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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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synthetisch hergestellt wurde. Es wirkte direkt auf das zentrale Nervensystem und sorgte für eine stark erhöhte kaskadenartige Ausschüttung von algogenen Gewebshormonen, also körpereigenen Substanzen, die die Schmerzrezeptoren aktivierten.
    Zehn Sekunden vergingen. Dann riss der Mensch plötzlich den Mund auf, doch kein Laut verließ seine Lippen. Der für einen Humanoiden ungewöhnlich kompakt gebaute Körper verkrampfte für lange Sekunden, entspannte sich wieder, nur um sich kurz darauf erneut und umso heftiger gegen die Lederbänder zu stemmen. Der Vorgang wiederholte sich. Schmerzwelle um Schmerzwelle raste durch den zuckenden Leib des Mannes, jede mächtiger und unerträglicher als die vorangegangene, bis schließlich auch die letzten Dämme brachen und die Schreie des Humanoiden über den Interkom durch Bahroffs Kabine hallten.
    Der Blick des Halbarkoniden fiel auf die Frau. Ihr Gesicht wirkte noch immer wie eingefroren, doch aus dem Winkel ihres rechten Auges löste sich in diesem Moment eine Träne, rann in unregelmäßiger Bahn über Wange und Kinn und verschwand im Kragen ihrer fleckigen Kombination.
    Stiqs Bahroff atmete tief ein und wieder aus. Es war nicht das erste Verhör unter Sergh da Teffrons Aufsicht, dem er beiwohnte. Anderen Lebewesen Schmerzen zuzufügen war sowohl für die Hand des Regenten als auch für ihn selbst stets ein legitimes Mittel zur Zielerreichung gewesen. Moralische Bedenken durften dabei keine Rolle spielen, es ging um das Wohl des Imperiums. Es war unsinnig, dieses Thema unter ethischen Gesichtspunkten zu erörtern, denn Ethik war von jeher eine Frage der Definition. Das Sammeln von Informationen war für den Fortbestand der arkonidischen Kultur eine schlichte Notwendigkeit. Wenn die Erde und ihre Bewohner dem Imperium gefährlich werden konnten, musste der Regent das wissen.
    Den Berichten zufolge waren die Menschen mit einem uralten arkonidischen Raumschiff nach KE-MATLON gekommen. Offenbar hatten sie heimlich ins Herrschaftsgebiet des Großen Imperiums eindringen wollen. So etwas tat man nur, wenn man etwas im Schilde führte. Sergh da Teffron hatte somit nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, die Gefangenen auszuforschen.
    Aber woher kommt dann meine Ruhelosigkeit?, dachte Bahroff. Warum bin ich so unsicher? Sergh da Teffron würde sich nicht gegen mich wenden. Er braucht mich!
    Die Hand des Regenten mochte skrupellos und grausam sein, doch sie war in gleichem Maß intelligent und berechnend. Da Teffron wusste um den Wert seines Assistenten, um die Symbolkraft, die der Besetzung dieser Rolle innewohnte. Wenn er Bahroff leichtfertig opferte, würde das ihm selbst schaden und seine ohnehin schon angreifbare Position gegenüber den Adelshäusern weiter schwächen. Auch wenn der Halbarkonide nicht viel von Politik verstand, so ahnte er, dass selbst der Regent nicht völlig frei in seinen Entscheidungen war. Der Hochadel hatte nach wie vor einen nicht geringen Einfluss, und es mochte eine Situation eintreten, in der der Regent in Versuchung geriet, seine Hand zu opfern, um die aristokratischen Gremien zu Zugeständnissen zu bewegen. Das würde er jedoch umso widerwilliger tun, je überzeugter er von der absoluten Ergebenheit seines wichtigsten Dieners war.
    Die Schreie des Menschen wurden leiser. Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Eine Minute? Fünf Minuten? Der Mann auf dem Verhörstuhl warf den Kopf hin und her. Schaum stand ihm vor dem Mund, und aus der Nase liefen zwei dünne Blutfäden. Stiqs Bahroff kannte da Teffrons bevorzugte Verfahrensweise. Wenn genügend Material zur Verfügung stand, verhörte er stets drei Gefangene gemeinsam und sorgte dafür, dass zwei von ihnen dabei zusehen mussten, wie der dritte qualvoll zugrunde ging. Manch einer mochte das als barbarisch erachten, doch die Erfolge gaben der Hand des Regenten recht.
    Stumm beobachtete Bahroff, wie die Bewegungen des Menschen immer mehr erlahmten. Seine Schreie waren längst verstummt, doch auf eine unwirkliche Weise erschien dem Halbarkoniden die nun herrschende Stille lauter als zuvor. Schließlich sackte der Kopf des Mannes haltlos nach vorn; sein Körper fiel in sich zusammen. Es war vorbei.
    Sergh da Teffron trat einen Schritt nach vorn und sah direkt in die Kamera. Sein Gesicht füllte den Holoschirm fast zur Gänze.
    »Ich melde mich in Kürze wieder«, sagte er. Dann erlosch das Bild und machte den aktuellen Meldungen und Nachrichten aus dem Orbitalgeflecht Platz.
    Stiqs Bahroff

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