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PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

Titel: PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sorgsam arrangiert. Aus dem Zustand der Wohnung und dem Anblick der alten Waffen an der Wand und allen Holobildern schöpfte der Kommandant der Station Ruhe, innere Stärke und Zufriedenheit; außer diesem Ersatz für ein erfülltes Leben auf einem Planeten des Empire gab es nichts auf Pembur und der Insel. Außer dieser Einsamkeit, die Kissah nicht losließ. Er setzte sich in den hochlehnigen Sessel, stützte die Ellbogen auf und schaltete seinen Bildschirm nacheinander auf jede einzelne Kontrollkamera von Pembur-Station. Mangelnde Disziplin hatte er sich niemals vorzuwerfen brauchen. Wenn sein Vertreter seinen täglichen Morgenbesuch machte, musste er, Kissah, sich einen zutreffenden Überblick verschafft haben; es waren solche täglichen Zeremonien, die ihn davor bewahrten, in der Einsamkeit wahnsinnig zu werden.
    Kissah sah Joger und öffnete die Temperaturschleuse des Wohnungseingangs.
    Are’Nos Jaum Joger kam langsam aus dem Schatten, den das Sonnensegel auf die Terrasse warf. Unter den Achseln und an der Brust war die schwarze Uniformjacke schweißgetränkt. Der Holoschirm zeigte nacheinander die gewohnten Bilder und Geräusche des späten Morgens. Von den Stellen, an denen kleine Varsonik-Terminals für Energie-Riff-Strukturlöcher standen und die Wasserleitungen endeten, kamen Gelächter und Geschrei, Flüche und unverständliche Ausrufe.
    Der Frachter hat doch irgendwelche Dokumente mitgebracht. Steht da wieder nichts von Ablösung darin? fragte Joger.
    Kissah schüttelte den Kopf. Nur Anweisungen für die Sternenkreuzer, etwas Holz für Feuer und aktuelle Prüf-listen für die Bodenforts. Seit zwei Jahren keine Ablösung - du hast Recht. Ist schon lange überfällig. In dem galaktischen Sektor, 11.601 Lichtjahre vom Zentrum und 14.620 Lichtjahre von Nodro entfernt, in dem Pembur um den gelben Stern Draynare kreiste, rechneten die Verantwortlichen des Empire von Nodron grundsätzlich mit möglichen Angriffen quochtischer Flotten. Aber man war im Empire der Ansicht, dass die zehn Leichten Sternenkreuzer und die zwölf schweren Forts durchaus zur Verteidigung reichten, zumal die Existenz von Pembur-Station den Quochten kaum bekannt sein dürfte.
    Und selbst wenn - welches militärische Interesse hätten sie an einem uralten, verfallenem Straflager und am Wachstumsort der Clezmor-Schwämme? Irgendwie macht es verdammt wenig Spaß. Früher haben wir uns noch die jungen Weiber unter den Deportierten geholt. Ja - früher. Da war alles besser.
    Früher: Vor neun Jahren, vor neun vollen Umläufen des Planeten Pembur um Drynare. Früher: Als es noch Tauchgeräte und Schutzkäfige für die berufsmäßigen
    Clezmor-Taucher gab. Als der Frachter die wenigen ehemaligen Rebellen ins Empire zurückgeflogen hatte, jene wenigen, vom Überlebenskampf geläutert, die zuletzt die Überzeugung übrig behalten hatten, dass ihre Sicht nodronischer Lebensweise falsch gewesen war. Hauptmann Jaum Joger, Stellvertretender Kommandant, war, neben Kissah, einer der wenigen Wächter aus dieser Zeit, die noch eine vollständige, saubere Uniform trugen; Symbol der klaren Gesinnung eines nodronischen Clanangehörigen.
    Aber sinnloser Drill, sinnleere Disziplin inmitten dieser maritimen Ödnis würden die Männer nur ärgern und gegen den letzten Rest Ordnung rebellieren lassen. Langeweile, Eintönigkeit und nicht minder die Tatsache, dass ein Tag wie der andere war und dass nur Hitze, Sonne, warmes Meer und unregelmäßige Gewitter einander abwechselten, nagten an jeder Vorschrift und ließen selbst das rigideste Pflichtbewusstsein rosten. Er setzte sich gegenüber Kissah an die Platte und vermied es, die schweißnassen Hände auf die spiegelnde Fläche zu legen. Nach einer Weile, in der sie schwiegen, stand Kissah auf, deutete auf die Rauchfahne aus der Holzasche und ging zur Terrasse. Jaum Joger folgte ihm bedächtig.
    *
    »Was hat sich geändert, Zayt? Alles nur wegen des Schwarms?« Sie standen auf der obersten Plattform der
    Gebäudeansammlung, neben der rußigen Feuerstelle, deren Asche feucht geworden war, und blickten in südliche Richtung. Seit Tagen dachte der Kommandeur darüber nach, was er tun konnte, um seine verwilderten Männer bei Laune zu halten oder ihre Stimmung zu verbessern.
    »Ich habe die Weisung, mit unbarmherziger Schärfe vorzugehen«, antwortete Kissah. »Befehl des Zwillingsgötzen. Aber mir ist keineswegs wohl dabei. Und das alles, weil die Idee des Schwarms angeblich keine andere Auslegung

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