PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
anstrengend.
»Ich war bis jetzt vernünftig.« Sie verschränkte die Arme und lehnte sich ein wenig nach hinten.
Bull seufzte. Er streckte beide Hände aus. »Ich bedrohe Sie nicht. Bis jetzt habe ich darauf verzichtet, Sie zu zwingen ...«
»Ist das eine Drohung?« Sie schaute ihn wütend an. »Lassen Sie jetzt endlich Ihre Maske fallen?«
»Nein, das ist keine Drohung. Obwohl ich Ihnen eigentlich drohen müsste – es steht so viel auf dem Spiel. Und es wäre verdammt viel einfacher, wenn Sie von Ihrem hohen Ross herunterkämen und mit uns zusammenarbeiten würden. Ich versuche nur verzweifelt, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Aber Sie glauben immer nur, dass ich Sie belüge. Wie soll daraus eine vernünftige Unterhaltung entstehen?«
»Sie haben mein Schiff gekapert.«
Bull seufzte erneut. »Mein Name ist Reginald Bull. Ich bin ein Mensch. Die Welt, von der ich komme, liegt ziemlich weit von hier entfernt. Bis vor kurzer Zeit hatten wir keinen Kontakt zu Zivilisationen von anderen Welten.« Sie schaute ihn neugierig an. Also habe ich es doch geschafft, ihre Neugier zu wecken. »Wir sind durch Umstände, die jetzt keine Rolle spielen, in die Politik des Großen Imperiums hineingezogen worden.«
»Und das soll ich Ihnen glauben? Wahrscheinlich kommen Sie von einer Kolonialwelt, die sich durch das Stehlen von Raumschiffen in eine Position bringen will, dem Imperium zu trotzen.«
»Nein, so ist es nicht«, entfuhr es Bull. »Wir haben die Raumfahrt aus eigener Kraft entwickelt. Wir haben unser Sonnensystem erkundet ...« ... wenn auch nicht sehr erfolgreich , setzte er in Gedanken hinzu. »Unser erster Kontakt zum Großen Imperium war ungewollt und seine Folgen alles andere als friedlich. Vermutlich wäre es einfacher, wenn im Großen Imperium nicht das Kriegsrecht herrschen würde. Wenn Ihr Regent nicht einen Krieg führen wollte.«
Shaneka richtete sich kerzengerade auf. »Die Methans sind eine echte Bedrohung!«
»Noch einmal: Ich kann das nicht beurteilen«, antwortete Bull ruhig. »Nach meinem Wissensstand sind sie das nicht. Aber das ist nicht wichtig. Und ich bin kein Methan, und wir arbeiten auch nicht für die Methans.«
»Vielleicht werden Sie beeinflusst ...«
»Klar!«, ätzte Bull. »Und wir sind noch so frei in unseren Wünschen und Gedanken, dass wir Ihr Schiff erobern, keine Gewalt anwenden und dann mit Ihnen an Bord fröhlich weiterfliegen, ohne Ihnen zu drohen.«
»Sie können mich jederzeit töten.«
»Das könnte ich auch, wenn ich wirklich Ihr Erster Offizier wäre. Sie sind nie und nirgends sicher. Was soll ich tun? Ihnen Nachrichten von den Naats zukommen lassen, die glücklich und friedlich untergebracht sind? Sie würden mir doch vorwerfen, dass das Fälschungen sind.«
»Eine Nachricht meines Ersten Offiziers ...«
»... könnten wir genauso gut fälschen«, vollendete Bull ihren Satz. »Oder alles hier ist eine Illusion, und wir sind in einer großen Maschine gefangen, die unsere Gedanken kontrolliert und uns das hier nur vorspiegelt. Oder wir sind tot, und das hier ist das Leben danach. Für immer in diesem Schiff gefangen mit Ihnen.«
Sie schwieg einen Moment. »Das war unfair.«
Bull lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Ja, das war es. Genauso unfair wie Ihre andauernden Vorhaltungen. Ich versuche Ihnen die Wahrheit zu erzählen, und Sie unterstellen mir immer wieder, dass ich lüge. Also?«
Sie überlegte einen langen Moment. Dann stand sie auf und ging in der Kabine auf und ab. Drei Schritte in die eine Richtung, dann eine Kehrtwende und drei Schritte in die andere Richtung. Wie ein gefangener Tiger, überlegte Bull. So vergingen einige Minuten. Er saß schweigend in seinem Sessel und beobachtete Shaneka.
Endlich gab sie sich einen Ruck und nahm wieder Platz. »Was wollen Sie von mir?«
»Als Erstes würde ich Sie bitten, mit dem Piratenquatsch aufzuhören. Ganz ehrlich: Es nervt!«
Shaneka zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Einverstanden.«
»Gut.« Bull hob die Hand und begann seine Wünsche an den Fingern abzuzählen. »Zweitens: Bitte benehmen Sie sich nicht so, als wären Sie eine Gefangene, die nur darauf wartet, dass wir Sie ohne Raumanzug von Bord werfen.«
»Einverstanden«, antwortete sie knapp.
»Sehr schön. Dann drittens: Helfen Sie mir, mich auf meine Rolle als Hagnor ter Gaden vorzubereiten. Erklären Sie mir, wie man diese Uniform trägt, ohne damit lächerlich auszusehen. Zeigen Sie mir, wie ich beim Kontakt zu einem anderen
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