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PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

Titel: PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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hatten ihre eigene Geschichte. Sie wich mitunter von dem Eindruck ab, den sie heute vermittelten. Sicherlich spielten Jahre oder Jahrzehnte andauernde Langeweile und Einsamkeit eine deutliche Rolle. Am nächsten Morgen sagte er: Wir haben die Nacht, den Mond und die Fliegen überlebt. Pass auf mich auf. Mit etwas Glück finde ich vier oder fünf von diesen wertvollen MeeresKohlköpfen. Dann sehen wir weiter.
    Tasha betrachtete das merkwürdige Band auf seiner Stirn, das steingefüllte Netz aus Pflanzenfasern um seine Hüften, die Knoten, und sah seinen entschlossenen Gesichtsausdruck.
    »Wahrscheinlich«, fügte Perry hinzu, »gewinnst du heute wieder einen akzeptablen Brocken deines Stolzes zurück, Göttin des Mondes Brayg. Für mich ist Stolz in diesen Zeiten eine entbehrliche Regung.« »Mit der Kraft meines Herzens«, brachte Tasha gepresst hervor, »schwöre ich, den Lenkern des nodronischen Empire die Gurgeln durchzuschneiden.« Sie benutzte den Götzenschwur, verkürzte und veränderte aber dessen Wortlaut. Ein lobenswerter Vorsatz, doch für heute und morgen irrelevant. Perry watete schnell in tiefes Wasser. Die beiden Scheiben, mit seinem Speichel eingerieben und ins Meerwasser getaucht, befestigte er mühsam vor seinen Augen und sah plötzlich, wie durch eine sehr schlechte Taucherbrille, ziemlich klar im Wasser unterhalb des Gezeitenmorasts. Er tauchte in einer Tiefe von sieben, acht Metern oder mehr, beschwert mit den Steinen im Netz um seine Hüften, und drehte mit viel Mühe insgesamt fünf stattliche Clezmor-Schwämme aus dem Meeresboden. Er winkte Tasha, die drei Schwämme übernahm und zurückschwamm. Erschöpft schleppte er seine Beute zu dem hilflosen Schattenbauwerk und ließ sich schwer in den feuchten Sand fallen. Sorgfältig verstaute er die Kunststoffscheiben in einer ramponierten Tasche seiner Jacke.
    »Wir sollten die Schwämme an einer anderen Stelle ... an mehreren anderen Stellen eintauschen«, schlug er vor.
    Tasha öffnete den Mund, um zu antworten, aber vom Meer her ertönten Schreie und Gekreische, das Wasser rauschte auf, Gischt und Schaum spritzten.
    »Raubtaucher!«, rief Tasha erschrocken.
    Rhodan sah drei oder vier echsenartig geschuppte, haiähnliche Wesen, knapp mannsgroß, die aus den Wellen sprangen und.den Körper eines Nodronen zer-fetzten, in wilden Wirbeln aus Blut und Schaum. Der Taucher flog durch die Luft, wurde ins Wasser gerissen, kam noch einmal mit verzerrter Miene hoch, ohne mehr einen Laut herauszubringen, und verschwand in der Tiefe. Andere Schwimmer flüchteten schreiend, so schnell sie konnten, ans Ufer. Die Zähne der mörderischen Gebisse funkelten, der Lebenssaft spritzte, die Beute wurde in die Tiefe gezerrt und verschwand in einem gischtenden Strudel.
    »Im seichten Wasser greifen sie an«, erklärte Tasha. »Die Magnoraunden kommen meistens nicht so nahe heran. Du wirst bald ein solches Ungeheuer sehen.«
    »Darauf verzichte ich gern«, murmelte Rhodan und rückte mit dem Schatten unter seiner ausgespannten Jacke eine Handbreit weiter zur Seite. Tasha folgte ihm schwitzend nach. »Aber es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben.«
    Die Gebäude hinter dem Energie-Riff waren nur ungenau zu erkennen. Pembur-Station hatte keine große Ausdehnung. Rhodan schätzte den Durchmesser auf kaum mehr als zweitausendfünfhundert Meter. Er hatte nicht lange gebraucht, um zu begreifen, dass ihn Tapasands Gezeitensümpfe ebenso umbringen würden wie alle anderen Deportierten. Es musste einen Ausweg geben, aber er sah keine ernsthafte Möglichkeit. Vielleicht konnte der eine oder andere Wächter mit einem Stein erschlagen werden, aber dies würde nichts ändern und wahrscheinlich den Kommandeur Kissah zu einer brutalen Strafaktion veranlassen. Er, Rhodan, war den Umständen ebenso ausgeliefert wie der Willkür der Wächter, und er musste einen Weg finden, Pembur-Station zu verlassen. Tasha schien seine Gedanken erraten zu haben und sagte achselzuckend: »Für zwei, drei Tage haben wir Wasser und Nahrungsriegel. Du denkst nach, nicht wahr? Du kannst absolut sicher sein, dass jede Idee hundertmal ausprobiert wurde. Ohne jeden Erfolg - wenn du vom Angriff gegen die Wächter absiehst. Vor Monaten. Sie haben sich ein Vergnügen aus diesem sinnlosen Versuch gemacht. Haben uns getötet oder einfach verhungern lassen.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort«, meinte Rhodan. »Aber eines weiß ich: Es gibt immer einen Weg. Wir haben ... Ihr habt ihn nur noch nicht erkannt.«

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