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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Augen geschrieben, und das konnte sie ihm nicht verdenken.
    Er nahm ihre Hand. Sie ließ es zu. »Du hast diesen Käfer ... Also, du weißt, was ich meine.«
    »Ich weiß«, sagte Sue. »Aber ich weiß nicht, ob ich es wieder könnte. Und ich kann keinen toten Menschen zurückholen.«
    »Weil du Angst davor hast?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, bis es wehtat. »Weil ich es nicht kann!«
    Danach schwiegen sie. Sie lehnten mit dem Rücken gegen einen Zaun, und sie schauten durch den Energieschirm auf die stille Wasserfläche des Goshun-Sees.
    Es war fast idyllisch.
    Beinahe könnten sie sich der Illusion hingeben, zwei normale Teenager zu sein. Sie mussten sich nur das Flimmern der Schutzkuppel wegdenken, und sie durften sich nicht umdrehen, denn sonst sahen sie das Chaos, das jeden Anschein von Normalität blitzartig wegwischte.
    Die Lage auf dem Institutsgelände beruhigte sich seit einigen Stunden immer mehr, aber die Zeichen der Katastrophe blieben allgegenwärtig. Ausglühende Häuserruinen, verbrannte Erde – und zwei Tote.
    Zwei, von denen sie wussten. Wahrscheinlich waren das nicht alle.
    Viele Mutanten verloren komplett die Kontrolle über sich. Manche brachen vor Erschöpfung zusammen, andere griffen grundlos jeden an, auf den sie trafen. Kaum jemand schien mehr Herr über sich selbst. Einzelne Gruppen verschanzten sich in den letzten intakten Gebäuden, andere versteckten sich als Einzelgänger irgendwo.
    »War es ein Fehler, dass wir zurückgekommen sind?«, fragte Sid.
    »Was hätten wir sonst tun sollen? Uns betäuben lassen?«
    »Wir konnten nur nicht fliehen, weil ich nicht mehr teleportieren kann!« Der Junge vergrub die Finger in den Haaren. »Was ist mit meiner Gabe, Sue? Und ... und wie fühlt es sich bei dir an? Wie hast du dich weiterentwickelt?«
    »Hör auf!«, verlangte sie und zog ihre Hand zurück. »Ich habe mich nicht weiterentwickelt!«
    »Früher hast du andere geheilt, und was du mit diesem Insekt gemacht hast, war mehr als das.«
    »Es war genau dasselbe! Es war kein Wunder, Sid!« Sie stand ruckartig auf. »Ich will nicht mehr darüber sprechen, klar?«
    »Entschuldige.«
    »Wenn ich Wunder wirken könnte, würde ich alle Mutanten heilen.« Und das hatte sie versucht, zuerst bei Sid, aber auch bei einigen anderen. Völlig vergeblich. Die Krankheit lag in einem Bereich, der ihren Blicken verborgen blieb. Sie wusste nicht einmal, wo sie ansetzen sollte, wenn sie in die Zellstrukturen hineinsah. Wo ankerte eine Psi-Gabe, wo also müsste eine Reparatur beginnen? Im Verstand? Im Gehirn? In der DNA? Fragen, auf die eine ganze Horde Wissenschaftler keine zufriedenstellende Antwort gefunden hatte. Wie sollte es ihr da anders ergehen?
    »Komm mit!«, bat Sue.
    »Wohin?«
    »Dir beweisen, dass es richtig war, freiwillig zurückzukehren. Mir ist eine Idee gekommen. Im Unterschied zu manchem hier haben wir noch unseren freien Willen und unseren Verstand, oder?«
    Er grinste. »Logisch.«
    »Dann sollten wir das auch ausnutzen. Also: Wo liegt das Problem?«
    »Der Schirm«, sagte Sid.
    »Das ist eine Folge, nicht die Ursache«, stellte Sue klar.
    »Dann sind ... wir das Problem. Also die Mutanten. Nüchtern gedacht stimmt das, was Mercant behauptet hat. Es ist eine Krankheit.«
    »Exakt. Aber das Problem sind nicht die Menschen, sondern ihre Fähigkeiten. Sie spielen verrückt. Genau dort muss eine Lösung einsetzen. Und ich weiß auch, wie.«
    Sid schwieg. »Vielleicht«, sagte er schließlich, »hältst du mich für begriffsstutzig, ich komme ...«
    »Monk«, unterbrach sie Sid.
    »Was?« Er schaute sie an, als befürchte er, dass sie nun doch den Verstand verloren hatte.
    »Monk alias Moncadas«, erklärte sie. »Der Mutant, dessen Fähigkeit darin besteht, die Paragaben anderer Mutanten zu blockieren.«
    »Du sprichst von diesem fetten Latino, der verhaftet worden ist?«
    Sue grinste. »Hey, du warst selbst mal so einer, vergessen? Aber ... du erinnerst dich also?«
    Sid nickte.
    Monk war der Anführer einer Sektengemeinschaft gewesen, die sich auf eine abgelegene Farm in Virginia zurückgezogen hatte. Geeint hatte sie ihr Glaube, dass mit der Ankunft der Arkoniden der Jüngste Tag unmittelbar bevorstand und dass die Menschheit kämpfen musste, um zu bestehen. In diesem Kampf hatte der Zweck die Mittel geheiligt. Monk hatte entführen und auch morden lassen. Unter anderem hatte er Betty Toufry und den Mausbiber Gucky in seine Gewalt gebracht. Man hatte sie nur mit viel Glück befreien

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