PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
erstaunlich, wie leicht es war, als würde ich von diesem einen Individuum angezogen. Wahrscheinlich stimmte das sogar; ich fischte nach weiteren mentalen Echos, aber es gab keine. Das Sonnensystem schien ansonsten leer von bewusst denkendem Leben zu sein. Waren sie alle im Krieg gestorben?
Eigentlich war es indiskutabel, den Fremden zu belauschen, aber meine Neugierde siegte. Was musste das für ein einsames, verlassenes Wesen sein, das ganz allein um einen gelben Stern kreiste? Gehörte es zum Feind oder zu einer bisher unbekannten Art?
Es ist unvorstellbar, wie heiß es werden kann.
Ich sitze hier in meiner kleinen Station, praktisch unentdeckbar, und starre auf die Monitoren und ins All. Dabei wird es immer heißer hier drin. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Drei Jahre sind es nun.
Bald werde ich abgelöst.
Ich verstehe es immer noch nicht. So lange ist der Exodus – oder Exitus, ich bin mir da manchmal gar nicht mehr so sicher, wenn ich mir meine Leute so betrachte – her, und nichts hat sich getan. Vielleicht ist das alles nur eine Legende.
Aber was weiß ich schon?
Ich darf nur hier sitzen und auf etwas warten, was nie geschehen wird. Wieso sollte der Feind ausgerechnet jetzt kommen?
Aber … was ist das?
Meine Sensoren empfangen ein Signal außerhalb der Systemgrenze. Es kommt näher, ganz gemächlich.
Alarmiert zog ich mich zurück. Vermutete der Fremde in der WELTENSAAT diesen ominösen Feind? Ich spürte seine Furcht und hielt es für meine Pflicht, dies auch Cyra Abina mitzuteilen. Sie musste Kontakt zur WELTENSAAT herstellen und sie warnen, dass der Fremde Angst hatte. Ich belauschte den Fremden indes weiter. Er würde die WELTENSAAT gewiss bald genug als den friedlichen Reisenden erkennen, der sie war. So musste es einfach kommen. Ich griff nach ihm und tauchte ein in seine verstörende Gedankenwelt, seine verschobene Wahrnehmung, die mir Übelkeit bereitete, weil sie so falsch war. Begriff er denn nicht, dass wir in Frieden kamen?
Was war das nur für ein seltsames Wesen?
Allmählich erkenne ich etwas, aber nicht annähernd genug.
Sind die Sensoren gestört?
Es sieht aus wie ein riesiger Ring aus einer nach außen weisenden Schicht durchsichtigen und einer nach innen weisenden Schicht roten Kristalls. Wer denkt sich so etwas aus?
Und die Energiewerte … So etwas habe ich noch nie gesehen.
Sind das … Würmer? Jedenfalls sehen sie so aus. Riesige, leuchtende Würmer unter dem Kristall. Kybernetisch, mechanisch oder organisch? Verflixt, die Ortungsdaten sind viel zu spärlich.
Aber wo sind die Generatoren? Wo die Waffensysteme?
Oder hat das Ding nichts davon? Kann es eine eigenständige Lebensform auf Kristallbasis sein? Nein. Nein, das glaube ich nicht. Wer besucht uns da?
Verdammte Funkstille. Wer immer das da draußen ist, er wirkt nicht feindselig.
Das gibt es einfach nicht. Das Ding ist fast, als wäre es überhaupt nicht da. Ich werde auf aktive Ortung umstellen, nur ein bisschen.
Ja, mein Freund, jetzt wirst du mir deine Geheimnisse schon zeigen, was?
Nein.
Es ändert den Kurs, direkt auf mich zu. Es kann mich doch nicht angemessen haben?
Funkkontakt – nein. Ich stelle mich tot.
Ich glitt aus dem Verstand des Fremden und fragte die Goldene, was wir tun würden. Sie hatte den Kommandanten informiert, und dieser tat das, was man in solchen Situationen tat: Hilfe anbieten. Der Goldene, der Wohltäter, würde alles regeln.
Ich schlüpfte zurück in den Fremden.
Es ist tatsächlich ein Kristallring, ich kann ihn mit bloßem Auge erkennen, so nah ist er mittlerweile.
Innerhalb des Kristalls sehe ich Technolandschaften und Biotope, von denen ich nie gehört habe, und diese schwebenden Würmer …
Wer oder was sind diese Fremden, die da so schweigend vor mir verharren?
Es ist angesichts ihres Kurses und Verhaltens ausgeschlossen, dass sie mich nicht entdeckt haben. Wie konnten sie mich finden?
Jemand meldet sich. Das Signal ist stark und kommt von diesem Schiff.
Ich versuche, den Absender zu identifizieren, ohne mein eigenes Bild zu schicken. Rasch! Es geht so viel einfacher als gedacht.
Nein! Nicht!
Das kann nicht …
Ein goldener Mensch?
Ich muss …
Ich spürte die ungeheure Panik des Fremden, die mich aus ihm herauswarf. Was für starke Emotionen, viel stärker als alles, was ich je kennengelernt hatte. Er hatte etwas bemerkt, was ihn in schiere Raserei versetzte.
Und nun schoss er sogar auf uns! Es waren lächerliche Energien, die unsere Lazan
Weitere Kostenlose Bücher