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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Neben dem Parkplatz führte ein Weg in den Wald. Ein Schild an einem Baum wies ihn als »Case Mountain Trail« aus. Perry kannte ihn gut. Er führte zum Gipfel des Hügels. Seine Eltern waren ihn oft mit ihm und Deb gegangen, als sie noch klein gewesen waren.
    Er bog auf den Trail ein. Anfangs war die Steigung moderat und der Weg breit genug. Dann, nach vielleicht zwei- oder dreihundert Metern verengte sich der Weg zu einem Pfad, wurde steiler und ruppiger.
    Perrys Puls schlug hart, seine Oberschenkel brannten. Er schwitzte und fror gleichzeitig. Der Junge hatte nur die Kleider an, die er in seinem Zimmer getragen hatte. Kein Helm, keine Handschuhe, keine Protektoren. Und im Schatten war es kühl. An einer Felskante, die quer über den Pfad lief, hielt er an. Wo war Deb? Sie und Tin Can konnten nicht weit gekommen sein. Tin Can tat immer groß, aber in Wirklichkeit war er bergauf eine lahme Ente. Sein Bike war für den Downhill gebaut, stabil, 160 Millimeter Federweg vorne, wie er einem bei jeder Gelegenheit aufs Brot schmierte, aber schwerer noch als das Perrys. Und dazu kamen die Protektoren. Meistens schob Tin Can.
    Ein Wanderer kam ihm vom Gipfel entgegen. »Entschuldigen Sie, Sir«, sprach Perry ihn an. »Haben Sie vielleicht zwei Biker gesehen? Ein... einer von ihnen ganz in Silber?«
    Der Mann verneinte.
    Perry bedankte sich. Wo konnten sie sein? Er drehte um, ließ sich von der sanften Steigung den Weg hinuntertragen. Das Rad bockte, als es über Steine und Wurzeln fuhr. Tin Can hatte recht. Es war ein besserer Schrotthaufen. Was fiel ihm überhaupt ein, sich ...?
    Ein Kichern riss den Jungen aus den Gedanken. Deb! Deb, die im Begriff war, Unsinn anzustellen. Perry bremste abrupt, das Hinterrad rutschte ihm auf einer feuchten Wurzel weg. Der Junge nahm es nur am Rande wahr, fing sich mit Leichtigkeit ab. Es war von rechts gekommen. Aber da ... da war der Abdruck eines Fahrradreifens an einer schlammigen Stelle. Perry ließ das Rad achtlos fallen und rannte in das Unterholz.
    Einige Meter weiter, von einem Gebüsch vor Sicht geschützt, fand er Deb. Sie lag auf dem Boden, Tin Can lag auf ihr. Neben ihnen, über den Waldboden verstreut, lagen ihre Protektoren.
    »Was macht ihr da?«, rief Perry.
    Tin Can ruckte hoch. Deb kam zum Vorschein. »Perry!« Ihr Gesicht war verschwitzt und rot. »Was tust du hier?«
    »Ich ... ich wollte ...«
    »Ich sag dir, was er will«, schnitt ihm Tin Can das Wort ab. »Der kleine Pisser will sich als Beschützer aufspielen. Dem zeig ich's!«
    Perry blieb wie angewurzelt stehen, als Tin Can mit erhobenen Fäusten auf ihn zukam. Perry wollte nicht nachgeben, er konnte es nicht. Und: Es hätte ohnehin nichts genützt. Tin Can hätte ihn gleich eingeholt.
    Perry hob die Fäuste. Weniger um auszuteilen, als um sich zu schützen. Tin Can erwischte ihn mit voller Wucht. Der Schlag warf Perry um. Er stürzte in das Unterholz, spürte, wie eine warme Flüssigkeit aus seiner Nase floss. Als sie ihm in den Mund lief, schmeckte er, um was es sich handelte: Blut.
    Tin Can holte aus, wollte ihn treten. Doch plötzlich war Deb zwischen ihnen, baute sich schützend vor Perry auf. »Nein!«, brüllte sie. »Das darfst du nicht!«
    »Wieso nicht?«
    »Er ist mein Bruder! Er wollte nur helfen!«
    »Er stört. Er steckt seine Nase in Sachen, die ihn nichts angehen. Ich werde ihm eine Lektion erteilen, die er sein ganzes Leben nicht vergisst ...« Er streckte den Arm aus, um Deb zur Seite zu schieben.
    »Nein!«, brüllte Perry. »Lass Deb in Ruhe! Und außerdem darf ich fahren, wo ich will!«
    Tin Can schob seine Schwester zur Seite. »Soso, du darfst fahren, wo du willst ...« Etwas blitzte in seinen Augen auf. »Dann wollen wir mal sehen, was du draufhast, Pisser! – Na, schon in die Hose gemacht, Knirps?«
    Knirps. Immerhin war er nicht mehr der Pisser. Sie standen auf dem flachen Gipfel von Case Mountain, der eigentlich ein besserer Hügel war. Im Westen ging die Sonne unter, im Osten flammten in der Ferne die ersten Lichter von Hartford auf.
    »Alles trocken, Tin Can.« Seine Nase hatte irgendwann auf dem Weg zum Gipfel aufgehört zu bluten. Sie tat nicht weh, aber Deb hatte den Kopf geschüttelt. »Sieht nicht gut aus, Perry«, hatte sie gesagt.
    »Noch.« Tin Can beugte sich über sein Rad, fummelte an der Federung herum. Deb warf ihm einen Blick zu: Tu es nicht, Perry!
    Perry schüttelte langsam den Kopf.
    »Los geht's!« Tin Can schlug mit der flachen Hand auf den Brustprotektor und zog

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