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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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können.
    Ein US-amerikanisches Gericht hatte Monk den Prozess gemacht und ihn als mehrfachen Mörder verurteilt. Zunächst hatten die Geschworenen die Todesstrafe über ihn verhängt, doch bald war sie in eine lebenslange Haftstrafe ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung umgewandelt worden. Monk hatte das Urteil äußerlich gelassen hingenommen. Er war stets der Ansicht gewesen, dass das Ende der Welt bevorstand, und hatte, wie er während des Prozesses betonte, darauf hingearbeitet, diesen Untergang einzuleiten. Was scherte es ihn da, was mit ihm geschah?
    »Ich habe mich mit seinem Fall beschäftigt«, sagte Sue.
    »Du hast was?«
    »Er ist ein Mutant. So wie wir. Selbstverständlich interessiert mich, was aus ihm wird.«
    »So selbstverständlich finde ich das nicht. Er ist ein Arschloch, Sue! Er hat Betty eingesperrt! Und er hat Gucky gekauft, als wäre er ...«
    »Ich weiß«, unterbrach sie. »Er ist ein Verbrecher. Aber in Absprache mit Fulkar, Doktor Haggard und Doktor Manoli hat ihm der Administrator ein Angebot gemacht. Eine Erleichterung seiner Haftbedingungen, falls er sich bereit erklärt, bei der Erforschung der Paragaben zu helfen.«
    »Wie könnte gerade er ...« Sid brach ab. »Klar. Verstehe. Als Antimutant kann er Parafähigkeiten blockieren. Also muss er auf eine spezielle Art Zugriff auf ... Scheiße, Sue, du hast recht!«
    Sie lachte und war erstaunt, wie gut es sich anfühlte, ein wenig Hoffnung zu schöpfen. »Es ist also bei dir angekommen?«
    »Wenn Monk alle Gaben in Lakeside blockieren würde ...«
    »... wäre diese Krise beendet, ganz genau.« Sue streckte einen Arm aus. Sid ließ sich in die Höhe ziehen. »Los geht's!«
    »Aber wie sollen wir Monk erreichen? Und wieso sollte er uns helfen?«
    »Er ist ein Mutant«, sagte Sue.
    »Und weiter?«
    »Er sitzt in Lakeside in Haft.«
    »Hier?«, fragte Sid fassungslos.
    »In einem Hochsicherheitstrakt im Zentrum.«
    Sie eilten los. Alles schien ein Stück weit weniger bedrückend zu sein als noch vor Minuten. Bis sie den Schrei des Mädchens hörten.
     
    Sie blieben beide wie angewurzelt stehen. »Das war Mirage!«, sagte Sid. Natürlich kannten sie beide das Kind, die jüngste Mutantin in Lakeside. Ein sechs Jahre altes Mädchen, das ein Suchteam in einem Flüchtlingslager aufgespürt hatte, wo es fast getötet worden wäre, weil es den normalen Menschen Angst einjagte. Mirage konnte Lebewesen und Organismen sich in rasendem Tempo entwickeln lassen. Was im guten Fall zum Beispiel hieß, dass Blumen rasch wuchsen und blühten; im schlechten Fall jedoch, dass sie einen Menschen im Zeitraffer altern ließ, vielleicht sogar bis zum Tod.
    Sue lief es kalt über den Rücken. Mirage hatte schon vor dieser Katastrophe ihre Gabe nicht immer unter Kontrolle halten können; sie war einfach zu jung, um bewusst damit umzugehen. Wie mochte es ihr nun gehen?
    Beide rannten los, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Sie sahen das Mädchen nicht. Ein kleiner, von den ferronischen Landschaftstechnikern aufgeschütteter Gartenhügel verwehrte ihnen den Blick. Er sah geradezu idyllisch aus mit den vielen blühenden Pflanzen. Dieser Teil des Geländes war von den Zerstörungen bislang verschont geblieben.
    Sue und Sid eilten den Hügel hinauf, als die Erde vor ihnen wegrutschte. Nein, sie kochte wegen einer gewaltigen Hitze, glich plötzlich einem blubbernden Moor, in dem es rot leuchtete. »Eine Paraentladung!«, rief Sid. »Wir müssen vorsichtig sein!«
    »Ich ...« Weiter kam Sue nicht. Das Phänomen weitete sich aus. Der Boden unter ihren Füßen glühte mit einem Mal, als würde eine Lavaader aus der Tiefe an die Oberfläche brechen. Sue schrie, stürzte, raste mit dem Gesicht der grellen Hitze entgegen, ruderte in einer hilflosen Geste mit den Armen, um irgendwo Halt zu finden, und schloss die Augen.
    Doch der Schmerz kam nicht.
    Sie schlug nicht auf.
    Ebenso verwundert wie erleichtert öffnete sie die Augen wieder. Sie schwebte, und noch ehe sie begriff, was geschah, drehte sie sich in der Luft und flog auf Sid zu, der mit starrem Gesicht und ausgestreckten Armen dastand.
    »Ich hab dich«, sagte er.
    Sue verstand. »Du kannst ...«
    »Telekinese«, sagte Sid. »Es ist ganz leicht.« So klang seine Stimme aber nicht, und so sah er auch nicht aus. Seine Augen waren blutunterlaufen, etliche der kleinen Äderchen im Weiß geplatzt. Er setzte Sue vor sich ab.
    »Danke!«, sagte sie. »Du hast mir das Leben gerettet.« Ihr wurde

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