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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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nervös sind? Ist nur einfach im Moment mehr Verkehr als sonst?«
    Belinkhar schüttelte den Kopf. »Die Lotsen führen seit Jahrtausenden Konvois über den Abgrund, meistens von oder nach Hela Ariela, manchmal auch über andere Strecken. Sie haben dabei noch nie den Überblick verloren. Es ist eine Routine, die allen Angehörigen ihrer Gemeinschaft von früher Kindheit an eintrainiert wird.«
    Rhodan rümpfte die Nase. »Das klingt mehr wie eine Sekte als wie ein Berufsstand.«
    »Der Vergleich ist nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig.« Belinkhar lehnte sich zurück und zupfte an ihrer Kleidung herum. »Die Khe'Mha'Thir haben sich aus Raumfahrern gebildet, die alle Bindungen an ihre Heimat aufgegeben hatten. Sie verdienten ihr Geld damit, sichere Sprungrouten über den sternlosen Abgrund zu finden und andere entlang dieser zu führen. Ihre Heimat war ein Stück Weltraum, das fast nur Leere zu bieten hatte. Einsamkeit und Tod waren nie weit weg. Entsprechend unwichtig wurden für sie die Dinge, die man dorthin nicht mitnehmen kann – und wichtiger die Disziplin, die ihre Waffe gegen beides war.«
    »Ich finde es seltsam, dass in einer galaktischen Zivilisation wie dem Imperium wirklich dermaßen in sich geschlossene Gesellschaften existieren können«, stellte Rhodan fest. »Nicht jeder kann charakterlich in dieses Konzept passen, das die Lotsen für sich entworfen haben. Und die Leute da reinzuzwingen ist ... mittelalterlich.«
    »Das musst du einer ehemaligen Fremdgeherin nicht sagen.« Belinkhar schmunzelte. »Natürlich gibt es auch bei den Khe'Mha'Thir Ausreißer. Allerdings bekommen selbst diejenigen, die am Ende nicht zu Lotsen werden, vorher ein Organisationstalent eingebläut, das sie an vielen Stellen zu begehrten Mitarbeitern macht. Angeblich gibt es Abkömmlinge der Khe'Mha'Thir an vielen führenden Stellen des Imperiums. Keine Ahnung, wie viel da dran ist, aber keine Strukturvibrationen ohne Sprung, wie man so sagt.«
    Rhodan nickte. Sein Blick wanderte zu einem Stern, der so hell strahlte, dass man ihn nicht direkt ansehen konnte. Das war die Sonne, die sie angesteuert hatten und von der sie nur zehn Lichtstunden trennten: Hela Ariela, das wichtigste Leuchtfeuer der Khe'Mha'Thir. Crest hatte ihm einige Daten genannt, womit er schätzte, dass der Stern in irdischen Katalogen als Hyperriese der Spektralklasse B aufgeführt worden wäre. Das Licht, das der Stern aussandte, hatte seinen höchsten Anteil im blauen Bereich und reichte bis weit ins UV. Trotzdem strahlte er auch im Sichtbaren noch mehrere Tausend Mal heller als die Sonne.
    Wichtiger war jedoch seine Abstrahlung in einem anderen Energiebereich: Er war ein Hyperraumpulsar. Die regelmäßigen, überlichtschnellen Pulsfolgen ließen sich noch in weiter Entfernung deutlich anmessen. Sterne wie Hela Ariela machten erst die sichere Navigation über eine Entfernung wie den Abgrund zwischen der Milchstraße und Thantur-Lok ohne optisch klar identifizierbare Orientierungspunkte möglich.
    Man konnte auch einfach in die Richtung der jeweiligen Sternballung springen, doch bei der Ankunft würde man Tage damit verlieren, sich über Messungen und Triangulationssprünge zu orientieren. Zudem riskierte man dabei, in Regionen zu geraten, die gefährlich waren.
    Wie selbstverständlich ich schon über Dinge denke, die noch vor wenigen Monaten völlig unmöglich schienen ...
    »Warum braucht man eigentlich noch Lotsen, wenn man solche Leuchtfeuer wie Hela Ariela hat?«, fragte er. »Warum fliegt nicht einfach jeder in die Richtung der Strahlung?«
    Belinkhar schloss die Anzeigen wieder. »Ein Leuchtfeuer kann nur die Richtung weisen. Es sagt nichts darüber, wie der Raum dazwischen beschaffen ist. Innerhalb der Galaxis kann darüber viel aus dem Streuverhalten der Strahlung der dazwischen liegenden Sterne geschlossen werden, oder die Materie wird selbst zur Emission angeregt. Im Abgrund nach Thantur-Lok gibt es dagegen eine Menge dunkle Materie, die nicht so entdeckt werden kann oder erst, wenn man mittendrin steckt. Manche dieser Wolken verursachen Störungen der Navigation oder gefährden ein Schiff durch Meteoritenbeschuss. Und dann sind da noch die Piraten.«
    »Piraten? Mitten im arkonidischen Imperium?«
    »Der Abgrund bietet viele Schlupfwinkel. Sie sind plötzlich da und verschwinden ebenso unvermittelt wieder. Es gab sogar schon Gerüchte, die sie mit den Lotsen in Verbindung gebracht haben, aber das kann ich nicht glauben. Die

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