PR NEO 0055 – Planet der Stürme
beide ehemalige Soldaten. Es konnte sein, dass die zwei Tineriaan und sie auf Thersunt zurücklassen wollten, nachdem die Flucht zum Schiff gelungen war.
Sie glaubte nicht ernsthaft daran, aber es war besser, verschiedene Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, als sich überraschen zu lassen.
Tineriaan ging weiter, darauf bedacht, seine Fersen und Handballen abzurollen. Wenn er wollte, bewegte er sich nahezu lautlos, obwohl man es ihm wegen seines hohen Gewichts kaum zutraute.
Sie erreichten die Zentrale, als da Kirtol aufschrie. Vor ihm stand Julef, der ihnen den Rücken zuwandte. In seiner Hand lag ein Strahler. Er zielte auf da Kirtols Kopf.
Da Kirtol lag auf den Knien.
Tineriaan riss das Vibromesser aus der Beintasche und warf es in einer einzigen Bewegung.
Erst im Werfen erweckte er den Eindruck zu begreifen, was er gerade tat, denn er stieß einen dunklen Klagelaut aus, der Ageare in den Ohren dröhnte. Seine Hand zitterte, doch das Messer steckte bereits bis zum Plastheft neben Julefs Wirbelsäule und riss Julef mit seiner Wucht zwei Stolperschritte nach vorn.
Der Strahler fiel aus Julefs Hand, dann sackte er in sich zusammen, stürzte zu Boden und blieb seitlich mit weit geöffneten Augen liegen. Die Spitze des Messers ragte aus seinem Körper, dass er auf irrsinnige Weise aussah wie der Versuch, einen Arkoniden auf einen Bratspieß zu stecken. Über seinen Rücken und den Brustkorb lief ein roter Faden Blut auf den Metallboden, der rasch breiter wurde. Auch aus Julefs Mund rann eine dünne Spur.
»Bei den Sandmüttern ... das ... Sie haben gesagt, wenn du angreifst, dann denk nicht. Zielen und werfen ... Das haben sie mir immer gesagt, und jetzt ist er tot ... Ich ...«
Ageare berührte Tineriaans Arm. »Alles in Ordnung«, brachte sie hervor, um den zitternden Tineriaan zu beruhigen. Aber nichts war in Ordnung.
Sie starrte auf das Bild in der Zentrale und verlor jedes Gefühl. Ihre Haut war wie taub. Einen Herzschlag lang stürzten tausend Fragen und Gedanken auf sie ein. Sie hatte Julef mehrfach überprüft, hatte ihn beobachtet, ihn wieder und wieder auf die Probe gestellt. Er konnte kein Celista sein.
Obwohl das Offensichtliche in grellsten Farben vor ihr lag, weigerte sich ihr Verstand, es zu glauben.
Da Kirtol stützte sich mit beiden Handflächen ab. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Die Muskelstränge an seinem Hals traten vor Anstrengung hervor. Blut tropfte von seiner Brust.
Ihr Mund war so trocken, dass Ageare keinen Ton hervorbrachte. Sie zwang sich, auf da Kirtol zuzugehen. Sie hatte während ihrer Ausbildung viel Zeit mit medizinischen Rettungsarbeiten verbracht. Genug, um zu wissen, dass in diesem Fall vermutlich jede Hilfe zu spät kam.
»Positronik, gibt es Medoeinheiten?«
»Negativ. Es steht derzeit leider keine Medoeinheit zur Verfügung. Die Nachladung derselben wird dringend empfohlen. Sie finden einen entsprechenden Eintrag im Protokoll.«
Ageare fasste da Kirtol bei den Schultern und half ihm, sich auf den Rücken zu legen. Sie presste eine Hand gegen die Wunde.
»Tineriaan, Sprühsalbe, Medobot und Schmerzinjektion!«
Tineriaan hob den Kopf. In seinen roten Augen flackerte es, der Brustkorb hob und senkte sich, der Atem kam pfeifend. Trotzdem setzte er sich in Bewegung und rannte zur Wand, zu ihren Tornistern, die Verbandsachen holen.
»Ich ... ich wusste es nicht ...« Ageare hatte das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen. Sie fühlte sich so schuldig, als hätte sie den Auslöser betätigt und auf da Kirtol geschossen. »Julef ist ein Celista. Bestimmt.«
Da Kirtol fand die Kraft, seine Hände auf ihre zu pressen. Er sah so blass aus wie der Tod. »Hören Sie«, flüsterte er, die Augen geschlossen. »Sie sollen es wissen. Jeder sollte es wissen. Bitte, zeichnen Sie es auf.«
Ageare beugte sich zu ihm und schaltete die Aufnahmeoptik am Multifunktionsgerät ein. »Hat es mit den Nachrichten an Ihren Bruder zu tun?«
»Sie ... haben die Aufzeichnungen gesehen?«
»Ja.«
»Komplett? Auch über ... Mohira?«
»Auch das.«
Tineriaan kam zurück. Er hatte ein Päckchen mit einem grünen Kreis dabei und öffnete es hastig. Dann riss er da Kirtol das Hemd auf.
Ageare half ihm, schmerzstillendes Sprühmittel aufzutragen, eine Injektion zu setzen und da Kirtol zu verbinden.
»Dann ... wissen Sie fast alles. Wir ... Unsere Nachrichten sind teils abgefangen worden. Beziehungen innerhalb der Flotte, Sie ...«
»Sie sind streng verboten.«
Da Kirtols Blick klärte
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