PR NEO 0048 – Der Glanz des Imperiums
am oberen Ende kunstvoll gerundet. Sie sah aus, als bräche sie unter der Gewalt des Meeres jede Minute zusammen. Auch die Sonne und der Himmel, die auf den ersten Blick so vertraut erschienen, waren es nicht. Ein bläulicher Film lag über dem Grau der Wolken.
Den größten Unterschied bildete das Fehlen jedweder Farbe auf Ghewanal, wenn man von den bunt gekleideten Besuchern absah. Auf Hashima hatte es zumindest einen Swimmingpool gegeben und Gärten; auch ein Bordell und einen Buddhatempel.
»Diese Stadt wirkt lebendig und gleichzeitig tot«, sagte Matsu zu Iwan. »Ein seltsamer Widerspruch.«
Er nickte und zeigte auf einen grauen Stahlblock mit einer durchsichtigen Rundklappe auf Bauchhöhe, der an eine Häuserwand angeflanscht war. Ein gelber Punkt leuchtete an einem Display neben einem Sensorfeld. »Was ist das?«, fragte Iwan.
Matsu ging näher heran. Die anderen kamen zu ihnen. Belinkhar griff in die Klappe hinein und holte ein weißes Paket heraus, das ein dünner Kunststofffilm einhüllte. Es hatte die Größe und Form eines platten Handballs. Eine hakenförmige Öse ragte am Rand hervor. »Das ist das einzige kostenlose Souvenir, das ihr auf Ghewanal erhalten werdet. Toxinfilter.«
Die Mehandor hob das Päckchen in die Höhe. »Ich lasse den Schlauch und den Tank lieber eingepackt. Sie sind billig verarbeitet. Ein Öffnen und mit sich Tragen kann ihre Funktion beeinträchtigen.«
»Wogegen schützen sie?«, fragte Rhodan und holte eine weitere Verpackung aus dem Behälter. Er hakte sie an seinen Gürtel, und der Verschluss wand sich automatisch darum.
Matsu sah sich flüchtig um, doch die Arkoniden und Mehandor ignorierten und passierten sie. Offensichtlich hatte niemand gesteigertes Interesse an den kostenlosen Filtern. Nun, da Matsu auf die Verpackungen aufmerksam geworden war, fiel ihr auf, dass viele der Besucher die weißen Päckchen an ihren Hüftgürteln trugen. Anscheinend hatten sie sich direkt nach der Ankunft auf dem Raumhafen damit versorgt.
»Sie schützen gegen bestimmte Giftstoffe, die mit den Luftströmungen kommen«, sagte Atlan. »Ghewanal ist berüchtigt für seine Winde. Manche bringen die Gebäude zum Singen. Je nach Intensität dringt ein schrilles Schreien durch die Straßenschluchten. Es ist ein architektonisch konzipiertes Alarmsignal. Wenn man es hört, setzt man das Mundstück ein, aktiviert den Lufttank und zieht sich in ein Gebäude zurück. Die Tanks saugen Sauerstoff ein, der gefiltert und über einen Schlauch an den Benutzer weitergegeben wird. Die Schläuche und Filter halten eine halbe Stunde. Länger sollte es nicht dauern, wenn man seine Lunge mag.«
»Kommen diese Giftwinde häufig vor?«, fragte Matsu.
»Eher selten. Es hat mit Stürmen im Nordmeer zu tun, die hochgiftige und verseuchte Algen an die Oberfläche spülen. Die geben die Toxine an die Luft weiter. Wenn dann der Wind ungünstig steht ...« Atlan ließ den Satz offen.
»Woher weißt du das alles, Geramor?«, fragte Rhodan. Da war ein kurzes Zögern in seiner Stimme. Es verriet, dass er sich schwer damit tat, den Arkoniden zu duzen. Doch ihn zu siezen kam in der Öffentlichkeit nicht infrage, solange sie als Schatzjäger auftraten.
Atlan zeigte auf sein Armbandgerät. »Ich informiere mich, ehe ich an Land gehe, während andere ihre Zeit eben anderweitig verbringen.« Er sah vielsagend zu Belinkhar.
Rhodan schenkte dem Arkoniden ein schmallippiges Lächeln. »Gut, dass du im Bilde bist. Hast du auch einen Vorschlag, wo wir dem Regenten am besten huldigen?«
Atlan berührte den Sensor und entnahm mehrere Filter, die er an Matsu und Iwan weiterreichte. Den letzten behielt er selbst. »Wenn du mich fragst, würde ich den Regenten gern bei seiner Rede hören. Es wird höchst interessant sein, was er zu sagen hat. Allerdings kann es auch gefährlich werden. Es kam schon oft zu Aufständen im Großen Imperium. In dem Fall ist es fraglich, ob der Regent die zweite Straßenfahrt überhaupt macht oder sich umgehend zurückzieht. Die Rundfahrt nach dem Auftritt sollten wir also lieber auslassen.«
Matsu nickte zustimmend. Auch Rhodan willigte schweigend ein. Sie durften auf der Insel nicht offen über ihr Vorhaben sprechen. Die Gefahr, belauscht oder durch Akustikfelder überwacht zu werden, war zu groß.
Rhodan drehte sich zu ihnen um. »Ich schlage vor, bis auf Geramor suchen wir den Platz des Glanzes so bald wie möglich auf.«
Dass Rhodan den Platz vorab inspizieren wollte, sagte er nicht, doch das
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