PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Ihrem Freund wird nichts geschehen – dafür verbürge ich mich.«
Rhodan wollte etwas erwidern, doch der Netzfürst schnitt ihm das Wort ab. »Vertrauen Sie mir«, wiederholte er. »Üben Sie sich etwas in Geduld.«
Die Wache bedeutete ihnen, sie zu begleiten. Sie folgten ihnen in einen geschützten Flur, in dem hinter seidenen Vorhängen drei kleine, prunkvoll geschmückte Kammern lagen. Die Wände waren wie aus Perlmutt und schimmernden sanft in allen Farben des Regenbogens. In jeder Kammer gab es zwei Ruheplätze, die Rhodan an Hängematten erinnerten, nur dass sie aus einem dicken, hellen Gespinst bestanden. Keine Matten ... Nester. Alles war rund wie in einer Höhle, und ein kleines, rundes Fenster ging auf die nächtliche Stadt mit ihren Türmen und Hochstraßen hinaus.
Belinkhar setzte sich vorsichtig auf einen der Schlafplätze. »Das ist nicht schlecht.«
»Lasst uns hier nicht zurück«, murmelte Matsu, als sie und Goratschin in die benachbarte Kammer gingen.
»Keine Sorge«, versprach Rhodan im Flüsterton und nickte der Wache entschuldigend zu, unsicher, ob die Trebolaner seine Mimik richtig deuten konnten. »Schlaft euch aus!«
»Wecken Sie mich, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert!«, sagte Atlan, der sich die dritte Kammer notgedrungen mit Chabalh teilte. »Sie wissen ja – ich schlafe nicht viel.«
»Kommst du?«, fragte Belinkhar von drinnen und lächelte. Das weiße, weiche Material schmiegte sich wie Meerschaum um ihre Hüften.
Rhodan erwiderte das Lächeln. Dann trat er ein und zog den Vorhang hinter sich zu.
Was für ein Tag , dachte er wenig später, den Blick zur gewölbten Decke gewandt. In der Frühe noch waren sie nach sechswöchigem Schlaf im All auf ihren kalten Formschaumliegen erwacht, und nun versteckten sie sich vor der arkonidischen Staatsgewalt im Palast eines von Spinnen bevölkerten Planeten.
Beschwer dich nicht, meldete sich die vertraute Stimme wieder zu Wort, die verdächtig nach Reginald Bull klang. Genau deshalb sind wir doch Raumfahrer geworden ... oder nicht?
Perry Rhodan lächelte und schloss die Augen.
16.
Crest da Zoltral
»Wie lange wollen Sie mich eigentlich noch festhalten?«, fragte Crest, während er über seinen nächsten Zug nachdachte.
Er saß in eine Decke gehüllt auf der achteckigen Bodenplatte, deren Kantenlänge ungefähr zwei Meter betrug. Die Platte war kalt und ungemütlich, aber wenigstens hatte Je-Ron-Tia ihn nicht wieder gefesselt und ihm etwas Wasser gegeben. Die Wirkung des Alkohols, den er Crest injiziert hatte, war inzwischen fast verflogen. Crest nahm an, dass der Aktivator damit zu tun hatte. Zum Glück linderte er auch die typischen Kopfschmerzen, mit denen er gerechnet hatte.
Der unverhoffte Hilferuf Thoras, der ihm im Nachhinein fast wie ein Traum vorkam, hatte ihn zutiefst aufgewühlt. Sein Logiksektor hatte ihm geraten, seine Gefühle für den Augenblick zu unterdrücken, um seinem labilen Geiselnehmer gegenüber nicht noch mehr Schwäche zu zeigen. Crest hatte ihm recht gegeben. Zwar hatte er tausend Fragen, und alles in ihm drängte darauf, seiner Ziehtochter zu Hilfe zu eilen – doch bevor er sich ihrer Rettung widmen konnte, musste er erst einmal seiner eigenen Gefangenschaft entrinnen.
Unter der Platte war der altertümliche, sirrende Schutzschirmprojektor montiert, der sich aktivierte, sobald die Lichtschranken am Rand der Platte unterbrochen wurden. Je-Ron-Tia hatte es ihm demonstriert: Es war ein flackerndes, schmutzig blaues Feld, das nur wenige Sekunden lang stabil blieb und voller Strukturlücken war. Dennoch würde Crest es wahrscheinlich nicht überleben, wenn er es darauf anlegte. Sobald der Schirm ihn berührte, wäre es um ihn geschehen.
Vor ihm auf den Boden lag das Spielbrett, das sie sich durch dieselbe Klappe unter den Lichtschranken hindurch zuschoben, über die Je-Ron-Tia ihm auch die Decke und das Wasser gereicht hatte. Das Brett war ebenfalls achteckig und erinnerte Crest entfernt an ein terranisches Spiel, das er Reginald Bull einmal mit einem der Mutanten hatte spielen sehen.
Der Name dieses trebolanischen Spiels war La-Jann: Kleine Steinchen wurden entlang bestimmter Linien gesetzt und gezogen, und wenn man seinen Gegner eingeschlossen hatte, durfte man einen seiner Steine entfernen. Es war ein simples Prinzip, das er in wenigen Sekunden begriffen hatte. Es war jedoch auch klar, dass die Zahl möglicher Positionen und Strategien schier endlos war.
»Sobald Sie Ihr Versprechen gehalten
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