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PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Titel: PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Huiskes
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Vielleicht hätte ich dann … Nun, aber wenn jedes Vielleicht ein Stern wäre, gäbe es keinen Platz mehr am Himmel.
    Für mich wurde das Gespräch erst wieder interessant, als Ketar mit plötzlich sehr leiser Stimme sagte: »Du hängst dein Herz an diesen kleinen grünen Gräber – und wirst mit Schmerz dafür bezahlen. Setz diese Blume aus, solange der Schmerz noch klein ist!«
    Cyra Abina hob beide Hände und streckte ihm die Handflächen in Brusthöhe entgegen. »Du verstehst es nicht. Es gibt Schmerzen, die wir erdulden müssen, wenn wir Heilung erlangen wollen.«
    »Das ist Unsinn! Du benutzt zu viel von diesen Paratropfen. Sie vernebeln dir die Sinne!« Er griff nach ihrem Haar und den Spangen darin, aber sie wich aus, hob die Hände. Er griff nach ihrem Hals. Er dampfte förmlich vor Zorn, ich konnte die in ihm aufsteigende Hitze deutlich spüren. Würde er Cyra Abina etwas antun? Niemand konnte eingreifen – nicht der Chi'quan, nicht ich. Dies war ein Konflikt zwischen Goldenen. Er musste auf ihre Art ausgetragen werden.
    Oder sollte ich mich einmischen?
    Lasst ab!, schickte ich ihnen einen beruhigenden Gedanken.
    Keiner der beiden reagierte.
    Stand ich so tief unter ihnen, dass sie mich einfach ignorieren konnten?
    Sie legte ihre schlanke goldene Hand auf seine. Ihre Stimme war vollkommen beherrscht. »Du darfst mir nichts antun. Ich bin nicht deine Feindin, wir sind nur unterschiedlicher Meinung. Was ist so schlimm daran, mir die meine zu lassen?«
    Er zog die Hand weg. »Nur, weil du mir meine Meinung lassen willst, bedeutet das nicht, dass ich dir deine lassen werde.«
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu, eine Bewegung gebändigter Aggression. »Du wirst mir meine Meinung lassen!«
    »So mag es sein. Es ist dein Schmerz. Aber denk daran: Der Gräber hatte seine Chance.« Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum.
    Mir war, als sei es kälter geworden. Wie konnte der Wohltäter so abfällig über mich reden? Und wie konnte er einer anderen Goldenen etwas befehlen, was diese ablehnte?
    Ich glaube, damals entstand ein feiner Riss in meiner bis dahin fugenlos positiven Sicht Pranav Ketars. Ohne diesen Riss wäre es Ianis später ganz gewiss nicht so leicht gefallen, Zweifel zu säen.
    Die freundliche Goldene blieb noch eine Weile reglos stehen. Ich versuchte, mentalen Kontakt zu ihr aufzunehmen, aber sie verschloss sich mir.
    Schließlich, als ich es nicht mehr aushielt, bat ich Paal'chck, sie anzusprechen.
    Kaum hatte er meine Bitte vorgetragen, drehte sich die Goldene langsam zu mir um. »Was möchtest du, kleiner Gräber?«
    Ich nahm all meinen Mut zusammen. Ich habe den Wohltäter nicht verstanden. Was meinte er mit ›Schmerz‹?
    »Nichts. Nichts, was dich angehen würde, denke ich. Wir haben keinerlei Hinweise auf Schmerzempfindlichkeit deiner Spezies gefunden, also werde ich es dir auch nicht so rasch begreiflich machen können.«
    Versuch es!, forderte ich sie auf.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit. Wir haben zu tun!«
     
    Cyra Abina brachte mich in ihr eigenes Labor. Zunächst war ich nicht begeistert davon, denn sie scheute nicht davor zurück, Zellproben zu entnehmen – das war etwas, das der Ramani-Wissenschaftler nie getan hatte. Es war unbequem, und ich verstand nicht recht, wozu es gut sein sollte.
    Dennoch – alle ihre Untersuchungen bestätigten, was Korian Lafesh Hurimun Skarrat bereits festgestellt hatte.
    Dann aber tat sie etwas Ungewöhnliches: Sie bat mich, meine Blüte zu öffnen.
    »Ich glaube, wir waren die ganze Zeit auf der falschen Fährte. Du hast dich der falschen Mittel bedient.«
    Sie entnahm meinen Staubsäcken einige Proben meiner Pollen. Du weißt wahrscheinlich, Betty, dass Pollen bei Pflanzen der Vermehrung dienen. Insofern hatte ich darauf nicht bewusst geachtet oder einen Zusammenhang zu meiner erwarteten Sonderstellung gesehen.
    Es dauerte nicht lange, bis Cyra Abina erste Ergebnisse hatte. Sie waren ihren eigenen Worten zufolge »ungewöhnlich«.
    Pollenkörner durchmessen nur 50 Mikrometer und bestehen aus einer Zelle, die von einer widerstandsfähigen, zweilagigen Wandung umhüllt wird. Jede dieser Lagen setzt sich aus einer oder mehreren Schichten zusammen, wobei an der Innenseite die häufigsten Zellulose-Fibrillen sind. Bei uns Santor ist die Außenwand granulär aufgebaut. Die Außenwand ist entsprechend durchbrochen, mehrschichtig und manchmal geradezu skulpturiert. In den entstehenden Hohlräumen befindet sich unter anderem der Pollenkitt,

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