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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Boden; immerhin trug Mirage nichts als Kleiderfetzen am Leib und war eben kein Kind mehr. Er reichte Sue den Kittel. »Du ... du findest mich dort vorne irgendwo.«
    Sue half Mirage dabei, den Kittel anzulegen. »Wir müssen jetzt los. Aber wir kommen wieder zu dir, so schnell es geht. Wir werden dir helfen, wenn dieses Chaos vorbei ist, ja?«
    »Keine Hilfe.« Das waren die ersten Worte, die die gealterte Mirage sprach. Ihre Stimme klang melodiös und rund. »Ich komme ... allein zurecht. Wie immer.«
    »Wir kommen trotzdem zurück. Es wird vielleicht ein bisschen dauern, aber wir kommen.«
    Nun nickte Mirage, schlang den Kittel enger um die Schultern. Dabei sah sie auf ihre Hände, beugte und streckte die Finger.
    Dieses Detail nahm Sue gefangen, und mit einem Mal fühlte sie sich eng mit dem Mädchen verbunden, das seine Hände – wie seinen ganzen Körper – als etwas Fremdes empfand. Zumindest mit ihrer Hand war es Sue vor nicht allzu langer Zeit genauso ergangen. Auch sie hatte tagelang dagesessen und immer wieder die Finger bewegt, sich gefragt, ob das tatsächlich ihr Körperteil war oder ob sie nur träumte, dass ihr Arm nicht mehr in einem Stumpf endete.
    Sie ging zu Sid, und gemeinsam setzten sie ihren Weg zu Monk fort.
    »Wir müssen zum Zentrum von Lakeside«, sagte Sue.
    »Zum Tempel?« So wurde das Hauptgebäude des Instituts für gewöhnlich genannt.
    »Ein Nachbargebäude davon. Das Gerätelager.«
    »Du meinst diesen kleinen Schuppen?«
    »Genau den. Allerdings in einem speziell abgetrennten Bereich, von dem die wenigsten wissen. Dort liegt ein Hochsicherheitstrakt mit exakt einem Gefangenen. Eben Monk. Es wurde nur für ihn umgebaut.«
    »Ein Mutantengefängnis.«
    Sue nickte. »Ein ehemaliges Sicherheitslabor in den weitläufigen unterirdischen Teilen von Lakeside.«
    »Woher weißt du darüber so genau Bescheid?«
    »Ich war einmal mit Fulkar dort. Er hat mich gebeten, als eine der Mutanten zu ihm zu sprechen.« Sie winkte ab. »Zwecklos.«
    Vor sich sahen sie einige Leute neben einem der unversehrten kleinen Gebäude, der ferronischen Mensa für die Angestellten, sprich, der teureren Wahl, von zwei Außerirdischen geführt, die auf ihre exotische Art kochten. Sue erinnerte sich an eine besonders fremdartige Mahlzeit. Irgendetwas hatte sich auf dem Teller bewegt. Vor der offen stehenden Tür der Mensa verteilten sich etwa ein Dutzend Stühle, knapp die Hälfte davon besetzt. Alle saßen mit dem Rücken zur Wand und behielten die Umgebung genau im Auge. Wahrscheinlich war auch ein Wächter auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes platziert.
    »Umgehen wir es«, schlug Sid vor. »Je weniger Ärger, umso besser.«
    Also bogen sie auf einen der kleinen Pfade ab, die zwischen den Nachbargebäuden durchführten. Es war sicher am besten so, obwohl Sue es nach wie vor nicht fassen konnte. Sie kannte jeden Einzelnen dieser Menschen, und keiner davon war ihr Feind.
    Eigentlich.
    »Wir waren eine verschworene Gemeinschaft«, sagte sie zu Sid.
    »Das sind wir immer noch«, meinte er. »Nur dass es die meisten nicht mehr wissen.«
    Er hatte das letzte Wort kaum gesprochen, als irgendwo in der Ferne eine Explosion donnerte. Oder was man so Ferne nannte. Der Raum unter der Energiekuppel legte diesem Begriff ganz neue Grenzen auf. Sue drehte sich nicht mal mehr um. Sie hatte es oft genug gesehen: die Feuerflammen, den Rauch, vielleicht ein einstürzendes Gebäude.
    Jemand stand plötzlich vor ihnen auf dem Dach des niedrigen Hauses. Es war Daliah, deren Gabe darin bestand, dass sie mit ihrem Willen auf eng begrenztem Gebiet starken Wind entfachte. Zumindest war es bis vor Kurzem so gewesen. Nun beherrschte sie offenbar die Teleportation – oder die Gabe beherrschte sie, je nachdem. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, die Körperhaltung verkrümmt. Im nächsten Moment verschwand sie, tauchte einige Meter voraus wieder auf, diesmal mitten in der Luft. Daliah schrie, als sie abstürzte und erneut verschwand, ehe sie aufschlug.
    »Wir müssen etwas tun«, sagte Sue. »Wir müssen!«
     
     
    Der Boden vor dem kleinen Gerätelager war schwarz verbrannt. Auf der gesamten Wand neben dem Eingang hatte sich Ruß abgesetzt .
    »Da kann Monk wohl von Glück sagen«, meinte Sid, »dass der Schuppen nicht ganz abgebrannt ist.«
    »Wir alle, Sid«, verbesserte Sue. »Wir alle können von Glück sagen.«
    »Weil wir ihn noch brauchen.«
    Sie boxte ihn gegen den Arm, und das nicht besonders freundlich. »Er ist ein

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