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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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Paal'chcks Geist, mit dem ich mittlerweile spielend leicht harmonierte. Wie nahm er das auf, was geschah?
    Der schwarze Insektoide aus den dunklen Nebulae ließ seinen Blick nicht von mir: Er hatte beobachtet, wie bei Bodenkontakt mein Grün plötzlich blasser wurde und wie sich auch an der Oberfläche meine Wurzeln ausgebreitet hatten, bis sie die Platte erreichten. Und dort, wo sie Kontakt bekamen, lösten sie das massive Material auf: Sie bohrten sich hinein, sprengten und zersetzten Metall, Glas, Stein.
    War es das, was der Forscher mit Vernichten gemeint hatte?
    »So ist es«, bestätigte Skarrat auf meine Frage hin. »Santor gehören zur Gattung der Pflanzenwesen. Im Unterschied zu den meisten anderen erstreckt sich eure Rhizosphäre weiter als Daumenbreite, sie kann bis zu einem Meter im Umkreis einer Einzelpflanze liegen, bei mehreren erhöht sich diese Reichweite anfangs linear, später exponentiell, wobei Feldstudien zur Einsatzeffizienz bisher nicht in ausreichender Zahl vorliegen, um … Verzeihung. Du weißt, was eine Rhizosphäre ist?«
    Selbstverständlich. Berichte weiter. Er vergaß offenbar, dass ich meine Informationen direkt aus seinem Bewusstsein beziehen konnte. Ich hatte den Begriff »Rhizosphäre« nie zuvor gehört, aber begriff, dass damit jener Radius gemeint war, in dem der Boden und ich interagierten.
    Der dürre Vierarmige schritt nervös im Raum umher, seine Federn an den Armen stellten sich auf, wie ich unschwer durch das Erfassen seiner Bewegungen in Licht, Schwerkraft und Geräusch feststellen konnte; dazu brauchte ich weder ihn noch Paal'chck zu bemühen. »Pflanzen geben normalerweise über ihre Wurzeln sogenannte Exsudate ab, bestimmte kurzkettige organische Substanzen, die direkt auf die Umgebung einwirken: Sie verändern den pH-Wert, vereinfachen das Lösen von Eisen oder Mineralien und vieles mehr, womit sie im Umkreis des lebendigen Wurzelwerks den Rhizosphäreneffekt auslösen. In dieser Hinsicht stellen die Santor ebenfalls eine Ausnahmeerscheinung dar: Eure Exsudate können selbst besonders widerstandsfähige und sogar schädliche Substanzen innerhalb eurer Rhizosphäre neutralisieren und – meistens zumindest – in Mineralien und Nährstoffe umwandeln. Obwohl ihr selbst dabei viele aufbraucht, entsteht in der Regel ein enormer Überschuss, der dem Boden zugutekommt.«
    Ich begriff.
    Das hatte er gemeint. Ich vernichtete nicht, ich wertete auf.
    »Manchmal muss man vernichten, um heilen zu können«, sagte der Ramani, als sei er der Telepath von uns beiden.
    Setz mich bitte ins nächste Beet!, forderte ich.
     
    Es stellte sich heraus, dass ich keineswegs ein besonders starkes Talent zur Umwandlung mitbrachte, sondern in allem durchschnittlich war. Auch scheiterte ich wie alle anderen Santor bei der Aufbereitung des Kristalls, aus dem das Raumschiff und auch meine Schwebeschale zum großen Teil bestanden. Das alles enttäuschte mich ein wenig, denn nach dem Verhalten Skarrats hatte ich gedacht, ich sei ein ganz spezieller Santor.
    Aber was sollte das Spezielle sein?
    Pranav Ketar, der Wohltäter, ein goldenes Wesen, kam ab und zu vorbei, um sich von meinen Fortschritten zu überzeugen. Er blieb sachlich, aber ich spürte, dass er unzufrieden war. Er erwartete irgendetwas von mir, was ich offenbar nicht leistete.
    Ich forschte nach, natürlich mit Paal'chcks Hilfe. Es existierte zwar keine offizielle Informationsbeschränkung und auch keine Kontrolle über unsere Datenzugriffe, aber es war schwierig. Offenbar hatte jemand kein Interesse daran, dass viele Details über uns Santor bekannt wurden. Ich stieß aber auf eine Information, die ich höchst interessant fand: »Es gibt fünf Geschlechter unter den Santor, von denen jedes an seiner Blütenfarbe zu erkennen ist: Prudab (violett), Temlyn (blau), Folux (orange), Spevii (gelb) und Iras (rot).«
    Kein Wort über mich.
    Denn meine Blüte war grün.
     
    Auf weitere Informationen stießen wir nicht, jedenfalls keine, die uns weitergeholfen hätten, meine Besonderheit herauszufinden, oder die mehr über meine Herkunft verrieten. Ich spürte, dass es da etwas gab, aber niemand wusste darüber Bescheid. Uns fehlte ein Suchbegriff, der uns auf die richtige Spur brachte.
    Ich erfuhr nur Unwichtiges: dass sich viele Santor fortbewegen konnten, allerdings nur in begrenztem Ausmaß und unter Aufbietung aller Kräfte. Mir selbst war so etwas nie gelungen, und ich hatte eigentlich auch nie etwas Derartiges gewagt. Ich hatte die

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