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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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allerdings davor, ihn zu fragen, weil das seinem Kameraden gegenüber Schwäche zum Ausdruck bringen würde. Er hatte schon einige Informationen über die Psychologie der Naats zusammengetragen – wahrscheinlich mehr, als ein ganzes Sonnensystem voller Arkoniden über ihre nächsten Nachbarn wusste. Er war sich über das komplizierte Wertesystem im Klaren, das auf einem sehr ausgefeilten Netz aus Definitionen von Stärke basierte und von dem das Leben der Naats bestimmt wurde.
    Die Schritte klangen dumpf auf dem Boden, während Toreead voranstampfte.
    Sie betraten einen der zentralen Lifts und schwebten drei Ebenen tiefer. Dort ging es in einem Ringkorridor bis zum nächsten Antigravschacht, wieder eine Ebene hinab, direkt in die Messe des Schiffs.
    Um diese Zeit war nicht viel los. Das für Deringhouse etwas zu grelle Licht ließ den weißen Boden schimmern und den weitläufigen Raum beeindruckend groß wirken. Die Einrichtung war einfach und zweckmäßig: Es gab eine Reihe unterschiedlich großer Tische, die teilweise von Paravents optisch voneinander getrennt wurden, dazu eine Bedientheke aus einem Material, das wie gebürsteter Edelstahl aussah. Etwa ein halbes Dutzend Besatzungsmitglieder saß auf zwei der Tische verteilt beieinander.
    Hinter der Theke standen drei eher dünne Vertreter des Küchenkommandos und wirkten erschöpft. Der Hauptandrang lag hinter ihnen, und nun mussten sie irgendwie die Zeit verbringen, bis der nächste kam oder ihre Schicht endete. Der Größte von ihnen, der rothaarige, sommersprossige Patrick McBurgh aus Palermo – wie dessen Wiege in Italien hatte stehen können, darüber schwieg er sich aus –, sah die beiden Kommandanten als Erster und winkte ihnen freundlich.
    »Heute kommen Sie gemeinsam zum Essen?«, erkundigte er sich überflüssigerweise, aber mit einem derart strahlenden Lächeln, dass Deringhouse die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, hinunterschluckte. »Was für eine Freude, was für ein Bild für die Mannschaft!«
    »Es ist an der Zeit«, sagte Toreead schlicht und so unergründlich wie immer.
    McBurgh schien das zu genügen. »Dasselbe wie immer, Comandante?«
    »Gern«, bestätigte Deringhouse.
    »Zweimal Chopsuey für die Herren Comandante.« McBurgh schob beiden einen Teller mit klein geschnittenem Fleisch, Bambussprossen, Mungobohnenkeimen, Pilzen und Nudeln hin. Die Portion Toreeads war dabei unschwer an der Größe von Teller und Menge zu erkennen. »Salat dazu? Ein Dessert nehmen Sie sich bitte weiter vorn bei meiner Kollegin.«
    »Nein danke«, sagten die beiden synchron.
    Toreead schnappte sich seinen Teller und ging zu einem kleinen Tisch in der Ecke, der ihnen gerade so Platz bot. Er winkte Deringhouse zu sich.
    Kaum nahm der Major Platz, baute Toreead mit einem einfachen Sprachbefehl ein Schallisolierungsfeld um sie auf. Man sollte sie sehen, aber nicht hören können.
    »Sie sind überrascht.«
    Deringhouse lächelte. »Das kann man sagen. Ich meine … ausgerechnet Chopsuey bei gefühlt tausend Gerichten?«
    Toreead stopfte sich mit den Fingern etwas von seinem Teller in den Mund – wenigstens beim Besteck gibt's mal keine Gemeinsamkeit, dachte Deringhouse – und sagte: »Es sind nur dreiundvierzig. Aus meiner Warte ist dagegen nichts einzuwenden. Es schmeckt köstlich. Genau wie Rakatap. Es sind nur weniger Proteine enthalten.«
    »Sie wollten mit mir sprechen«, sagte Deringhouse, sorgfältig darauf bedacht, keine Frage zu stellen.
    Toreead steckte sich weiteres Chopsuey in den Mund. Fasziniert sah Deringhouse, wie sich der senkrecht stehende Mund bewegte. Als ob dahinter ein Zahnkranz säße, der sich in der Art einer Irisblende öffnete und schloss.
    »Wir haben uns noch nicht über unsere Mission unterhalten«, sagte Toreead langsam, als fürchte er sich vor jedem Wort. Vielleicht tat er das sogar. Welcher Mensch wusste schon zu sagen, wie er sich fühlte, indem er nicht der alleinige Kommandant war, und erst recht, weil er es war, der das Gespräch beginnen musste. Beinahe tat er Deringhouse ein wenig leid. Es musste für den Naat alles andere als leicht sein.
    »Unsere Befehle sind klar umrissen. Wir bauen ein Netz aus Funkbojen auf, die jeweils an einen Strukturtaster gekoppelt und für einen Bereich von 25 Lichtjahren Radius verantwortlich sind. Im Zentrum des etwa hundert Lichtjahre durchmessenden Netzes soll sich das Solsystem befinden.«
    »Vergessen Sie die Redundanzsysteme nicht«, warf Toreead ein. Er wies auf Deringhouses Teller.

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