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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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abwehrende Pose zu sein schien. Sein Kopf nickte schwach wie bei einem menschlichen Greis. Mit seinem zweiten Armpaar schien er sich an das Ei auf seiner Brust zu klammern, das unter dicken Lagen weißer Seide verborgen lag, sodass seine Greifwerkzeuge darunter verschwanden. Es sah aus, als habe man ihn gefesselt, weil er zu schwach war, den Aktivator zu halten – oder als wollte er ihn sich selbst entreißen.
    Rhodan erschauderte. Wenn das wirklich ein Aktivator war, funktionierte er nicht richtig – denn offensichtlich hatte er die Jugend des Erzfürsten nicht bewahren können. War dies der Preis, den auch Crest eines Tages würde zahlen müssen?
    Er warf einen Blick zu Atlan, der das groteske Wesen auf dem Thron mit ernster Miene betrachtete. Er hätte gerne gewusst, was in diesem Moment in ihm vorging. Was wusste der Arkonide über die Unsterblichkeit? Wie viele Jahre hatte er wirklich gelebt, wie viele hatte er im Kälteschlaf verbracht?
    Vielleicht stellte Atlan sich die gleichen Fragen wie er. Es gab vieles, was er nicht von Atlan wusste – aber ebenso viel, was Atlan über sich selbst nicht wusste. Der alte Arkonide war keineswegs in dem Maße Herr seines Schicksals, wie er glaubte.
    Rhodan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Erzfürsten. »Wir danken für die Ehre der Audienz«, sagte er vorsichtig.
    Auf einer Anzeige im Thron Vidaarms begannen einige Lichter zu blinken. Der Trebolaner in der gelben Robe wollte etwas erwidern, doch Ril-Omh-Er gab ihm einen Wink, und der Trebolaner senkte das Haupt. Dann kletterte er von seinem Sitz und entfernte sich zögernd.
    Das Blinken erlosch.
    Ril-Omh-Er sprach ein paar Worte in ein kleines Gerät, das er an seiner Robe trug.
    Am fernen Ende der Halle öffnete sich eine Tür.
    Einige Wachen traten herein. Sie trugen dieselben altertümlichen Waffen, die sie schon zuvor gesehen hatten. Und in ihrer Mitte entdeckte Rhodan einen weiteren Trebolaner – und Crest.
    »Crest!«, rief er und trat einen Schritt vor. Die Arachnoiden zuckten zusammen, doch Ril-Omh-Er bedeutete ihnen, dass keine Gefahr drohte.
    Vorsichtig, um die Fremden nicht noch einmal zu erschrecken, machte Rhodan zwei Schritte auf die Neuankömmlinge zu und wartete dann geduldig, bis sie eine Brücke wie die, über die sie selbst gekommen waren, überquert hatten.
    Crest machte einen müden, aber unverletzten Eindruck. Ruhigen Schrittes trat er vor und hielt Rhodan die Hand zum Gruß hin. Die Wachen hinderten ihn nicht daran. Es sah aus, als wäre ihnen Crests Nähe unangenehm und als ob sie vor allem an dem Trebolaner in ihrer Mitte interessiert wären, der demütig den Kopf gesenkt hielt.
    »Sie ahnen nicht, wie gut es tut, Sie zu sehen«, sagte Rhodan und ergriff die Hand des Arkoniden.
    »Auch ich freue mich.« Crest fasste ihn am Arm. »Sie werden nicht glauben, was ich erfahren habe ...«
    »Je-Ron-Tia«, sagte Ril-Omh-Er streng. »Du hast deine Befehle missachtet, die Geheimnisse deiner Zunft verraten, diesen Fremden entführt und mit deinen Taten großes Unheil über uns gebracht. Der Fürsorger sucht in der ganzen Stadt nach ihm, und die arkonidische Garnison wurde in Alarmbereitschaft versetzt.«
    Bei diesen Worten warf Atlan Rhodan einen sorgenvollen Blick zu.
    Diesmal wusste er genau, was der Arkonide dachte: Wenn sie den Orbit abriegeln und mit Soldaten hier landen, sitzen wir in der Falle.
    »Mein Fürst.« Je-Ron-Tia knickte mit den vorderen Beinpaaren ein, sodass es aussah, als kniete er nieder. »Ich kenne die Strafe, die mir droht, und nehme sie an.«
    »Ril-Omh-Er«, sagte Crest und drückte Rhodan zuversichtlich den Arm. »Ich bitte Sie, hören Sie mich an.«
    Die Trebolaner erstarrten. Sich voll der Aufmerksamkeit bewusst, die er nun genoss, deutete Crest auf den Knienden. Er wirkte wie ein Redner im römischen Senat, wie er da vor ihm stand – Cicero, der seinen Mandanten verteidigt.
    »Es ist wahr: Je-Ron-Tia hat mich gegen meinen Willen entführt und sich in Angelegenheiten gemischt, die vielleicht größer sind als alles, was er sich hat vorstellen können. Aber er hat aus ehrenvollen Motiven gehandelt, die mir nicht unvertraut sind: dem Durst nach Wissen und dem Wunsch, seiner Zivilisation zu helfen.«
    Mit einem kurzen Blick auf Rhodan fuhr er fort. »Er hat mir kein Haar gekrümmt. Jedoch hat er mir ... Einblicke ermöglicht, die mir unermesslich wertvoll sind.« Er richtete sich auf und sagte, an Vidaarm gewandt: »Ich bitte Euch, Günstling der Goldenen, bestraft

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