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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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schwebende Kristallschale, und ich hatte Paal'chck, auf den ich mich immer verlassen konnte.
    Ich erfuhr mehr über meine Wurzeln, beispielsweise dass ein Santor über durchschnittlich 25 Millionen Wurzelfasern verfügte, die aneinandergelegt eine Strecke von über tausend Kilometern Länge ergeben würden. Oder dass dort zahlreiche Pflanzenhormone und sekundäre Pflanzenstoffe hergestellt wurden, Stoffe, die ich einfach und unbewusst benutzte und deren Fachbegriffe mir sehr fremd vorkamen, als existierten sie losgelöst von mir. Die Aufnahme von Wasser und den meisten für das Wachstum benötigten Mineralstoffen erfolgt bei uns ebenfalls über die Wurzel.
    Aber nicht nur über Wurzeln erfuhr ich viel, sondern auch über »begrenzt steuerbare Statolithen«, spezielle, dem Zug der Schwere folgende Stärkekörner, die für meine Wuchsrichtung verantwortlich waren.
    Du siehst, Betty: Nichts davon konnte ich direkt verwerten, um dem Geheimnis, das mich nach meiner eigenen Einschätzung umgab, auf die Spur zu kommen.
    So verrann die Zeit, bis Pranav Ketar, der Wohltäter, mir eröffnete, meine Ausbildungsphase sei nun vorüber und ich dürfe mich zu anderen Santor gesellen. Auf der nächsten Welt, die die WELTENSAAT aufsuchte, bestand Bedarf nach unseren Fähigkeiten.
    Und während ich mich mit Paal'chcks Hilfe bereit machte, beschlich mich die Furcht, versagt zu haben und vom Wohltäter verstoßen worden zu sein.

5.
    AL'EOLD: Schlange des Arcturus
     
    Ihr nächster Sprung führte die AL'EOLD in das System eines roten Riesensterns, 37 Lichtjahre von der Erde entfernt: Deringhouse spürte ein Kribbeln im Bauch, als er die gewaltige Sonne sah: ein Meer aus orangefarbenen, rubin-, karmesin- und rostroten Flammen. Die Protuberanzen sprangen wie zerfallende Türme und bröckelnde Brücken aus purem, ganz auf seine Essenz reduziertem rotem Feuer dem Betrachter entgegen, so gefährlich wie vergänglich.
    Der riesige rote Ball füllte sein ganzes Sichtfeld aus, das von ihm ausgehende Leuchten raubte ihm den Atem, als brenne es alle Lungenbläschen nacheinander weg. Es war etwas so Heißes, Furchterregendes, Böses in diesem Licht, dass er förmlich darauf gestoßen wurde, wie unbedeutend, klein und zerbrechlich sein Leben war.
    »Ein beeindruckendes Bild«, sagte Toreead neben ihm. »Ich freue mich in jedem neuen System auf den Anblick des Zentralgestirns, und manchmal wird man mit einem solchen Bild belohnt. Spüren Sie die Erhabenheit des Moments?«
    »So ungefähr«, druckste Deringhouse. Er würde den Teufel tun und vor dem Naat zugeben, dass sich sein Magen wie ein kalter, kleiner harter Klumpen anfühlte. So hatte er sich den Weg zu den Sternen nicht vorgestellt. Die bisherigen Etappen ihrer Reise hatten sie zu sanften, alten Sternen gebracht, aber dieser Stern mochte zwar alt sein, aber keineswegs sanft.
    Er hatte schon, seit er zurückdenken konnte, Sternweh verspürt, und eine der ersten Sonnen, die er selbst durch sein Teleskop gesehen hatte, war jener Glutgigant, auf den die AL'EOLD nun zuflog.
    Arcturus – oder auch Arktur – war einer der auffälligsten Sterne, die von der Erde aus sichtbar waren. Sogar bei Tag konnte man diesen hellsten Stern des Nordhimmels ausmachen. Die nackten Daten, beispielsweise dass Arktur zweiundzwanzigmal größer und zweihundertmal heller als die heimische Sonne war, klangen zwar beeindruckend, aber sie bereiteten einen Menschen nicht einmal ansatzweise auf das Erlebnis vor.
    »Kadett Lundqvist? Haben Sie Informationen für uns, was diese Sonne angeht, die man auf der Erde ›Arktur‹ nennt und die in den arkonidischen Sternkatalogen als FR-AL-VORA-67285 verzeichnet ist?«
    Sie griff in eine Holoprojektion. »Ich habe in Vorbereitung der einzelnen Etappen unserer Mission für Sie Vergleichswerte herausgearbeitet, um Ihnen die Besonderheiten Arkturs gegenüber anderen Sternen der Klasse 5 zu zeigen.« Sie rief mit einem kleinen Schlenker ihrer Hand einige Grafiken auf. »Wie Sie sehen, ist Arktur ein Roter Riese und etwas heller als stabile, Wasserstoff verbrennende Sterne. Folglich hat in seiner Entwicklung bereits die Verschmelzung von Helium zu Kohlenstoff und Sauerstoff begonnen. Ich darf Sie allerdings auf zwei Besonderheiten hinweisen: Zum Ersten sind die magnetischen Aktivitäten Arkturs in diesem Zusammenhang durchaus auffällig, weil man sie von Sternen seines Stadiums nicht mehr erwartet, zum Zweiten enthält das abgegebene Lichtspektrum außergewöhnlich viele

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