PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne
bareonische Aufklärer würde sie in kürzester Zeit dank seiner besseren Beschleunigung abhängen.
Che'Den presste die Lippen zusammen. Die Unither waren offenbar erfahrene Raumfahrer. Sie hatten ihr Manöver geschickt angesetzt und waren genau in dem Augenblick gestartet, in dem das Lotsenschiff diametral auf der anderen Seite des Planeten flog.
»Geschützstatus!«, rief er, obwohl er die Antwort bereits wusste.
»Kanonen gefechtsbereit«, antwortete Tyr'Fhe mit Bedauern in der Stimme. »Jetzt liegt der Planet zwischen uns und den Unithern, und im freien Weltraum kommen wir zu spät. Unsere Einsatzschussweite reicht dann nicht mehr aus, um das feindliche Schiff mit einem Sperrfeuer ernsthaft zum Stoppen zu zwingen.«
Che'Den unterdrückte einen Fluch auf die Sternengötter. »Dro'Sar, können wir denn gar nichts tun?«, fragte er.
»Bedaure«, antwortete der Triebwerksingenieur und hob die Arme. »Die Maschinen geben bereits ihr Maximum.«
Sollten die Unither ihnen entkommen?
Che'Den starrte fassungslos auf die Holodarstellung, auf der sich das bareonische Schiff langsam von ihnen entfernte.
»Lass mich an die Steuerung!«, ertönte eine bekannte Stimme von hinten.
Che'Den drehte sich zu En'Imh um. »Du?«
»Verdammt, tu es! Frag nicht lang!«
Che'Den war zu perplex, um wirklich Fragen stellen zu können. Wie in Trance schob er die Steuerelemente zu En'Imhs virtuellem Pult ...
... und erstarrte, als der Kurs der ANETIS'KHOR plötzlich immer weiter von dem bareonischen Schiff wegwies.
»Was tust du?«, rief er entsetzt.
Sein Bruder schien ihn nicht zu hören. Stattdessen bauten sich zusätzliche Holodisplays rund um En'Imh auf.
Che'Den staunte, als er Symbole entdeckte, die normalerweise nur auf Kriegsschiffen der arkonidischen Flotte verwendet wurden. Er wollte gar nicht wissen, wie sein Bruder an die dafür notwendigen Algorithmen herangekommen war. Trotzdem zwang ihn die Neugierde, sich zur Seite zu beugen, um Einzelheiten auf der Darstellung erkennen zu können.
Am leichtesten identifizierte er linker Hand den Leuchtkreis mit Fadenkreuz, der um das optische Abbild der fliehenden IQUESKEL projiziert wurde, und deren Bewegungsvektor, der aktuell nach links oben zeigte. Eine Linie zeigte den künstlichen Horizont an, den die Positronik aus der Ebene mit diesem Vektor und der ANETIS'KHOR errechnete. Weitere Linien deuteten die Unterschiede des Kurses des Lotsenschiffes an – je paralleler, desto größer war die Übereinstimmung, das wusste Che'Den.
Aber die Linien auf En'Imhs Display bildeten eine Schraubenlinie. Sein Zwillingsbruder flog einen Kurs, der von dem Unitherschiff wegführte!
Am rechten Rand der beweglichen, kontaktanalogen Informationen stand eine Leiste mit statischen Infos, von Waffenstatus: gefechtsbereit, außer Reichweite , Entfernung, Beschleunigung und Annäherungsgeschwindigkeit: Die beiden Schiffe drifteten immer weiter auseinander – bis hin zu einer Prognose des Raumkampfes: unmöglich .
Dafür zeigten die zukünftigen Wegpunkte der ANETIS'KHOR stetig nach rechts, wo – Che'Den hielt den Atem an! – die beiden Monde standen. Und sein Bruder steuerte das Lotsenschiff direkt darauf zu. Er ist wahnsinnig! , dachte Che'Den in aufkeimender Panik.
Auf der statischen Anzeige durchbrach die Beschleunigung den orangefarben markierten Maximalwert von 500 Kilometern pro Sekundenquadrat. Das Lotsenschiff beschleunigte mit Werten, die seine Triebwerke nicht hergeben durften.
Verdutzt sah Che'Den zu Dro'Sar.
»Die Monde!«, rief der Triebwerksingenieur ihm zu.
Che'Den sah zwischen En'Imhs Anzeigen und den beiden Monden auf dem großen Hologramm hin und her. Und dann verstand er.
Die ANETIS'KHOR raste auf die winzige Lücke zwischen den beiden Monden zu. In der Simulation zeigten die Wegpunkte knapp über die Oberfläche des größeren hinweg. Der Mond füllte inzwischen das gesamte Holo aus und stürzte geradezu auf das Lotsenschiff zu. Dabei war es völlig egal, dass sich in Wirklichkeit nicht der Mond, sondern das Schiff bewegte. Graugelbe Kraterwälle, vielfach höher als die ANETIS'KHOR, ragten in die Schwärze des Alls hinaus und schienen nach dem Schiff zu greifen.
»Ich weiß, was du vorhast!«, brüllte Che'Den, um die Aufmerksamkeit seines Bruders zu erregen.
Schweißperlen standen auf En'Imhs Stirn, sein Gesicht war bis auf weiße Ringe unter den Augen stark gerötet. Fast unmerklich nickte er.
Che'Den fuhr fort: »Trotzdem bin ich der bessere Pilot. Lass mich dir
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