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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Charron hob den Schuh. Ein Schauer rann über seine Halswirbelsäule. Halb erwartete er, ein Loch im Leder vorzufinden und das Beißen von Zähnen an der Fußsohle zu spüren. Seine Haut kribbelte unangenehm, begann zu brennen.
    Doch sein Schuhwerk war intakt. Das Kunstwesen zuckte mit verdrehten Beinen auf dem Boden.
    Der Roboter sprühte es ein, bis seine Oberfläche weiß war und vor Frost glitzerte. Charron trat erneut darauf, dass es in mehrere Teile zerbrach.
    »Überreste bergen und sichern! TAI, Analyse und großflächige Desinfektion einleiten!«
    Die Medoeinheit machte sich an die Arbeit.
    Inzwischen hatte die Klimaanlage den größten Teil des entsetzlichen Geruchs gefiltert.
    Charron beendete das Holoprogramm. Silberne Wände begrenzten einen vier auf fünf Meter großen Raum.
    »Celistas. Abschaum. Was bilden sich diese kranken Irren denn eigentlich ein? Dass sie für eine gerechte Sache kämpfen?«
    Er ließ die Schultern hängen, starrte auf die Überreste des Wesens, das noch vor wenigen Minuten so fröhlich über der Liege in der Luft geschwebt hatte. Ein ganzes Leben unwiderruflich ausgelöscht von irgendeinem selbstgerechten Henker.
    Tira trat zu ihm. »Du hast es nicht wissen können.«
    »Macht es das besser?«
    Sie schwiegen. Die dunklen Dissdur-Klänge wehten über sie. Charron spürte seine Wut und die Verachtung, die er dem Regenten und seinem Regime gegenüber empfand. Kein Intelligenzwesen sollte in dieser Art über ein anderes Gericht halten. Wofür hatte Denurion sterben müssen?
    »Hilfe.«
    Es klang so zaghaft, dass Charron es im ersten Moment für eine Einbildung hielt. Er richtete sich auf. »Tira? Hast du das gehört?«
    »Was?«
    Schwerfällig drehte Charron sich im Kreis und starrte auf den verkrusteten Denurion. Im rechten Oberschenkel plagte ihn ein ziehender Schmerz. Er musste sich den Muskel gezerrt haben. Er mochte die alten Reflexe nicht verloren haben, doch er hatte sein Gewicht verdreifacht.
    »Nichts.« Er musste sich irren. Sein Wunschdenken spielte ihm einen Streich.
    Ein ächzender Laut bewies ihm das Gegenteil. Er drang dumpf herauf wie ein Ruf aus einem Grab, auf dem meterdick die Erde lag.
    »Denurion?« Lebte der Xisrape? Wie konnte das sein?
    »Dunkel. Kalt.«
    Berichte über das Plasma und die Körperelemente der Xisrapen stiegen in Charrons Erinnerung auf. Über die herausragenden Fähigkeiten und die Eigenschaft, Muskeln und Faszien neu zu bilden. Aber auch über die Notwendigkeit von Sauerstoff.
    »Kalt!« Charron zuckte zusammen. »Tira, bring mir ein Vibromesser!«
    »Du willst doch nicht ...«
    »Er friert! Seine Temperatur fällt ab! Er erstickt! Los!«
    Tira stürzte davon.
    Charron lief auf den Medoroboter zu, öffnete eine Klappe an der Seite und zerrte Handschuhe heraus. Dabei achtete er sorgsam darauf, keinen der vereisten Spinnenbruchteile zu berühren, die der Roboter eingesammelt hatte. »Denurion, hören Sie mich?«
    Ein klagender, dumpfer Ton antwortete ihm. Er klang sehr schwach.
    Tira rannte herein, das Messer in der Hand.
    Charron nahm es ihr ab und stach zu. Er wusste, dass jedes Zögern dazu führen konnte, dass er an seiner Theorie zweifelte.
    Deshalb begann er zu schneiden, kaum dass er die harte Schale durchbrochen hatte.
    Denurion schrie. Es klang wie ein hohes Fiepen. Gleichzeitig bewegte sich etwas unter der harten Schale. Ein Pseudopodium schnellte aus dem Schnitt und tastete sich an die Luft, rot wie Feuer.
    »TAI'GONOZAL! Sauerstoffanteil erhöhen!«
    »Verstanden«, sagte die Positronik. »Der Sauerstoffanteil wird um dreihundert Prozent vom Normwert angehoben.«
    Charron legte das Messer weg und griff mit beiden Händen zu. Er brach die Schale auf wie ein Ei.
    Nach und nach rann Denurion heraus, deutlich kleiner, stark verwirrt, aber offensichtlich unverletzt. Seine Oberfläche glänzte feucht und hatte eine kupferrote Farbe, die langsam verblasste.
    Der verkrustete Teil seiner Haut lag als zerbrochener Überrest wie ein grotesker Xisrapenanzug im Raum.
    Denurion kroch davon fort. Seine Oberfläche kräuselte sich. Er war in Panik.
    »Ganz ruhig.« Charron ging auf die Raumecke zu, in die Denurion sich zurückzog, und kniete sich hin. »Sie sind draußen, Denurion. Sie haben überlebt.«

20.
    Zaliter Rosen
     
    »Ein Raumschiff? Gehört es den Xirdor, oder hat es sie transportiert?« Die Vermutung lag nah, immerhin breiteten sich überall rund um das Schiff verstreut Häute aus.
    Auf jeden Fall handelte es sich um einen

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