des tausendfachen Glanzes erreicht, die wie ein mächtiger Ankerstrang das Zentrum durchquerte, und schienen mehr denn je im Netzwerk der Straßen und Wege verloren. Ganz offensichtlich
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