PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan

beziehen. Das sollten wir tun. Und dann abwarten, wie es weitergeht.«
    »Sie wollen wirklich auf die Trebolaner schießen?«
    »Auf gar keinen Fall«, antwortete Bull. »Ich sehe hier zwanzig Schwere Kreuzer. Dazu kommen noch einmal mindestens dreißig Leichte Kreuzer.« Bull deutete auf die Symbole im Holo. »Das ist ein ganzer Schiffsverband – der noch dazu über Hyperfunk jederzeit Verstärkung herbeirufen kann. Soll ich wirklich versuchen, mit einem einzigen Schiff gegen eine Flotte vorzugehen? Oder möchten Sie das selbst vorschlagen?«
    Shaneka schwieg. Nein, ich würde nicht gegen die Flotte vorgehen. Und ich würde dem Befehl keine Folge leisten. Erschrocken stellte sie fest, dass sie sich in diesem Moment mehr auf der Seite Bulls befand denn auf der Seite ihrer Flotte.
    »Bringen Sie die RANIR'TAN auf die befohlene Position!«, ordnete Bull an.
    »Eine erneute Durchsage des Fürsorgers!«, ertönte die Stimme eines Naats. Bull schaltete die Mitteilung auf laut. Der Fürsorger hatte den unverschlüsselten Funk gewählt, daher handelte es sich um keine geheimen Mitteilungen für die Schiffsführungen. Außerdem war Bull augenscheinlich der Ansicht, dass die Besatzung möglichst weitgehend über alles informiert werden müsste. Auch das gefällt mir besser als bei meinem echten Ersten Offizier. Shaneka musterte Bull, der effizient Anweisungen gab, damit das Schiff sich in die Angriffsposition einfädelte.
    »Hier spricht der imperiale Fürsorger Giwan da Gemerol«, erklang die Stimme aus dem Holo. Da Gemerol trug seine Galauniform, seine Haare saßen perfekt, sein Auftreten war tadellos – wie es sich für einen arkonidischen Offizier gehörte. »Ich spreche zu allen Einheiten des Fürstentums Vidaarms. Ich wiederhole: Hier spricht der arkonidische Fürsorger für alle trebolanischen Einheiten.
    Der selbst ernannte Regent von Trebola hält seit einigen Stunden zwei Gesandte des Großen Imperiums widerrechtlich in seiner Gewalt. Diese zwei Gesandten besitzen volle diplomatische Immunität. Ihre Aufgaben und Rechte sind dem trebolanischen Regenten bekannt.
    Wenn die Gesandten nicht innerhalb einer Stunde unversehrt freigelassen werden, sieht sich das Große Imperium gezwungen, militärische Gewalt anzuwenden. Sollten Einheiten Trebolas versuchen, die Blockade zu durchbrechen oder gegen unsere Schiffe vorzugehen, eröffnen wir ohne Warnung das Feuer. Ihre Zeit läuft.«
    Shaneka war entsetzt. Sie schaute zu Bull. Dieser sah überhaupt nicht überrascht aus. Auf seinem Gesicht lag ein feines Lächeln. »Machen Sie sich keine Sorgen um die Zukunft Trebolas – oder um die beiden Gesandten?«, fragte sie ihn.
    »Shaneka, es freut mich, dass Sie endlich erkannt haben, dass die Arkoniden nicht automatisch alles richtig machen – und ich nicht automatisch alles falsch.« Bull machte eine Pause, um seine Worte auf die Arkonidin wirken zu lassen. »Ich war vor wenigen Stunden auf Trebola und hatte Gelegenheit zu einem sehr aufschlussreichen Gespräch. Die Trebolaner haben geahnt, was passieren würde – und ich habe Anweisungen erhalten, was dann zu tun ist. An diese werde ich mich jetzt halten.«
    »Warum glauben Sie den Trebolanern mehr als den Arkoniden?«
    Bull lächelte wieder. »Ich kenne die Arkoniden anders, als Sie sie kennen. Und die Trebolaner haben mich mit einem beeindruckenden Argument überzeugt ...«

19.
    Übergabe
    Khebur, 10. Juni 2037
     
    Widerwillig folgten Talamon und Elnatiner ihren sechs Begleitern zurück durch die einzelnen Stationen des aufwendigen Rituals. Doch fanden sie keinen Trebolaner, der willig gewesen wäre, die Reinigung zu vollenden. So verließen sie den Krater in ihren zeremoniellen Gewändern, gereinigt und geheiligt. Aber das Ziel ihrer Suche hatten sie nicht gefunden. Das Geheimnis des Kraters blieb weiter rätselhaft. War der Krater schon immer leer?, überlegte Talamon bestürzt.
    »Wohin bringen Sie uns?«, fragte Talamon ihre Begleiter. Doch diese blieben stumm. Langsam merkte Talamon die Belastung. Erst das lange Warten, dann die unsinnigen Rituale und schlussendlich der leere Krater und die Trebolaner, die sie gefangen genommen hatten. Er spürte, wie sein Herz immer wieder kurz zu rasen anfing. Hitze schoss durch seinen Körper, seine Fingerspitzen wurden taub. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Er schüttelte kurz den Kopf, um seinen Blick wieder zu fokussieren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte der Volater.
    Talamon antwortete nicht, da sein Mund sich