PR NEO 0042 – Welt aus Seide
sagte Belinkhar. »Ich habe mich bei einer ähnlichen Gelegenheit einmal in die Nesseln gesetzt, als ich zu Gast auf einem ziemlich abgelegenen Planeten war. Ich fragte nach den seltsamen Gebilden, die sich an einer Felswand gesammelt hatten. Ich habe mich wahrscheinlich nicht sehr wohlwollend darüber geäußert, denn sie waren nicht sonderlich ... ansprechend für das Auge.«
»Was war das Problem?«, fragte Rhodan.
»Es waren ihre Kinder«, sagte Belinkhar mit einem Schmunzeln. »Sie hatten ihre Eier in einer Schleimschicht an den Fels gekleistert.«
Rhodan verzog das Gesicht, und Belinkhars Schmunzeln vertiefte sich.
»Wo war das?«, fragte Atlan interessiert.
»Sie werden nicht davon gehört haben.«
»Können wir bitte weiter?«, fragte Ishy Matsu, die ziemlich blass um die Nase war.
Kurz darauf erreichten sie eine Halle mit einer Art Kegeltreppe aus sich verjüngenden, halbrunden Stufen. Kor-Ach-Ett tauschte ein paar Worte mit Ril-Omh-Er und verschwand dann in einem Seitengang. Ril-Omh-Er seinerseits ließ sich von seiner Eskorte ein Kommunikationsgerät bringen und führte eine Reihe von Gesprächen. Matsu und Goratschin nahmen, dankbar für die Pause, auf den Stufen Platz. Auch Chabalh hatte noch mit den Nachwirkungen des Streifschusses aus dem Paralysator zu kämpfen, obwohl es ihm widerstrebte, seine Schwäche einzugestehen.
Dann kam Ril-Omh-Er zurück und führte sie ein Stockwerk nach oben.
»Wir sind nun im Palast der himmlischen Verheißung«, klärte er sie auf. »Bitte sprechen und bewegen Sie sich zurückhaltend, um die Würde des Ortes zu wahren und die Wachen und die Sicherheitssysteme nicht zu alarmieren.«
Tatsächlich begegneten sie auf ihrem Weg mehreren massigen, schwarz gewandeten Trebolanern mit zeremoniell wirkenden Stangenwaffen, die Rhodan an Hellebarden erinnerten. Sie wichen ihnen ehrerbietig aus, sobald sie Ril-Omh-Ers gewahr wurden.
Die Wände des oberen Flurs waren neueren Datums und bestanden aus lebensgroßen, farbenprächtigen Darstellungen der trebolanischen Geschichte, die nahtlos ineinander übergingen. Es war, als bestünde der gesamte Gang aus einer endlosen Galerie seidener Gobelins.
Atlan war vor einem besonders prächtigen Ausschnitt stehen geblieben, und Rhodan trat neben ihn. Er hatte ein ähnliches Motiv bereits im Panoptikum gesehen. Es wirkte fast unheimlich – all die fremden Wesen auf den Bildern und die doch so vertraute Ikonografie –, das Pathos, mit dem sie ihre Widersacher besiegten und ihre stolzen Schiffe in den Himmel sandten. Wären es Menschen auf diesen Bildern gewesen und Galeonen statt Netzschiffe, hätten diese Bilder auch im Louvre oder irgendeinem irdischen Museum hängen können.
»Die Befreiung von Actarbir III«, sagte Ril-Omh-Er. »Das war vor 598 Jahren.« Er schien erfreut, dass sich seine Gäste für die Darstellung interessierten.
Rhodan betrachtete die zentrale Gestalt des Bildes – was sie auf einem prunkvollen Stab vor der Brust trug.
»Ich verstehe nun«, sagte er. »Das meinten Sie, als Sie sagten, ›Schmuck wie Vidaarm‹.«
Er tauschte einen kurzen Blick mit Atlan. Er hatte es auch bemerkt: Der Erzfürst dieses Planeten, Vidaarm der Befreier, Vidaarm der Vereiner, trug einen Zellaktivator.
Ril-Omh-Er deutete eine knappe Verneigung an. »Der Erzfürst wird alles erklären.«
»Perry«, sagte Goratschin leise und fasste ihn am Arm. »Wir schaffen das nicht.« Der Zünder war total erschöpft. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen und kaum die Kraft, sich wach zu halten.
Rhodan nickte. Sie brauchten dringend eine Pause. Matsu ging es nicht besser, und die klaustrophobische Enge der spinnenseidenen Tunnel hatte sie noch zusätzlich strapaziert.
»Verzeihen Sie«, sagte Rhodan zu ihrem Gastgeber. »Aber unsere Freunde haben sich auf der Flucht verausgabt. Gäbe es vielleicht einen Ort, an dem sie ruhen können, während wir dem Erzfürsten die Ehre erweisen? Etwas Wasser täte ihnen auch gut.«
Ril-Omh-Er gab mit seinem vorderen Armpaar der Wache einen Wink.
»Sie alle können ruhen«, erklärte er. »Bevor Sie Vidaarm gegenübertreten, muss ich mich um verschiedene Dinge kümmern. Nicht zuletzt um Ihren Freund. Danach wird der Erzfürst Sie empfangen.«
»Wenn es irgendetwas gibt, was ich tun kann, um zu helfen ...«, bot Rhodan an. Trotz der Müdigkeit, die auch ihm in den Knochen steckte, war er voller Ungeduld und Sorge um Crest.
»Vertrauen Sie mir«, sagte Ril-Omh-Er. »Sie sind hier in Sicherheit. Und
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