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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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verwerten. Zur Bildung der organischen Baustoffe dient primär die anorganische Kohlenstoffquelle des Kohlendioxids, unsere Wissenschaftler haben allerdings auch Reservesysteme gefunden, die auf Carbonat-Ionen zurückgreifen.«
    Ja?, warf ich ein, weil ich annahm, sie wartete auf eine Reaktion von mir. Sie hatte so schnell und überlagernd gedacht-gesprochen, dass ich mich auf den Inhalt überhaupt nicht hatte konzentrieren können.
    Sie sah mich an. »Ja?« Sie lachte. »Du hast nichts von dem verstanden, was ich dir gesagt habe, oder?«
    Wieso machst du so viele Worte? Warum kannst du das Leben nicht nehmen, wie es ist? Musst du alles hinterfragen?
    »Du hast wirklich jede Menge Fragen! Du bist die mit Abstand interessanteste Blume im Garten der WELTENSAAT!«
    Sie lachte so laut, dass meine »Augen« den Luftdruck mit Leichtigkeit interpretierten. Du wirst bemerkt haben, Betty, was die Goldene ebenfalls wusste: Entlang meiner »Augen« im Innern der Blütenblätter verlaufen Fühlhaare, die wie Wimpern aussehen. Tatsächlich übertragen sie durch Hebelwirkung jedweden Druck verstärkt auf das lebende Protoplasma. Und das, was wie Augen aussieht, sind keineswegs Sinnesorgane wie eure, sondern spezielle Orte, an denen ich tagsüber selbst bei geschlossenem Blütenkelch mittels einer Dunkelreaktion Glukose herstelle, während gleichzeitig als Lichtreaktion die Fotosynthese ablaufen kann. So hat es mir jedenfalls Korian Lafesh Hurimun Skarrat erklärt.
    Ich weiß wirklich wenig über mich selbst. Ich glaube, ich gehöre einer neuen Art Santor an, denn angeblich gibt es nur fünf Geschlechter, und ich zähle zu keinem davon. Ich weiß nicht, was das alles bedeutet. Ich weiß nur, dass ich gern der Allianz diene und den Wohltäter verehre wie jeder andere.
    Cyra Abinas Reaktion fiel nicht ganz so aus, wie ich erwartet hatte. Als ich den Wohltäter erwähnte, zuckte sie leicht zusammen, und ihre Hautoberfläche kühlte um ein halbes Grad ab.
    »Pranav Ketar dient mit ganzem Verstand der Sache«, flüsterte sie. Es klang wie eine Beschwörung, eine Ermahnung oder ein Versprechen, und ich war sicher, dass die Worte nicht an mich gerichtet waren. Dann kehrte die souveräne Lässigkeit wieder in sie zurück, und sie sprach mit mir. Rückblickend erkenne ich, dass sie mir weniger erzählte, als sie mir Informationen entlockte, aber ich verstehe sie. Sie musste wissen, wer und vor allem was ich bin. Solche Kenntnisse können über Leben und Tod entscheiden. »Und du? Bist du mit deinem Herzen dabei?«
    Selbstverständlich, antwortete ich, obwohl ich kein Herz in jenem Sinne habe, den Tierische meinen.
    »Gut«, sagte sie einfach. Mit sanften Bewegungen häufelte die Goldene Erde um meine Wurzeln und begoss sie leicht. Sofort spürte ich meine Wurzeln schwellen. »Du musst eines verstehen: Der Große Krieg ist vorüber, aber nur vordergründig. Das Ringen dauert an. Wir dürfen uns keinen Fehlschlag erlauben. Und wir sind diesem Ziel mit Herz und Verstand verschrieben, ganz besonders wir Goldenen. Manchmal müssen wir Schuld auf uns laden, damit der Rest der Allianz sicher ist.«
    Was hat das mit mir zu tun?, erkundigte ich mich vorsichtig. Ich konnte die Goldene nicht einschätzen. Sie verwirrte mich, machte seltsame Andeutungen und führte sie nicht weiter aus. Was wollte sie?
    »Ja, das ist immer die Frage: In welcher Beziehung stehen die großen kosmischen Themen mit dem jeweiligen Individuum? Ich rate dir, kleiner Gräber: Vergiss diese Frage nie, und wenn du sie eines Tages beantworten kannst, musst du dich entscheiden. Mag sein, dass es nur einen winzigen Unterschied bedeutet, aber selbst wenn du nur zwischen zwei fast deckungsgleichen Ergebnissen wählen kannst, ist es eine Wahl, die nur du treffen kannst.«
    Ich verstand immer noch nichts, aber beschloss, es dabei zu belassen. Je mehr ich fragte, umso verwirrter wurde ich. Wir unterhielten uns nun über andere Dinge, und ich bemerkte, was für einen Unterschied es zwischen Cyra Abina, Paal'chck und Korian Lafesh Hurimun Skarrat gab. Der Wissenschaftler war stets nur auf sein Projekt fixiert, Paal'chck führte ein einfaches Leben mit geringer Brennweite seines Blicks – nennt man das nicht so, Betty? –, während die Goldene mir half, die Welt besser einzuschätzen.
    Schließlich kamen wir auf die Frage, die ich befürchtet hatte, seit wir angefangen hatten, uns zu unterhalten: welches Problem ich mit mir herumschleppte.
    Es fiel mir nicht leicht, ihr meine Sorge zu

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