PR NEO 0044 – Countdown für Siron
kriegen könnt. Funkkontakt nur im Notfall und über die vereinbarten Kodewörter.«
»Du willst es mit der Straße versuchen?«, fragte der Zündermutant.
»So ist es. Früher oder später muss hier jemand vorbeikommen. Wir folgen einfach dem Straßenverlauf und hoffen, dass wir irgendwann mitgenommen werden.«
Fünf Minuten später brach die Dreiergruppe auf. Rhodan sah ihr so lange nach, bis die Gestalten in der flimmernden Hitze nicht mehr erkennbar waren. Sirona brannte inzwischen unbarmherzig vom Himmel. Es mussten über fünfzig Grad Celsius sein. Wenn sie mit der Straße kein Glück hatten, würden sie Wasser auftreiben müssen. Die Vorräte in den Rückentornistern reichten nicht ewig.
Die beiden Arkoniden kamen mit den Temperaturen offenbar besser zurecht. Ob das an ihren Zellaktivatoren lag, vermochte Rhodan nicht zu sagen. Seit jenen schicksalhaften Tagen auf Wanderer hatten er und Crest – wenn überhaupt – nur oberflächlich über die dortigen Ereignisse gesprochen. Rhodans Verzicht auf die Unsterblichkeit und seine Bitte an ES, den Zellaktivator an den Wissenschaftler auszuhändigen, war nichts, was er bereute. Manchmal hätte er sich lediglich gewünscht, dass das Verhältnis zwischen ihm und dem alten Mann wieder so war wie zu Beginn ihrer Freundschaft, doch seit der Derengar den Aktivator trug, hatte er sich langsam, fast unmerklich verändert.
Rhodan konnte die Natur dieser Veränderung nicht in Worte fassen, aber er war mittlerweile sicher, sich das alles nicht nur einzubilden. Er wusste besser als jeder andere, was die Menschheit und vor allem er selbst Crest zu verdanken hatten, und das würde er auch niemals vergessen. Doch tief im Hintergrund seines Bewusstseins hatte sich ein nagender Zweifel eingenistet, ein Gefühl des Unbehagens, das er einfach nicht loswurde.
Rhodans Blick wanderte von Crest und Atlan zu Chabalh. Auch der Purrer schien sich mit der Hitze bestens zu arrangieren. Er hatte bereits seinen Rückentornister geschultert und scharrte mit den krallenbewehrten Füßen im Sand.
»Gehen wir«, sagte Rhodan.
»Hören Sie das?«
Atlan war stehen geblieben und lauschte in den Glutofen hinein, den die Sironer ihre Heimat nannten. Rhodan war so sehr in sich selbst versunken, dass er beinahe gegen den Arkoniden gelaufen wäre. Die Haut in seinem Gesicht fühlte sich an wie zu straff gespanntes Pergament, das jeden Moment reißen konnte. Das kurze Hemd und die dünne Weste, die er darüber trug, waren durchgeschwitzt. Ein leichter Wind brachte nicht nur Hitzewelle um Hitzewelle heran, sondern führte auch winzige Sandkörner mit sich, die sich in jede Hautpore setzten und einen entsetzlichen Juckreiz auslösten. Rhodan blieb ebenfalls stehen und nahm einen großen Schluck aus der fast leeren Wasserflasche.
»Geben Sie her!«, hörte er Crests väterliche Stimme neben sich. Er spürte, wie ihm jemand die Flasche aus der Hand nahm und durch eine neue ersetzte. Sie war voll und schwer.
»Nein«, wehrte Rhodan ab. »Nein, das ... das ist nicht nötig.«
»Seien Sie still!«, sagte Crest. »Ich bin nicht durstig.«
Atlan hatte sich einige Schritte entfernt und starrte die Straße hinunter. Dabei beschirmte er die Augen mit der Hand. Rhodan war furchtbar müde. Seine Füße brannten inzwischen heißer als die Sonne, und er hatte das Gefühl, dass sie bereits seit Tagen unterwegs waren.
»Endlich«, hörte er Atlan sagen. »Da kommt jemand.«
Erst jetzt vernahm Rhodan das dumpfe Brummen, das vermutlich schon eine ganze Weile in der Luft gelegen hatte. Es brachte seinen ohnehin schon schmerzenden Schädel zum Schwingen und verursachte ihm Übelkeit.
»Es wird auch Zeit«, gab Crest zurück. »Unser Freund hier steht kurz vor einem Hitzekollaps.«
»Mir geht ... mir geht es gut«, brachte Rhodan heraus. In den letzten Stunden hatte er immer wieder an sein gut zwei Jahre zurückliegendes Überlebenstraining in der Mojave-Wüste denken müssen. Der ehemalige Flight Director der NASA, Lesly G. Pounder, hatte es angeordnet. Perry Rhodan, Reginald Bull, Clark G. Flipper und Eric Manoli waren mit einem Hubschrauber in das gigantische Trockengebiet im Westen Nordamerikas geflogen und dort ausgesetzt worden. Vier endlose Tage lang hatten sie versucht, den Weg zurück in die Zivilisation zu finden, bevor sie schließlich völlig entkräftet zusammengebrochen und von einer NASA-Einheit aufgelesen worden waren.
Damals hätte Rhodan seinen Chef umbringen können – wenn er noch die
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