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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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verdammter Lotse, kein Prediger des Untergangs! Geben Sie der Besatzung das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind, statt sie von der Arbeit abzuhalten!«
    »Mir scheint, das wäre Ihre Aufgabe. Ich habe Ihnen meine Weisung angeboten, Sie haben sie ausgeschlagen. Sie sind es, die die Verantwortung tragen.«
    Dieser elende Besserwisser! Dieser selbstgefällige, nichtsnutzige Schwätzer! Maßt er sich ernsthaft an zu wissen, was für eine Last ich täglich mit mir rumtrage? Meint er ernsthaft, mir macht dieses Leben in der Leere Spaß, immer nur den Korridor auf und ab mit meinem Tross wie eine verwirrte Imperatrix mit ihrem Gefolge, ohne jemals irgendwo anzukommen? Mich herumzuärgern mit schleimigen Bürokraten, Mehandor, Unithern, Bettelmönchen wie ihm? Glaubt er, ich habe keine anderen Wünsche?
    Ich werde ihn aus dieser Kuppel werfen, wenn es sein muss. Er wird sich entscheiden müssen – drinnen oder draußen. Aber dieses altkluge Herumsitzen auf meinem Dach lasse ich mir nicht länger bieten.

6.
    Atlan
     
    »Hallo, Atlan«, murmelte Belinkhar, als ich mich ins Cockpit schleppte. Wie die letzten Tage auch arbeitete sie an der Transitionskontrolle, deren zehntausend Jahre alte Protokolle den synchronisierten Sprung mit fast zweihundert anderen Schiffen nicht gerade erleichterten. Nun, Crysalgira war nie jemand gewesen, der mit dem Strom schwamm. Sie hätte die Schwierigkeiten, die ihr Schiff uns machte, durchaus zu schätzen gewusst ...
    »Wo ist Rhodan?«, krächzte ich und brach neben dem Leiterschacht zusammen.
    Da erst wandte die Mehandor den Kopf, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie mich sah. »Bei allen Ahnen, Atlan, was ist mit Ihnen los?« Sie sprang vom Sitz und eilte zu mir. »Sagen Sie nicht, dass ausgerechnet Sie eine Transitionsunverträglichkeit entwickeln!«
    Die Vorstellung amüsierte mich. Das wäre in der Tat ein guter Witz nach all dieser Zeit. Und wo besser zum Invaliden werden als mitten im Korridor nach Thantur-Lok, wo nur Ausgestoßene, Dockratten und Sternendiener wohnten?
    Doch mir fehlte die Kraft zum Lachen. Mir war übel, kalter Schweiß verklebte mir Brust und Rücken, und ich fröstelte. Eine ungewohnte Panik beschlich mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich zu einer solchen Angst noch fähig war. Ich schätzte es, die Kontrolle über mich und jede Situation zu bewahren. Doch nun entglitt sie mir.
    Da entdeckte Belinkhar das Tarkanchar. Ich hielt den Edelstein in der Hand und ließ es nicht zu, dass sie ihn mir abnahm. Doch auch zwischen meinen Fingern hindurch konnte sie deutlich sein bläuliches Leuchten sehen.
    »Perry!«, rief sie Rhodan über Funk. »Ich denke, du solltest besser schnell in die Zentrale kommen.«
    Gedanken, Bilder und Ideen in meinem Geist begannen sich wild zu überschlagen. Ich hatte völlig das Zeitgefühl verloren. Da war nur noch diese Hitze ... diese Kälte ... diese Hitze, die in Wellen von dem Stein ausging und sich immer mehr aufbaute, bis ich glaubte, der Stein müsse bersten und ich mit ihm. Und irgendwo in diesem Chaos glaubte ich, Crysalgiras Stimme zu hören. Ihren Duft zu riechen ...
    Auf einmal stand Rhodan über mich gebeugt. Belinkhar presste ein feuchtes Tuch auf meine Stirn. Auf meinen Arm hatte sie ein transdermales Pflaster geklebt. Eine wohltuende Kälte breitete sich von dort durch meinen Körper aus.
    »Wie lange geht es Ihnen schon so?«, fragte Rhodan.
    »Eine Weile«, wich ich aus. Im Nachhinein kam es mir so vor, als hätte ich seit Beginn unserer Reise ein schlechtes Gefühl gehabt, doch ich war mir selbst nicht sicher, wie es mir ging.
    »Wir müssen die Transition aussetzen. Oder Sie wenigstens auf das Medoschiff bringen.«
    »Kommt nicht infrage!« Ich versuchte, mich aufzusetzen, was kläglich misslang. »Wir müssen beim Tross bleiben. Und wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen!«
    Er schaute mich ernst an. Immerhin war er schlau genug, nicht mit mir zu diskutieren. »Der nächste Sprung steht unmittelbar bevor. Wir machen bereits volle Fahrt! Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen?«
    »Perry«, sagte Belinkhar und lenkte seine Aufmerksamkeit auf meine verkrampfte Hand. »Es sind nicht nur die Sprünge. Es ist dieser Stein. Sieh doch!«
    Er griff nach meiner Hand und versuchte sanft, meine Finger zu lösen. »Entspannen Sie sich! Was haben Sie mit dem Stein getan?«
    »Ich habe ihn nur an mich genommen ...«
    »Achtung, Transition in zehn Sekunden«, wehte Crysalgiras schalkhafte Stimme durch die

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