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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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und uns geholfen haben«, beantwortete Je-Ron-Tia seine Frage.
    Crest seufzte, tat seinen Zug und schob ihm das Spielbrett zurück. »Ich dachte, ich hätte es Ihnen begreiflich gemacht: Ich bin ein Derengar. Mein Fachgebiet sind die Kulturen verschiedener Planeten und ihre Geschichte. Ich könnte Ihnen von Kriegen erzählen, die vor zehntausend Jahren die Galaxis erschütterten, oder anrüchige Details über die Adelsgeschlechter Arkons, bis Sie wünschten, Sie hätten nie davon gehört. Aber ohne die Hilfe einer Positronik könnte ich nicht einmal ein Beiboot landen – geschweige denn, Ihnen eins bauen.«
    »Und trotz Ihres umfangreichen Wissens haben Sie nie von den Goldenen gehört?«, fragte Je-Ron-Tia und grübelte über seinen nächsten Zug.
    »Vielleicht kenne ich sie ja unter anderem Namen. Ich wäre sehr interessiert daran, mehr über sie zu erfahren. Sie sagten, ihre Landestelle auf dem ersten Planeten sei seit achthundert Jahren ein spiritueller Ort Ihrer Kultur? Sie müssen in dieser langen Zeit doch irgendetwas über sie herausgefunden haben.«
    Je-Ron-Tia klackerte mit seinen Kieferklauen. Crest hatte mittlerweile gelernt, diesen Laut als Ausdruck von Missbilligung zu deuten.
    »Sie haben das Problem bereits umrissen«, sagte er und verschob einen seiner Steine. »Achthundert Jahre sind genug, um so viele widerstreitende Schulen und Lehren entstehen zu lassen, dass sie sich nur gegenseitig im Weg stehen und verschleiern, dass es in Wahrheit nichts zu verschleiern gibt. So etwas sollte Ihnen als Derengar bekannt sein. Jedes Kind lernt die Taten Vidaarms – und könnte Ihnen wahrscheinlich fast genauso viel darüber berichten wie ich.« Er schob Crest wieder das Brett zu. »Manchmal glaube ich, wir verwalten uns nur noch selbst – uns und die wenigen Schätze, die es uns in der Heiligen Zone zu bergen gelingt. Dabei bin ich Ursprungsforscher. Ich suche nach Wahrheiten. Mir gegenüber aber steht die Priesterschaft Vidaarms, die nicht an neuen Erkenntnissen interessiert ist, sondern nur an ihrem Machterhalt. Jede Expedition in die Heilige Zone muss von ihnen lange und umständlich genehmigt werden, denn die Existenz vieler Mysterien kommt ihnen zugute. Die Sänger des künftigen Goldes dagegen sind vor allem an kunstvollen Lobpreisungen interessiert und hoffen auf die Wiederkehr der Goldenen, während die Aszendisten die Landestelle am liebsten plündern und ihre für ihre eigenen, größenwahnsinnigen Zwecke missbrauchen würden.«
    »Und Sie, Je-Ron-Tia?«, fragte Crest und studierte das Brett. »Was wollen Sie?«
    »Ich will dem Rat der Netzfürsten beweisen, dass es richtig war, mit Fremden wie Ihnen zusammenzuarbeiten. Ich will ihnen etwas geben, was ihnen keine andere Wahl lässt, als mich zu rehabilitieren.«
    »Die Geschichte lehrt, dass der friedliche Austausch zweier Kulturen meist zum beiderseitigen Vorteil führt«, stimmte Crest zu. »Es liegt aber in der Natur der Sache, dass sich diejenigen, die am meisten dadurch zu verlieren haben, dagegen sperren.«
    »Werden Sie mir helfen, die Fürsten zu überzeugen?«
    »Angenommen, ich tue das. Und dann? Das hier war einmal Ihr Labor, richtig? Wollen Sie hierhin zurück? Oder wieder nach Khebur?«
    »Nein.« Je-Ron-Tia ließ den Blick über die verstaubten Gerätschaften schweifen. »Ich habe lange auf meine heutige Position hingearbeitet. Familie und Freunde haben es von mir erwartet. Heute aber glaube ich, dass unsere drängendsten Probleme nicht in einem Labor zu lösen sind und nicht auf Khebur. Unsere Welt ist Teil des Großen ... Ihres Imperiums. Und solange wir zerstritten und schwach sind, wird sich nichts daran ändern. Vidaarm hat Trebola einst geeint und in die Zukunft geführt. Viele von uns hoffen darauf, dass er es noch einmal tun wird. Jedoch ...« Er führte den Satz nicht zu Ende.
    »Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Crest. »Derselbe Vidaarm, der damals nach Khebur flog, regiert heute noch Ihre Welt? Seit achthundert Jahren? Das ist ... außergewöhnlich.«
    »Er ist sehr alt geworden«, gab Je-Ron-Tia kleinlaut zu. Das Thema schien ihm Unbehagen zu bereiten. »Vielleicht zu alt. Die Netzfürsten haben für ihn das Regieren übernommen und schwächen uns mit ihren Intrigen.«
    »Auch das ist eine alte Geschichte«, murmelte Crest, entschied sich für einen Zug und schob das Brett wieder zurück. »Vielleicht können wir uns ja wirklich helfen.«
    »Und wie?«
    »Es gibt jemanden, den ich Ihnen gerne vorstellen würde.

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