PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
entschied sich oft das Spiel zwischen ihnen. Wenn es Jeethar gelang, seine Position auszuspielen, stand Caine in wenigen Zügen im Schach. Sollte seine Verteidigung halten, gewann er. Wenn nicht, räumte der Naat ihn in wenigen Zügen vom Feld.
Unter den anderen Naats waren wenige, die Jeethars Interesse am Schach teilten. Und Caine mangelte es in den letzten Tagen an menschlichen Spielern. Schon vorher war es für ihn schwierig, Gegner zu finden, die bereit waren, Schach als reine Ablenkung zu betreiben. Diesen Spielern war Caine nicht Planer genug. Zu häufig war er bereit, Schach des Spaßes wegen zu spielen und nicht, um zu gewinnen. Das verband ihn mit Jeethar.
In den letzten Tagen hatten sie beide neue Varianten ausprobiert. Caine hatte neulich seinen König nur mit einer Rochade gerettet, aber dann aus einer guten defensiven Position heraus Jeethar besiegt. Am vorigen Tag war es dem Naat gelungen, mit einem verflixt gut geschützten Bauern bis zu Caines Grundlinie vorzudringen. Mit einer zweiten Dame als eingetauschter Figur hatte der Naat ihn dann in wenigen Zügen besiegt. Jeethar bewegte behutsam einen Läufer quer über das Brett. »Schach!«
Caine konzentrierte sich auf das Spiel. Er spielte im Kopf alle unterschiedlichen Kombinationen durch. Doch egal, wie er ziehen würde – er konnte das Ende nicht verhindern, es nur um drei oder vier Züge hinauszögern und dabei auf einen eklatanten Fehler des Naats hoffen. Jeethar zeigte, was er für ein selbstzufriedenes Grinsen hielt. Nein, er wird keinen Fehler machen. Mit dem rechten Zeigefinger warf Caine seinen König um. »Matt in spätestens vier Zügen.«
»Richtig«, beschied Jeethar. »Noch ein Spiel?«
Caine blickte kurz auf die Uhr. »Meine Wache hier ist fast vorbei. Wenn du magst, gehen wir dafür woandershin.«
»Gerne.«
Gemeinsam räumten sie die Figuren in den kleinen, hölzernen Kasten. Die Figuren waren ein Mitbringsel aus seiner englischen Heimat. Die beiden Figurensätze sahen wie Schauspieler aus einem Shakespeare-Stück aus. Die weißen Figuren schienen aus Heinrich V. zu stammen – Ritter und Adelige aus einem der englischen Frankreichfeldzüge des späten Mittelalters. Die schwarzen Figuren waren eindeutig aus Ein Mittsommernachtstraum . König und Königin waren Oberon und Titania, die beiden Läufer fliegende Pucks und die Bauern kleine Feen.
»Werden die Naats, die wir gefangen genommen haben, auf der Erde glücklich?«, fragte Jeethar unvermittelt.
»Du meinst, ob es richtig war, die Gefangenen mit der VEAST'ARK zur Erde zu bringen?«
»Es war die richtige Entscheidung, sie zu schonen«, antwortete Jeethar. »Niemandem ist damit gedient, wenn Naats Naats töten.«
Caine seufzte. »Ich glaube manchmal, dass wir Menschen noch nicht so weit sind, dass wir erkannt haben, dass es falsch ist, wenn Menschen Menschen töten.«
Der Naat schaute ihn überrascht an. »Aber ihr benehmt euch alle so, als hättet ihr diese Erkenntnis längst erreicht.«
»Jeethar, wir Menschen wurden durch das Auftauchen von Außerirdischen gezwungen, uns zu einigen. Trotzdem gibt es mehr als genug Schwierigkeiten auf der Erde. Meine Heimat ist kein Paradies. Aber wir arbeiten daran.«
»Möglicherweise ist es genau das, was wir Naats brauchen.« Jeethar zögerte. »Jemand, der keine klaren Antworten hat.«
»Wie meinst du das?«, hakte Caine nach.
»Die Arkoniden haben Antworten auf alle Fragen. Und wir Naats haben dabei verlernt, eigene Antworten zu finden«, räumte Jeethar ein. »Die Menschen stellen uns andauernd Fragen.« Er lachte kurz. »So wie du.«
»Danke!« Caine neigte den Kopf ein wenig ob des Kompliments.
»Was meinst du – werden die Besatzungsmitglieder der RANIR'TAN auf der Erde glücklich?«
Caine überlegte einen Augenblick. »Ihr habt es geschafft. Es besteht die Möglichkeit, dass diese Naats das auch schaffen. Ich habe mich mit vielen von ihnen unterhalten. Einige von ihnen, wie dieser Geehron, sind auf einmal sehr nachdenklich geworden. Auf der Erde gibt es andere Naats. Mit ihnen können sie reden und in Freiheit leben. Und die Freiheit ist ein großer Anreiz.«
»Wenn nicht sogar der größte«, pflichtete Jeethar ihm bei. »Aber dieser eine Arkonide – der wird das nie verstehen.«
Caine schüttelte den Kopf. »Wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass man die Hoffnung nie fahren lassen soll. Aber ich gebe zu, dass dieser Hagnor eine harte Nuss ist.«
»Man löscht zehn Jahrtausende Adel nicht mit dem Versprechen
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