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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Kapitän darauf hin, dass die Sicherheit seiner Besatzung wichtiger war, als seinem Entdeckertrieb zu folgen, insbesondere, als sich erwies, dass die Signale nicht näher zu kommen schienen. Doch der Kapitän wollte nichts davon hören. Mit voller Impulsgeschwindigkeit flog er weiter in den Raum hinaus, um dem flüchtigen Spuk nachzugehen. Ein verwirrter Glanz soll in seine Augen getreten sein, als er diese Befehle gab, seine Hände sollen gezittert haben, und nach Rücksprache mit dem Bordarzt kam der Erste Offizier zu dem Schluss, dass sein Vorgesetzter nicht recht bei Sinnen war. Gemeinsam mit der Besatzung überwältigte er ihn – vier Männer soll es gebraucht haben, so sehr setzte sich der Kapitän zur Wehr. Dann ließ der Erste Offizier das Schiff sofort umkehren und erreichte uns mit einem halben Tag Verspätung.
    Es war der sprichwörtliche Tropfen zu viel. Die Emotionen im Tross kochten hoch, und die ersten Schiffe leiteten mir Anfragen weiter, ob man den Flug nicht unterbrechen und eine komplette Überprüfung sämtlicher Systeme durchführen sollte, während die Garnison den Sektor durchkämmte, um eine Spur des geisterhaften Signals zu finden. Andere schlugen vor, Hilfe von Hela Ariela anzufordern. An Bord der LINH-KHAISIL wurden allen Ernstes Wetten abgeschlossen, ob es sich bei den Signalen um Piraten, Methans oder etwas ... anderes handelte. Und die Besatzung eines kleineren Schiffes von einer Kolonialwelt übte Druck auf ihren Kapitän aus, den Tross gegen meinen Befehl zu verlassen und mit der nächsten kleineren Gruppe von Reisenden weiterzufliegen.
    Ich beschloss, ein ernstes Wörtchen mit Khel'Rhimi-wie-immer-Seine-Exzellenz-sich-zu-nennen-beliebt zu wechseln, und ließ die Positronik seinen Aufenthaltsort bestimmen.
    Sie fand ihn exakt dort, wo Nertan ihn zu Beginn unserer Reise ausgemacht hatte: in einer kleinen Beobachtungskuppel am Nordpol des Schiffes. Ich ließ eine Holoverbindung aufbauen, die er nach einer Wartezeit von fast einer Zentitonta endlich entgegennahm. Er saß abwesend, dürr auf seinem Sitz, nur ein schwarzer Schatten vor dem schwarzen All, die Augen geschlossen. Ich fragte mich, ob der Mann jemals aß oder wie oft er diesen Posten überhaupt schon verlassen hatte ... Wie kann sich irgendein vernünftiger Mann allein dort oben tagelang wohlfühlen?
    »Es reicht«, sagte ich ihm und wollte ihn darüber aufklären, was für eine Masse an Schwierigkeiten wir seinem leichtfertigen Gerede von Sternenteufeln und prophezeitem Unglück mittlerweile zu verdanken hatten – doch wie sich herausstellte, war er bestens darüber im Bilde. Wahrscheinlich versorgten ihn seine Anhänger mit Neuigkeiten.
    Dennoch spielte er den Überraschten. »Was kann ich dafür?«, fragte er. Er machte noch nicht einmal die Augen auf, als er mit mir sprach, und seine Stimme klang gedämpft wie immer unter diesem ärgerlichen schwarzen Anzug. Bekam er überhaupt Luft darunter?
    Ich erklärte ihm, dass er schließlich derjenige war, der den Männern und Frauen die Idee eingepflanzt hatte, dass wir es hier mit irgendetwas Übernatürlichem zu tun hatten und nicht nur mit ein paar defekten Systemen und meinethalben ein paar finsteren Gestalten, die sich dort draußen in den Schatten herumdrückten.
    Ich erzählte ihm auch von den Wetten. Der Kurs der Sternenteufel stand aktuell bei 1:17 und damit zwar weit abgeschlagen hinter dem für Piraten oder eine propagandistische Verschwörung des Regenten, aber beinahe gleichauf mit dem für Methans. Das hieß, ihm glaubten ebenso viele Reisende wie dem Regenten – und beim Regenten gingen die meisten sogar davon aus, dass er sich das alles nur ausgedacht hatte, um die Aufrüstung voranzutreiben, während dem Lotsen niemand irgendwelche Hintergedanken unterstellte.
    »Was glauben Sie?«, fragte er. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich nicht wusste, ob die Methans wirklich zurück waren, und dass ich es zwar für möglich hielt, dass der Leerraum noch die eine oder andere Überraschung für uns bot, dass es sich dabei aber ganz sicher nicht um Götter oder Teufel handelte.
    »Was wollen Sie, das ich tue?«, erkundigte er sich unschuldig. Da erst schlug er die Augen auf und sah mich aus seiner dummen schwarzen Haube heraus an, nur ein Schlitz mit ein paar Augen vor der Nacht, genauso fern und nicht greifbar wie die Leere in seinem Rücken. »Wollen Sie, dass ich widerrufe?«
    »Ich will, dass Sie sich nützlich machen!«, schrie ich ihn an. »Sie sind ein

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