PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
ausgehoben und als System von Fundamenten ausgelegt und miteinander verglast. Blendend weiße Elemente wuchsen über dem atemberaubenden Blau des Meeres in die Höhe und fügten sich zu Magazinen, Türmen, würfelförmigen Zentralen oder Wohnquartieren.
Bald darauf spiegelten sich Wolken und Wellen im rauchigen Spezial-Nodroglas vieler Fenster. Blitzende Projektoren, funkelnde Antennen und farbenfrohe Türen und Schotte unterbrachen die systematische Schönheit der zweckmäßigen Bauwerke, in die eine erste Gruppe von fünfzig Wächtern einzog, die einzeln und in kleinen Gruppen aus dem unterinsularen Transmitter gekommen waren.
Meiler, Wasser-Aufbereitungsanlage, Klimaanlagen, ein wohldurchdachtes System mehrfarbiger Kabel, Röhren unterschiedlicher Durchmesser und Schächte, durch die heiße und kalte Luft, Wasser, Dampf und Energie flossen, bildeten die Nervenstränge der Pembur-Station, dieser Krönung der Insel, die bedachtsam um sieben große Bäume, den einzigen großen Gewächsen, herum gebaut worden war.
Zum ersten Mal flammte der Schutzschirm auf, zum ersten Mal baute sich das hohe Energie-Riff auf. Ein stolzes Bauwerk, weithin sichtbar auf der Insel am
Schnittpunkt der Kaps einer riesigen Kontinentalbucht.
Das monumentale Werk unterbrach eindrucksvoll die Eintönigkeit des Meeres.
Sheo Omek war aus dem Brachland eines regnerischen Kontinents gekommen, der sich auf einer kalten Welt ausbreitete. Hierher, auf eine Insel des ewigen Sommers, in der die Gezeiten riesige Flächen Land in spiegelnde Salzsümpfe verwandelten. Nur lang-halsige Meereswesen und Raubfische, die sich bisweilen aus dem Wasser schnellten, waren zu sehen, wenn die Männer mit eingeölten Körpern aus dem Schatten kamen. Und Sonnenaufgänge. Wolken, Wogen, Gewitter, Ebbe und Flut. Vogelschwärme, ein riesiger Mond. Und Sonnenuntergänge.
Als alle, vom Kommandeur bis zum Magazinarbeiter, wegen der Hitze kurzhaarig und meist bartlos, tief braungebrannt waren, hatten die Kommandos auch die Bodenforts fertiggestellt und deren Varsonik-Steuerung getestet; dann waren sie wieder gestartet. Der erste Transport von zweihundertfünfzig Rebellen wurde gelandet, und das Erziehungsexperiment von Pembur-Station begann. Die Deportierten besserten sich, erkannten die wahre Größe Nodros und anerkannten die Gesetze der Zwillingsgötzen, oder sie vegetierten weiterhin als Schwammtaucher in schwerkraftgesteuerten Käfigen dahin. So hatte es angefangen ...
Sheo spähte durch die Strukturöffnung zum Strand. Es gab heute keinen Deportierten mehr, der mit einem Clezmor-Schwamm die Tauschstelle im Norden aufsuchte. Omek führte auf der kleinen Varsonik einige Schaltungen aus, und die runde Strukturöffnung im Energie-Riff schloss sich. Omek putzte das winzige, abgegriffene Pult von Salzkristallen frei, spülte mit Süßwasser nach und klappte sorgfältig den Schutzdeckel darüber. Er ertappte sich dabei, dass er bewusst alle Arbeiten mit neuer Sorgfalt ausführte und lächelte bei dem Gedanken an Amintis begierigen Körper in sich hinein. Dann leerte er die sieben Durstbeutel, die in der Sonne gehangen hatten und abgestandenes Wasser enthielten. Er verschloss wegen der Fliegen mit Sorgfalt jeden Beutel; morgen würden die Taucher an seiner Tauschstelle nur frisches, kaltes Wasser erhalten, und zusätzlich eine Mineral-Vitamin-Scheibe, die sonst nur die Wächter unter sich aufteilten. Und eine faire Menge Nahrungsriegel, brummte Omek; für ihn klang es wie ein Versprechen. Fast wie ein Schwur.
Er packte die übriggebliebenen Riegel in den Behälter und verschloss ihn mit ebensolcher Gründlichkeit. Dann hob er ihn auf die Schulter und ging langsam zum Magazin zurück; die Schwämme waren schon vom Sammel-Gleiter abgeholt und in die Kühlkammer gebracht worden.
Das große Magazingebäude lag zur Hälfte unterhalb der Hochwasserlinie und war dauergekühlt. In tiefen Regalen standen die weltraumfesten gefüllten Behälter, die von der Raumschiffsbesatzung gegen die leeren Kisten ausgetauscht worden waren. Im hinteren Bereich stapelten sich Packungen voller Konzentratriegel und alles andere, das der Versorgung der Gefangenen dienen sollte.
Die Regale waren übervoll. Sheo Omek musterte die Abbilder auf den Umverpackungen, prägte sich einige Mengenangaben und Kurzbeschreibungen ein und zuckte mit den Achseln; einige Schaltungen seiner Varsonik würden ihm ein lückenloses Verzeichnis all jener Waren zeigen, für die er verantwortlich war.
Niemand würde
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