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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Er nahm sein Rad, schob es den Hang hinauf.
    Es ist ganz einfach, sagte er sich. Tin Can hat recht. Ein Drop ist ein Drop. Man muss sich nur trauen. Einfach nur den Lenker im richtigen Moment hochziehen ...
    Perry senkte den Sattel ab und fuhr los. Er sah nur noch die Felskante. Der Absprungpunkt. Er musste ihn erwischen. Sonst ...
    Das Bike rüttelte über den Waldboden, glitt auf den Fels. Perry hörte auf zu treten, duckte sich, hielt den Blick auf die Kante fixiert – und plötzlich war da ein Schrei: »Halt!«
    Er war wie ein Befehl. Perry zog mit aller Kraft an den Bremsen. Die Räder blockierten, Moos spritzte. Er schlug auf den Boden. Der Fels zerriss seine Hose, schürfte seine Haut auf. Perry brüllte vor Schmerz auf. An der Kante kam er zum Liegen. Vorderrad und Lenker hingen über dem Abgrund.
    Und unter ihm stand Tin Can, plötzlich sehr klein und ängstlich.
    Ein Mann hatte sich vor ihm aufgebaut. Er trug einen breitkrempigen Cowboyhut, ein grobes, kariertes Hemd und Jeans. Karl, der Onkel Perrys und Debs.
    »Bitte, Mister Rhodan, es war nur ein Spiel!«, wimmerte Tin Can. »Ich ...«
    Karl Rhodan holte aus und versetzte dem Jungen eine Ohrfeige. Tin Can taumelte zur Seite.
    »Rühr den Jungen nicht an, verstanden?«, sagte Karl. Sein Hemdknopf war offen, gab den Blick auf den silbernen Anhänger frei, den sein Onkel nie ablegte. »Kriech zurück zu deinem Ziehvater! Richte ihm aus, dass er nie wieder die Grenze überschreiten darf. Sonst wird das Konsequenzen haben. Unabsehbare Konsequenzen.«
    Tin Can murmelte etwas. Er rappelte sich hoch, rannte geduckt zu seinem Bike und sah zu, dass er das Weite suchte. Den Helm ließ er zurück.
    Karl Rhodan hob ihn auf und schmetterte ihn gegen den Fels. Der Helm zerbrach wie eine Eierschale. »Ihr zwei geht jetzt nach Hause! Und kein Wort hiervon zu niemandem! Verstanden?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er so übergangslos zwischen den Bäumen, wie er aufgetaucht war.

5.
    14. Mai 2037, am Morgen
    Stardust Tower, Terrania
     
    Homer G. Adams ließ es sich nicht nehmen, Mercant persönlich die Tür zu seinem Büro zu öffnen.
    »Willkommen zurück unter den Lebenden, Allan!«, begrüßte er den Koordinator für Sicherheit, als hätte er sich mit Eric Manoli abgesprochen. »Wie geht es Ihnen?«
    Mercant versuchte sich an einem schiefen Grinsen. »Den Umständen entsprechend gut, wie man so schön sagt.«
    Homer G. Adams, der Administrator der Terranischen Union, mutete Mercant wie ein Butler aus einem alten britischen Film an. Adams trug seinen ramponierten Anzug. Ein Designerstück, das aus dem vorigen Jahrtausend zu stammen schien und bessere Tage gesehen hatte. Große Flicken waren über Knie und Ellenbogen genäht. Als Mercant Adams kurz nach der Landung der STARDUST in der Gobi kennengelernt hatte, hatte dieser niemals andere Kleidung angehabt. Seit man ihn zum Administrator gewählt hatte, trug Adams ihn nur noch selten – offensichtlich aber dann, wenn es brenzlig wurde.
    Sein Aufzug passte.
    Der bucklige Adams, der Mercant allenfalls zur Brust reichte, spähte seitlich an seinem Besucher vorbei. »Ah, Sie haben Ihre bezaubernde Freundin mitgebracht?«
    Adams trat zur Seite, verbeugte sich spielerisch, als Mercant in den weitläufigen Raum im fünfzigsten Stock des Turms trat. Ein beachtliches Kunststück angesichts seines fortgeschrittenen Alters. Und insbesondere des Buckels, der aus seinem deformierten Rücken wuchs.
    »Miss Tulodzieky! Ich sehe, Sie haben sich nicht verändert!« Der Administrator ließ den Blick vielsagend über den Blaumann der Truckerin gleiten.
    »Sie auch nicht, wie ich sehe«, entgegnete sie. Es klang wie ein Kompliment, und Mercant war sich sicher, dass es auch so gemeint war.
    »Wie geht es Ihrer Erkältung, Homer?«, erkundigte sich der ehemalige Agent, nachdem Adams die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Einem Uneingeweihten musste die Frage wie belangloser Small Talk erscheinen, tatsächlich war sie von entscheidender Bedeutung: Dasselbe Virus, das gewöhnlichen Menschen lediglich eine lästige Erkältung verpasste, manipulierte die Paragaben der Mutanten.
    »Eine Plage, die mich nur langsam verlässt. Ich werde älter.« Adams strich sich mit dem Handrücken über die gerötete Nase. »Aber ich habe Glück gehabt. Ich bin kein Mutant.«
    »Ihr fotografisches Gedächtnis? Ihr intuitiver, genial anmutender Umgang mit Geld?«
    »Offenbar im normalen Rahmen menschlicher Fähigkeiten.«
    »Woher wissen wir, was der

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