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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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besser kamen wir miteinander klar. Wo unsere gemeinsamen Fortschritte anfangs eher einem blinden Dahintaumeln glichen, gewann unsere Lernfahrt ab einem bestimmten Punkt deutlich an Tempo und führte zu exponentiellen Leistungen.
    So viel jedenfalls erfuhr ich über mich: Ich war eine Lebensform, die gemeinhin zur Gattung der Pflanzen gehört. Was ich als Sitz meiner Lebenskraft bezeichne, mein Herzhirn, liegt dabei unterirdisch und hat, wenn es sich abschottet, die Form einer Wurzelknolle. Nach unten tasten sich meine Wurzelsysteme, mit denen ich sehen, hören und schmecken, aber auch kommunizieren und vieles andere mehr tun kann.
    Für andere sichtbar sind nur die sekundären Bestandteile meines Körpers, die ausschließlich der Rezeption und Verdauung dienen: Das hohle Rückgrat nannte Paal'chck Stängel, und meine Stempelregion bezeichnete er als »fototrope Blütenblätter«. Du, Betty Toufry, vergleichst meine Art mit einer Pflanze deiner Heimatwelt: Tulpe nennst du sie.
    Ich musste lernen, die Begriffe, die das Gesehene umschrieben, zu übersetzen. Wie gesagt: Es war mühsam, aber ich denke, es hat sich gelohnt. Das wusste ich spätestens, als Paal'chck mir zum ersten Mal das Raumschiff zeigte, in dem wir unterwegs waren, die WELTENSAAT. Mein künstlicher Lebensraum. Für jemanden wie dich, der ein so grundverschiedenes Sehen als das meine für selbstverständlich ansieht, könnte meine Schilderung etwas grob wirken, mehr Annäherung als präzise Beschreibung. Aber warte, ich werde versuchen, es dir zu zeigen …
     
    Plötzlich wurde Betty aus dem sanften Gedankenstrom Phyliors hinausgetragen. Und sie sah:
    Vor dem sterngesprenkelten Schwarz des Weltraums driftete ein kristallener Donut, auf der Unterseite rubinrot, auf der Oberseite kristallklar. Wie groß er war, ließ sich ohne Vergleichsmöglichkeit nicht feststellen, aber Betty Toufry ahnte, wie riesig er sein musste. Das Bild war nicht ganz scharf, weil Phylior nicht genau wusste, was er darstellte, sondern nur sein Verständnis von der Wahrnehmung anderer wiedergab.
    Wenn das Bild halbwegs korrekt ausfiel, gab es keine erkennbaren Maschinenblöcke, die den Kristallring antrieben, keine Waffen, keine Schutzschirme, nichts. Die WELTENSAAT flog wie ein geworfener Frisbee durchs All, aber Betty wusste, dass der Vergleich hinkte. Es gab Antriebssysteme, und es gab Verantwortliche für die Steuerung. Sie wusste so wenig von den Sternenweiten der Milchstraße und deren Bewohnern, das wurde ihr wieder schmerzhaft bewusst. Und sie spürte, wie ein Gefühl der Ehrfurcht vor den Santor in ihr emporkroch. Und mit dieser Ehrfurcht schlich sich Unsicherheit an und machte sich in ihr breit.
    Phylior spürte ihre Fragen. Die Ringform der Schiffe ergab sich aus zwei Umständen: Konkret wurde für diese Raumer ein großer, standardisierter, durch den Kristallkreis begrenzter Innenraum benötigt. Als ideologische Absicht stand dabei aber die Allianz, die sich durch diese geometrische Form am besten repräsentiert fühlte.
    Was nun den Antrieb betraf: Betty erhielt nur vage, linienartige Eindrücke von den Lazan, aber es war nun schon das zweite Mal, dass sie von ihnen hörte. Hatten die Santor nicht behauptet, die Lazan seien schuld am Absturz Sids und Hollanders? Sie lebten in der äußeren Ringschicht, waren für die Energie verantwortlich. Sie taten nichts anderes, als jede Art Strahlung, sonstige Energie und Sonnenwindpartikel zu absorbieren, in ihren Körpern zu verarbeiten und »unverdauliche« Bestandteile in einer steuerbaren Form wieder abzugeben; als Antriebsquelle oder als allgemeiner Energielieferant.
    Was mochten die Lazan für Geschöpfe sein? Körperlich und doch nicht körperlich, sich von Energie ernährend und Energie abgebend?
    Ich werde dir noch von den Lazan berichten, sei unbesorgt!, versprach Phylior, als er Bettys fortgesetzte Neugierde spürte. Aber sie sind nicht die Einzigen, die du an Bord der WELTENSAAT findest. Soll ich dir von den Salacreni erzählen, die ihr Habitat nie verlassen, oder den Hu'shin, deren Erfüllung das Archivieren und Kombinieren von Informationen ist? Oder einem der anderen Völker wie den Ramani, die so vielfältige Aufgaben übernehmen, dass ich Stunden brauchen würde, auch nur ein Siebtel aufzuzählen? Du wirst sie noch sehen, das verspreche ich dir. Genau wie die Goldenen. Den Wohltäter und unsere Retterin, Cyra Abina. Ich denke, du wirst sie mögen, sie ähnelt dir auf gewisse Weise.
    Bettys Bewusstsein flog am

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