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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Geländewagen oder zwei Kampfhubschrauber oder über hundert Soldaten, wie ihm der Kopilot kurz vor dem Start in Berlin erzählt hatte. Mit einem gewissen trotzigen Stolz in der Haltung, den Fleming als Unsicherheit gedeutet hatte. Überall auf der Erde arbeiteten etablierte Flugzeughersteller und eine unübersehbare Schar von Flugbegeisterten fieberhaft daran, ferronisches und arkonidisches Know-how aufzugreifen. Der Airbus war so gut wie obsolet – und mit ihm womöglich seine Piloten.
    Doch noch flog die Frachtmaschine, auch wenn sie kein Gut transportierte, das die Konstrukteure bei ihren Planungen je vor Augen gehabt hätten.
    »Sie links, Fleming!«, bellte Schreiner. »Ich übernehme rechts.«
    Der Arzt nickte und ging zum vordersten der Krankenbetten. Es war wie die drei weiteren Betten in der Reihe mit ölverschmierten Riemen am Boden des Laderaums festgezurrt.
    Im Bett lag ... Wer eigentlich? Fleming wusste es nicht.
    Es war ein Mann. Ein Nordeuropäer. Ende zwanzig, Anfang dreißig. Unrasiert und mit eingefallenen Wangen. Seine Haut glänzte wächsern. Seine Arme und Beine waren mit Ledergurten fixiert, beinahe so breit wie die Riemen, die das Bett selbst hielten. Auf ein Papierschild am Bett hatte jemand mit einem dicken Filzstift »L1« gekritzelt. Es stand für »Links 1«. Einen Namen hatte dieser Mann nicht.
    Ein Dutzend Sonden klebten auf ihm, sandten ihre Daten zu der im Krankenbett integrierten Rechnereinheit. Fleming konnte sie überall im Flugzeug über sein Tablet aufrufen. Aber Schreiner war von der alten Schule, er bestand auf Augenschein.
    Alle Werte waren im unbedenklichen Bereich. Der Mann befand sich in einer stabilen, künstlich hervorgerufenen Bewusstlosigkeit.
    Fleming kontrollierte den Sitz der Sonden, prüfte, ob die Infusion richtig eingestellt war. Sie versorgte den Mann mit Flüssigkeit und dem Mittel, das ihn in der Bewusstlosigkeit hielt.
    »L1, Werte?«, brüllte Schreiner ungeduldig.
    »Im Normalbereich!«, brüllte Fleming seine Antwort.
    Er ging zum nächsten Bett. Eine Frau. Oder besser: ein Teenager. Die Haut um ihr linkes Auge war schwarzblau verfärbt, als hätte ihr jemand einen Faustschlag versetzt. Schweiß hatte ihre blonden Haare zu fingerdicken Bündeln verklebt.
    Fleming hatte Gerüchte gehört. Ein Freund von der Universität, ein Russe, hatte ihm gemailt, dass auch er einen Transport wie diesen begleiten sollte. Drei Bewusstlose. Fleming hatte nachgefragt, aber Igor hatte nicht geantwortet.
    »L2 im Normalbereich!«, rief er hastig, um nicht von Schreiner ermahnt zu werden.
    Im dritten Bett lag eine alte Frau, ein zusammengeschrumpeltes Etwas. Ihr Mund stand offen, gab den Blick auf die wenigen gelben Zähne frei, die ihr noch geblieben waren.
    Fleming beugte sich vor, schloss sanft ihren Mund.
    Überall auf der Erde gab es Unruhen. Amokläufe von Verrückten, Terroristen. Transportierten sie etwa Terroristen? Er sah zu der alten Frau. Nein, das war absurd. Aber was war dann mit diesen Menschen? Was verband sie? Eine ansteckende Krankheit schied aus. Sie hatten keine der Prozeduren eingeleitet, mit denen man Patienten behandelte, die eine gesundheitliche Gefahr für andere Menschen darstellten. Weshalb die Gurte?
    Fleming hatte Schreiner gefragt, aber hatte nur ein bellendes »Befehl ist Befehl!« und »Tun Sie gefälligst Ihre Arbeit!« als Antwort erhalten.
    »L3 im Normalbereich!«, brüllte er und ging weiter.
    Im letzten Bett lag eine weitere Frau. Um die dreißig, schätzte er. Mit Wangenknochen, die viel zu hoch aus dem eingefallenen Gesicht herausragten. Sie war verrutscht, lag schräg im Bett. Eigentlich unmöglich angesichts der Ledergurte. Fleming schob die Hände unter ihren Rücken und Hintern und schob sie zurecht. Sie war heiß wie eine Fieberkranke – und ihre Muskeln waren bretthart. Fleming sah auf das Display des Krankenbetts. Die Frau war in tiefer Bewusstlosigkeit. Er folgte mit Daumen und Zeigefinger dem Schlauch, der von der Infusionsflasche bis zu ihrem Arm führte. Intakt, keine Verwindungen, die den Fluss gestört hätten.
    Er beugte sich vor, spreizte Daumen und Zeigefinger und schob ihre Lider hoch.
    Ihre Pupillen waren nicht geweitet. Sie waren klein und auf ihn fixiert, und sie sahen ihn, ihr Blick ging durch ihn durch, packte ihn und ...
    »Fleming!«, schrie Schreiner. »Ist da was?«
    Fleming ruckte hoch. Die Lider der Frau fielen zu, aber der Blick – er spürte immer noch ihren Blick. Er war wie eine Berührung. Und eine

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